Steht der TSV 1860 zum Verkauf? – Löwen-Präsident Reisinger reagiert auf Ismaik-Interview in der AZ
München - Hasan Ismaik hatte im großen AZ-Interview die brisante Gesprächsvorlage geliefert, nun hat sie das Präsidium des TSV 1860 aufgenommen und die Tür für einen möglichen Dammbruch in der Dauer-Konfrontationslage mit dem jordanischen Investor der Löwen geöffnet.
"Wenn dazu jetzt die Bereitschaft besteht, begrüßen wir diesen Schritt ausdrücklich", hieß es in einer Stellungnahme von Präsident Robert Reisinger und Vize Heinz Schmidt zur von Ismaik vorgetragenen Option, unter Umständen seine Anteile zu verkaufen.
TSV 1860: Hasan Ismaik knüpft sein Angebot an klare Bedingungen
"Das hören wir in der Form zum ersten Mal", entgegneten Reisinger und Schmidt. Sie erklärten: "Unsere Haltung dazu war immer klar: Die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA braucht mehr Vielfalt bei den Kapitalgebern. Dann löst sich auch die ungute Polarisierung zwischen unserem alleinigen Mitgesellschafter und dem Verein."
Eine einvernehmliche Trennung nach einem professionellen Austausch als Schritt aus dem ewigen Gesellschafter-Dilemma hin zu einer heilen Löwen-Welt? Klingt fast zu schön, um wahr zu sein – und ist auch keineswegs ein Selbstläufer. Nicht nur, dass Ismaik sein Angebot an klare Bedingungen knüpft – es bleibt vorläufig auch offen, ob das Präsidium bereit wäre, diese Bedingungen zu akzeptieren. Im AZ-Gespräch im Rosewood Hotel formulierte der Jordanier diese sehr ausführlich.
Hasan Ismaik:TSV-1860-Bosse sollen die Schuld an den jahrelangen Querelen auf sich nehmen
"Es gäbe eine andere Option, wie man das Investment beenden könnte: Wenn sich der Mitgesellschafter mit mir zusammensetzt", führte Ismaik aus, "und zugibt, dass ich nur benutzt worden bin, dass diese Nadelstichpolitik real ist und man mich rausekeln will. Wenn sie diese Fehler gestehen, sich dafür entschuldigen und mir sagen: 'Mister Hasan, wir sagen es Dir direkt ins Gesicht: Du sollst aussteigen, der Verein soll den Fans gehören!' Wenn sie dieses Gespräch mit mir führen – und zwar mit Respekt – dann wäre ich für Verhandlungen bereit. Dann würde ich diese Türe aufmachen."
Ismaik erwartet also, dass die Vereinsführung der Sechzger im Büßergewand vor ihn tritt und die Schuld an den jahrelangen Querelen auf sich nimmt. Dass dies alles andere als einfach wird, lässt die e.V.-Stellungnahme auch erkennen.
Robert Reisinger reagiert: "Der Verein war und ist dialogbereit"
"Hasan Ismaik", wurde auf die jüngste Stippvisite verwiesen, "ist zu einem Blitzbesuch in München erschienen, ohne das Präsidium davon zu informieren. Während Mitglieder und Medien häufig die Frage stellen 'Warum spricht der Präsident nicht mit Hasan Ismaik?', ist es tatsächlich so, dass vom Verein zahlreiche Einladungen sowohl schriftlich wie mündlich (über seine Vertreter) ausgesprochen wurden. Der Verein war und ist dialogbereit."
Insofern stellt sich auch die Frage zu Ismaiks Verhandlungsangebot, ob dies ernst gemeint oder nur ein neues taktisches Manöver ist, weil es Bedingungen enthält, die niemals zu erfüllen sind.
Einstweilen stützt der e.V. auch eine gewisse Zuversicht auf die Entwicklungen in der Causa 50+1, weil Ismaiks Beschwerde dazu vor dem Bundeskartellamt nicht besonders erfolgsversprechend aussieht.
Falls dies, heißt es, einen Strategiewechsel Ismaiks auslöse, der die Handlungsmöglichkeiten der TSV 1860 GmbH und Co. KGaA verbessere "sehen wir dem als Vereinsvertreter mit großem Interesse entgegen".1860-Präsident Robert Reisinger reagiert auf Ismaik-Interview in der AZ: "Der Verein war und ist dialogbereit" Ob Scharade oder echte Annäherung, der nächste Zug eines der Gesellschafter gibt vielleicht Aufschluss.