Stehauf-Löwen: Der TSV 1860 nutzt die letzte Chance
München - Fünf lange Monate ist es her, da mussten die Roten Teufel das Feld zum letzten Mal als Verlierer räumen: Am 31. Oktober 2021 patzte der Aufstiegsaspirant ausgerechnet gegen Kellerkind Würzburger Kickers mit 0:2. Fünf Monate lang blieb der FCK unbesiegt. Bevor die Teufel zu den Löwen kamen.
Mit dem 2:1-Willenssieg gegen Aufstiegsaspirant 1. FC Kaiserslautern hat der TSV 1860 echte Comeback-Qualitäten bewiesen - sowohl in diesem Duell, als auch im Aufstiegsrennen der Dritten Liga. "Nach so einem Rückstand zurückzukommen, wo dir einer schon halb die Luft abdreht, war schon stark", urteilte Cheftrainer Michael Köllner über den frühen Rückschlag durch Mike Wunderlich.
Trotz bösem Fehlpass: Salger kämpft sich zurück in die Partie
Kein Grund für 1860, um aufzugeben. Vielmehr ein Grund, der zurückgekehrten Überzeugung eine Prise Wut beizumengen. "Kompliment, wie sie das Spiel grundsätzlich bestritten hat, aber auch, wie wir auf den Nackenschlag nach 90 Sekunden reagiert haben", meinte Köllner beeindruckt.
Kein einziger Löwe habe den Kopf hängenlassen, selbst Pechvogel Stephan Salger kämpfte sich unter den Augen von Investorenbruder Yahya Ismaik nach seinem Fehlpass-Aussetzer zurück. "Wenn einer das wegsteckt, zeichnet das einen guten Spieler aus", meinte Löwen-Ikone Daniel Bierofka bei Magenta Sport dazu. Aufstehen, wenn du am Boden liegst, wie es die Sechzger nach nicht einmal einer halben Stunde mit dem Ausgleich durch Torjäger Marcel Bär vollbrachten. Qualitäten, die der einstige Bundesliga-Spieler Bierofka selbst nur zu gut kennt und seiner Elf stets eingeimpft hatte.
Köllner nach Lautern-Sieg happy: "Eine überragende Teamleistung"
Fähigkeiten, die auch Köllner seiner Mannschaft vermittelt. "Das war eine überragende Teamleistung", sagte Matchwinner Kevin Goden. Nun haben es die Köllner-Kicker mit zwei Comeback-Siegen in Serie wieder bewiesen. Die Stehauf-Löwen.
In Sachen Motivation und Taktik habe Köllner in der Halbzeitpause nochmal auf seine Mannen eingewirkt, "Ich hab's der Mannschaft auch in der Halbzeit noch mal gesagt: 'Ich ringe euch ganz viel ab, vor allem taktisch", sagte der 52-Jährige, "aber bleibt's dabei, bleibt´s dran, wir müssen noch einen Tick besser werden.'"
Siehe da, seine Sechzger wurden noch besser - schnürten den Tabellen-Zweiten tief in die eigene Hälfte und ließen "so gut wie keine Konterchance" (O-Ton Köllner) zu. "Das war der Schlüssel in dem Spiel. Und Goden hat uns dann natürlich mit seinem Treffer auf die Siegerstraße gebracht. Das war wichtig, um Kaiserslautern zu Hause in die Knie zu zwingen."
Michael Köllner warnt vor Kellerkind SC Verl
So schön der Sieg und der Beleg, dass Sechzig auch einen "Großen schlagen" kann, auch waren: Köllner mahnte bereits nach dem Duell schon wieder vor dem nächsten Gegner: dem SC Verl. "Am Freitag haben wir ein brutal schweres Spiel. Daheim gegen Verl, das ist von der Papierform her eigentlich das einfachste Spiel." Für Köllner sei es, gerade nach den sechs Punkten aus den ersten beiden Partien der Englischen Woche, das schwierigste Duell.
Der Grund? So gut wie sich die Blauen auch in der Rolle des Underdogs gefallen, so ungern schleppen sie die Bürde der Favoritenrolle mit sich herum. Man erinnere sich nur an die große Last jener Umfrage zu Saisonbeginn, als postuliert wurde, dass der TSV 1860 ein Aufstiegsfavorit sei.
Vom Aufstieg will Köllner weiter nichts wissen
"Wir brauchen vor allem wieder unsere Fans", sagte Köllner und schickte gleich noch eine Botschaft hinterher: "Sie dürfen nicht glauben, dass wir von der ersten Minute an Party machen, sondern wir werden da 90 Minuten lang ackern müssen."
Eine Aufstiegsparole wollte Köllner angesichts von nur noch sieben Punkten Rückstand auf Lautern nicht absetzen: "Mit anderen Themen sich zu beschäftigen ist eh Quatsch. Wir sind noch weit dahinter." Ein Sieg gegen Verl könnte dies ändern...