Torsten Fröhling: "Endlich nicht mehr Zuhause rumhängen"

Ex-1860-Trainer Fröhling über seinen Wechsel nach Wiesbaden, sein Aus bei 1860 und warum ihm die Rückkehr zu den Löwen nicht gelang.
von  Interview: M. Eicher
Ex-Löwen-Trainer Torsten Fröhling spricht im AZ-Interview über seinen neuen Job bei Wehen Wiesbaden.
Ex-Löwen-Trainer Torsten Fröhling spricht im AZ-Interview über seinen neuen Job bei Wehen Wiesbaden. © dpa

München - Der ehemalige TSV-Coach Torsten Fröhling trainiert nach seinem Engagement bei den Löwen wieder eine Fußball-Mannschaft. Im AZ-Interview spricht er über seine Zukunft bei Wehen Wiesbaden.

AZ: Herr Fröhling, Glückwunsch zum neuen Job beim SV Wehen Wiesbaden.

TORSTEN FRÖHLING: Danke. Endlich nicht mehr Zuhause rumhängen. (lacht)

Dürfte ungewohnt für die Familie gewesen sein, Ihr Gesicht so oft zu sehen: Vorher arbeiteten Sie beim TSV 1860 weit weg vom Wohnort Hamburg.

Klar, für die war es gut. Ich bin nur ein bisschen rumgereist, es war geplant, dass ich bei Salzburg und Hoffenheim hospitiere – um überhaupt mal drin zu bleiben. Das mit Wiesbaden hat sich jetzt zufällig ergeben.

Was gab den Ausschlag?

Ganz einfach: Ich wollte wieder arbeiten. Dazu ist es ein interessanter Verein mit einer guten Infrastruktur, schon früher gewesen. Jetzt versuche ich, zu helfen.

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Der Drittligist kämpft um den Klassenerhalt, die Löwen haben Sie letzte Saison in der Relegation vor dem Abstieg bewahrt. Rettung reloaded also.

Es ist immer alles möglich. Es war bei Sechzig ja mal genauso wie hier: Man hat große Ziele, versteift sich darauf und kommt in einen Kreisel, aus dem man schwer wieder ausbrechen kann. In München hatte ich einen Vorteil, den es hier nicht gibt.

Der wäre?

Da kannte man alle, wusste, wie die Spieler ticken. Hier müssen wir uns alle ganz schnell kennenlernen. Die Mannschaft muss akzeptieren, dass sie in der 3. Liga auch investieren muss. Nur gemeinsam können wir den Bock umstoßen. Und: Es gibt keine Relegation, wir müssen es direkt schaffen.

Es ist Ihre erste Station als Cheftrainer nach der Zeit bei 1860. Sehen Sie die Gefahr, sich zu verbrennen, sollten Sie in die 4. Liga abstürzen?

Weiß ich nicht. Ich denke, es gehört alles zum Leben dazu. Wäre natürlich besser, es geregelt zu kriegen.

Um den neuen Posten antreten zu können, haben Sie Ihren Vertrag bei 1860 aufgelöst. Ein komisches Gefühl?

Alles, was bei Sechzig arbeitet, hat mich zum neuen Job beglückwünscht. Es war dort ‘ne geile Zeit, mit allem, was dazu gehört. Das werde ich nie vergessen. Es war sehr intensiv, ich habe viele Freunde gewonnen, super Fans gehabt, enorm viel Zuspruch bekommen. Ich verliere viele angenehme Leute dort.

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In der aktuellen Spielzeit war Ihre Zeit bei 1860 nach zwölf sieglosen Ligaspielen abgelaufen. Wie groß war die Enttäuschung?

Klar tat das weh. Wenn das nicht so wäre, hätte ich den Beruf verfehlt. In München ist alles hektischer: Wir haben ja insgesamt ordentliche Spiele abgeliefert, hatten am Ende vier Spiele nicht verloren gegen gute Gegner. Das Schöne war: Es war gar nicht so unruhig. Es hat einfach das Quäntchen Glück gefehlt.

Im Sommer tobte ein Machtkampf mit Investor Hasan Ismaik. Präsident Gerhard Mayrhofer und Sportchef Gerhard Poschner traten zurück. Wie oft dachten Sie: Was, wenn es kein Chaos gegeben hätte?

Im Sommer ist alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Da haben wir uns als Verein selbst geschadet. München ist ja ein Pflaster, wo man nach dem Höchsten strebt, was auch richtig ist. Wir konnten uns nur punktuell verstärken, wollten erstmal demütig sein. Dann haben sich Spieler verletzt, das war mit diesem kleinen Kader nicht so einfach. Aber das wussten wir alle. Klar denkt man darüber nach, aber es ist eben rum.

Der Plan war eigentlich, dass Sie zu den Löwen zurückkehren. Wieso hat es nicht geklappt?

Es wurde viel geredet und nachher ist doch nichts passiert. Wir haben einen Tag nach der Beurlaubung gesprochen, nochmal im Dezember. Dann sollte ich erst im Januar arbeiten, dann wurde es auf Sommer verschoben.

U21, U19, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums – um welche Position ging es?

Es hätte erst etwas kreiert werden müssen. Das ist nicht so einfach, wenn man viele Angestellte hat. Ich denke, es muss alles sauber und fair ablaufen. Ich wollte arbeiten, es ging eben nicht. Nachtreten ist nicht mein Ding. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ich habe eine neue Aufgabe, jetzt ist Wehen Wiesbaden mein Verein.

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Werden Sie – wann auch immer – wieder bei den Löwen anheuern?

Man weiß nie, was in drei, vier, fünf Jahren ist. Nicht nur der Profibereich, auch im Nachwuchs: Das hat mir Spaß gemacht, damit konnte ich mich identifizieren.

Jetzt muss 1860 aufpassen, nicht bald in derselben Liga wie Wehen Wiesbaden zu spielen.

Das hoffe ich nicht, und bin auch zuversichtlich: Das Gros der Spieler hat Erfahrung aus dem letzten Jahr, dazu gezielte Verstärkungen und bei den drei Siegen in Folge kam auch das Glück zurück. Wenn ich nach dem letzten Spieltag die Zeitung aufschlage, will ich lesen: Möhlmann und Fröhling kicken in der Liga, in der sie angefangen haben.

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