TSV 1860: Die Work-Wiesn-Balance der Löwen
München - Michael Köllner hat das Rezept bereits parat gegen eine Oktoberfest-Dauerkarte seines vergnügten Löwen-Rudels. "Ich glaub, dass die Spieler manchmal gerne gehen würden, aber das Fleisch dann schwach ist und sie eher zu Hause liegen bleiben", sagte der 1860-Trainer beinahe drohend. Für die richtige Work-Wiesn-Balance will und wird er in der Ligaunterbrechung mit intensivem Einheiten und einigen Wettkampfbelastungen schon sorgen.
Wie die Löwen die Länderspielpause überbrücken
"Am Ende ist die Länderspielpause klar umrissen", erklärte der Coach schmunzelnd, "drei Spiele, viel Training, da kann man sich dann überlegen, wenn man müde ist, ob man aufs Oktoberfest geht." Köllner verteilt also Arbeitsschuhe und Blaumann statt Haferlschuh' und Tracht. Aber das stößt bei der Mannschaft durchaus auf Verständnis.
"Wir arbeiten genauso weiter wie bis jetzt auch und dann holen wir unseren nächsten Dreier, da bin ich mir sicher", sagte Tor-Garant Fynn Lakenmacher mit Blick auf die Partie bei Borussia Dortmund II am 1. Oktober und bewegte sich ganz auf des Trainers Linie.
Am Dienstag steht ohnehin der offizielle Wiesn-Besuch des Klubs an und am Samstag hatte das Team als Lohn für das 3:1 gegen FC Erzgebirge Aue eh schon Ausgang bekommen. Ganz in der Diktion: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen hatte Sechzig am Freitag einen hartnäckigen Gegner vor allem mit Effizienz und Willensstärke bezwungen. "Es hat Zeit gebraucht und Geduld", sagte Albion Vrenezi.

"Sechzig-Haaland" in aller Munde
In aller Munde war freilich, der Sechzig-Haaland, wie manche den blonden Hünen Lakenmacher nach seinen Saisontreffern vier, fünf und sechs nannten. Mit seiner physischen Präsenz und dem Tor-Gespür hat der 22-Jährige nicht nur den Schmerz der Verletzung von Marcel Bär ("Denke schon, dass ich dieses Jahr auf den Platz zurückkehre.") gemildert, sondern den Löwen eine Dimension hinzugefügt. "Alle Jungs stehen hinter mir und geben mir Vertrauen. So kann ich auch meine Qualitäten auf den Platz bringen", sagte Lakenmacher, der einer Handballer-Familie entstammt und nun ganz und gar bei 1860 angekommen ist.
Ihn in diesem Lauf zu halten und auswärts in einen zu bringen - er schoss seine Tore alle im Grünwalder - wird eine der Aufgaben sein, die Köllners Elf mitnimmt in die nächsten 14 Tage. Darüber hinaus gehe es darum, "an unserem Spiel" zu feilen, wie der Trainer sagte. "Unser Spiel ist nicht so, dass wir über alle Zweifel erhaben sind. Wir haben immer Phasen, die nicht so gut sind", führte Köllner aus. Auch gegen Aue war dies durchaus ersichtlich.
Gelegenheiten zum Feinschliff
Diese werden der Vergleich beim österreichischen Erstligisten WSG Tirol (22.09.) und das Totopokal-Viertelfinale beim FV Illertissen (27.09.) bieten. Dazwischen liegt der Kick beim SV Münsing-Ammerland (Köllner: "Ein Spiel in der Region für die Fans") am 23. September.
Und letztlich soll sich die Länge der Ausfall-Liste reduzieren. Quirin Moll und Kapitän Stefan Lex sind schon wieder einsatzbereit, andere aber auch dicht dran. "Es geht auch darum, Semi Belkahia wieder zurückzubringen, Marius Willsch zurückzubringen, Philipp Steinhart wieder in den Prozess zu bringen, dass wir am Ende nur noch einen verletzten Spieler haben", sagte Köllner. Eben jenen Bär. Dafür müssen dann nur Leandro Morgalla und Nathan Wicht von ihren internationalen Verpflichtungen gesund heimkommen. Vrenezi sagte noch: "Wir wollen oben bleiben und arbeiten an den Aufgaben." Der Trainer hört's sicher gern.