Trainergeschacher: Wer tut sich diese Löwen an?

München – Um 16.36 Uhr am Dienstag bestätigte der TSV 1860 das, was die Fußball-Öffentlichkeit längst erwartet hatte: Markus von Ahlen ist nicht mehr Trainer der Löwen. Er wurde zusammen mit seinem Co-Trainer Filip Tapalovic von seinen Aufgaben entbunden. Vorübergehend übernimmt U21-Trainer Torsten Fröhling. „Wir bedauern sehr, dass Markus’ Arbeit letztendlich nicht den Erfolg erzielt hat, den wir uns erhofft und unbedingt benötigt haben“, ließ Sportchef Gerhard Poschner wissen und bedankte sich.
Ein Beben fühlt sich anders an: Selten war eine Trainerentlassung so vorhersehbar. Und selten wurde sie so unnötig in die Länge gezogen. Sicher ist: Das Possenspiel war Teil eines Machtkampfes, der in der Führungsetage des Klubs tobt. Geschäftsführung, Investor und Präsidium sind zerstritten. Die drei Führungsgremien des TSV 1860 haben sich überworfen und ihre Differenzen auf dem Rücken von Ahlens und des Vereins ausgetragen. Seit Sonntagabend versuchen Gerhard Poschner, Noor Basha, Markus Rejek, Gerhard Mayrhofer und Erik Altmann einen Konsens zu finden in der Trainerfrage. Vergeblich – was auch an Investor Hasan Ismaik liegen könnte. Denn 1860 hatte bereits eine Einigung mit einem Trainer erzielt, doch Ismaik soll in letzter Sekunde sein Veto eingelegt haben, wie aus dem Umfeld des Vereins zu hören war.
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Die Namen der vier Top-Kandidaten Poschners waren am Dienstag durchgesickert: Mike Büskens, Uwe Rösler, Uwe Neuhaus und Michael Frontzeck. Büskens, der 2012 mit Greuther Fürth in die Bundesliga aufgestiegen war, bei Fortuna Düsseldorf aber nicht die Erwartungen erfüllen konnte, hat wohl bereits abgesagt.
Die AZ macht den Kandidatencheck:
Uwe Rösler: Er gilt nach der Absage Büskens’ als A-Lösung. Das Hall-of-Fame-Mitglied von Manchester City, Ex-Coach von Wigan Athletic, kennt zwar als Trainer die deutsche Zweite Liga nicht, hat sich in England aber einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Nicht nur aufgrund seiner charismatischen Erscheinung, auch aufgrund seines Offensiv-Fußballs, mit dem er besonders im Pokal auf der Insel für Furore gesorgt hat. Die Verhandlungen mit dem 46-Jährigen könnten aber an den Gehaltsvorstellungen des Ex-Hachingers scheitern.
Uwe Neuhaus: Die Finanzen wären bei ihm wohl eher kein Problem. Der ehemalige Coach von Union Berlin steht in den Startlöchern und wartet nur auf einen Anruf aus München. Der 55-Jährige hatte die Eisernen 2008 in die Zweite Liga geführt und bis letzten Sommer Stück für Stück nach oben gebracht. Er gilt zwar nicht als der große Kommunikator, dafür aber als Förderer der Jugend und hätte aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Liga keine Eingewöhnungsprobleme.
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Michael Frontzeck: Auch er kennt aufgrund seiner Zeit beim FC St. Pauli das Bundesliga-Unterhaus. Seine Verpflichtung wäre höchst brisant, schließlich empfangen die Löwen am Samstag eben jene Paulianer. Und deren Trainer heißt gerade Ewald Lienen – ein Ex-Löwe. Allerdings gilt der kantige Gladbacher mit seiner bärbeißigen Art an der Grünwalder Straße nicht gerade als Fanliebling.
Bliebe noch einer, der nicht nur die Zweite Liga, sondern auch München bestens kennt und ebenfalls bei 1860 auf der Liste steht: Lorenz-Günther Köstner. Fraglich nur, wer nach dieser neuerlichen Posse überhaupt bei 1860 einspringen möchte. Ein Sponsor sagte am Dienstag der AZ: „Es ist ein Trauerspiel. Keine Konsequenz, kein Auftreten, keine Führung. Hier übernimmt keiner Verantwortung. Es gibt offenbar keine Leute mehr, die sich an irgendwelche Regeln halten.“ Jetzt soll es zunächst einmal wieder der U21-Trainer richten. Damit darf er am Mittwoch um 10 Uhr anfangen.