TSV 1860: Die Löwen mit Wut im Bauch zum Rekordsieg
München - Was haben Wormatia Worms und der Hallesche FC gemeinsam? Richtig - beide Vereine warfen sich den Löwen zum Fraß vor. In der Zweitliga-Saison 1981/82 fuhr der TSV 1860 in Worms einen 3:1-Auswärtssieg ein, bevor er denselben Gegner im Rückspiel mit 7:0 aus dem Grünwalder Stadion schoss. Damals Viererpacker: ein gewisser Rudi Völler.
Zwei Spiele, zwei Siege, 10:1 Tore! Etwa 19 Jahre später schafften die Giesinger erneut Historisches - die nächste zweistellige Demontage: Dem 6:1-Kantersieg im Hinspiel ließen die Blauen am vergangenen Samstag ein völlig verdientes 4:0 (3:0) bei den Hallensern folgen. Zwei Spiele, zwei Schützenfeste, ebenfalls 10:1 Tore.
Brauchte nur 42 Sekunden bis zum Führungstreffer: Neulöwe Keanu Staude
Höchster Heimsieg der Drittliga-Historie im Hinspiel, höchster Auswärtssieg beim Wiedersehen: Halle zählt unter Cheftrainer Michael Köllner eindeutig zur weiß-blauen Lieblingsbeute. Neulöwe Keanu Staude brauchte bei seinem Startelfdebüt nur sage und schreibe 42 Sekunden für den Führungstreffer. "Man hat heute von der ersten Minute an gesehen, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten", sagte Torjäger Sascha Mölders, der mit seinem 16. Saisontor zum 4:0 den Deckel drauf machte (64.). Dazwischen trug sich der zweite Winter-Neuzugang, Merveille Biankadi, in die Torschützenliste ein (37.) - und natürlich auch Hinspiel-Viererpacker Dennis Dressel (45.+2).
Fazit Mölders: "Wir waren in jeder Minute des Spiels präsent und haben verdient gewonnen." Eine Aussage, an der es bei dieser starken Kollektiv-Leistung furioser Löwen mit Matchwinner Staude nichts zu rütteln gab. Höchstens, dass der Strafstoß durch Phillipp Steinhart (32.) und weitere beste Chancen nicht im Tor landeten. Sei's drum: Durch die weiß-blaue Machtdemonstration meldet sich 1860 zurück im Aufstiegsrennen: Der Fünfte Sechzig (44 Punkte) liegt in Lauerstellung, sieben Zähler hinter Relegationsrang drei.
Gorenzel über die Löwen: "Die Jungs haben ihr Herz auf den Platz geworfen"
An der Leistungsexplosion seiner Elf hat der Löwen-Dompteur entscheidenden Anteil: Nach der ärgerlichen Ergebniskrise (ein Sieg aus fünf Spielen) zeigte Köllner zuletzt ein anderes Gesicht. Mit seiner öffentlichen Wutrede aus teils einsilbigen Antworten und umso längerer Kritik an Sechzigs Missständen sowie einer "angemessenen" Reaktion im Umgang mit seinen Spielern zog der 51-Jährige die Zügel deutlich an. Sein Team zeigte - aus einem sehr offensiven 4-1-4-1-System heraus - die geforderte Reaktion.
Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel analysierte treffend: "Die Jungs haben ihr Herz auf den Platz geworfen." Auch Türöffner Staude ließ durchblicken, dass die Giesinger mit Wut im Bauch ins Spiel gegangen waren: "Der Sieg tut sehr gut. Wir hatten uns einiges vorgenommen, haben es sehr gut umgesetzt und unsere Chancen genutzt."
Sechzig-Trainer Köllner ist nach Halle-Spektakel zufrieden
Und Köllner? Selbst nach dem Halle-Spektakel fasste er sich kurz: "Wir freuen uns über einen stabilen 4:0-Auswärtssieg im Erdgas-Sportpark. Wir sind zufrieden", analysierte er und wünschte Halle gutes Gelingen im Abstiegskampf. Für sein Statement brauchte der sonst so gesprächige Köllner nur halb so lang wie Staude für sein Tor - als wollte der TSV-Trainer zwischen den Zeilen sagen: Noch ist nicht alles gut und diese Leistungsbereitschaft gilt es zu konservieren.
Biankadi, der sich seines Formtiefs mit seinem Tor und einem Assist entledigte, brachte es auf den Punkt: "Es war ein Top-Spiel von uns! Wenn wir am Mittwoch nachlegen könnten, wäre es umso wichtiger." Dann muss 1860 um 19 Uhr bei Schlusslicht Lübeck ran. Nicht nur Köllner weiß: Dort braucht es weder Gedanken an den Halle-Rekord, noch an das folgende Spitzenspiel am Montagabend gegen Tabellenführer Dynamo Dresden (19 Uhr, MagentaSport und im AZ-Liveticker) - sondern diesen unbedingten Willen seiner tor-gierigen Löwen.