TSV 1860: Drei Löwen-Erkenntnisse nach der Uerdingen-Pleite

München - Daniel Bierofka richtet den Blick nach vorne. Vier Punkte aus vier Spielen trotz guten Fußballs – der Löwen-Trainer weiß, dass das eigentlich zu wenig für den TSV 1860 ist.
"Ich werde meinem Team zeigen, woran die späten Gegentore gelegen haben. Wir haben in zwei Wochen das nächste Ligaspiel, bis dahin haben wir das Spiel aufgearbeitet, analysiert und abgehakt – dann geht's weiter", meinte der 39-Jährige nach dem 0:1 (0:0) gegen den KFC Uerdingen. Die AZ erklärt, zu welchen Erkenntnissen er gelangt sein dürfte:
1. Löwen haben ein Ketten-Problem

Intensiv trainieren die Sechzger seit Wochen das Verschieben der Ketten im Defensivverhalten. Ergo, dass dies bei Gegenpressing durch den Gegner möglichst synchron abläuft. Schließlich verwies der Sportliche Leiter Günther Gorenzel zuletzt wiederholt darauf, dass wenn nur ein Spieler seinen Part nicht erfülle, Lücken entstehen würden.
Genau das war in der Nachspielzeit gegen Uerdingen der Fall, als wohl auch die Kräfte schwanden. Und als Lucas Musculus Ali Ibrahimaj den Ball zum Siegtor durchsteckte. "Wir müssen defensiv bis zur letzten Sekunde arbeiten, bis es abgepfiffen ist, dürfen nicht nachlassen", sagte Kapitän Felix Weber und beschrieb das Ketten-Problem: "Wir waren zu weit vorne. Dann setzt er sich gegen zwei durch, ich kann rausgehen, war mir aber zu unsicher. Dann tunnelt er, legt sich den Ball vor – was ein Gurkentor!"
2. Löwen müssen viel cooler bleiben
Beim 1. FC Kaiserslautern kurz vor Ende verloren, beim VfL Osnabrück in der Nachspielzeit den Sieg hergeschenkt, und nun gegen Ex-Löwe Stefan Aigner und die Krefelder in den Schlussminuten verloren. Den Löwen fehlt hinten raus die nötige Coolness und wohl auch Gelassenheit, um solch ein Spiel über die Runden zu bringen.
"Wir müssen das abstellen, reifer werden, in der 85. Minute auch mal den Ball zirkulieren lassen", meinte Youngster Benjamin Kindsvater. Dabei hatte er selber in der Schlussphase überhastet angegriffen. Zwar verneinten die Sechzger unisono, dass sie zu viel gewollt hätten. Mancher 1860-Fan sah das im Grünwalder Stadion aber anders – und hätte sicher lieber zumindest den einen Punkt genommen.
3. Löwen müssen Chancenverwertung verbessern

Adriano Grimaldi alleine vor dem Keeper (2. Minute), Grimaldi wieder alleine vor KFC-Torwart Rene Vollath (32.) und dann Phillipp Steinhart sowie Sascha Mölders hintereinander gegen die Latte (45.). Es war geradezu fahrlässig, wie der TSV 1860 seine Chancen ungenutzt ließ.
Oder wie es Bierofka beschrieb: "Es ist ein Wahnsinn, was wir heute an Chancen haben liegen lassen. Wir müssen einfach lernen, dass wir vor dem Tor kaltschnäuziger sind. Wenn du den Ball nicht über die Linie bringst, dann musst du zumindest einen Punkt mitnehmen." Beides schafften die Giesinger nicht. Der Löwen-Coach versicherte noch, ausführlich mit seiner Mannschaft reden zu werden. Es wäre dringend an der Zeit.
Adriano Grimaldi: Sturm-Ochse und Charakterkopf
TSV 1860 - KFC Uerdingen 0:1 (0:0)
TSV 1860: Bonmann - Paul, Weber, Lorenz, PSteinhart - Wein, Moll - Willsch (73. Karger), Grimaldi, Kindsvater (81. Lex) - Mölders (81. Bekiroglu)
Uerdingen: Vollath - Großkreutz, Schorch, Erb, Dorda - Öztürk, Daube (79. Ibrahimaj) - Aigner, Krempicki (74. Musculus), Kefkir - Beister (67. Konrad)
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 15 000 (ausverkauft)
Tor: 0:1 Ibrahimaj (90.+3)
Gelbe Karten: Wein (1) / Öztürk (3), Schorch (1), Großkreutz (2)