Stefan Aigner und seine Rolle bei 1860 München

Der lange verletzte Ur-Löwe kommt nach seinem Tief immer besser in Form, Sechzig-Boss Peter Cassalette lobt ihn als "Leistungsträger" und hofft, dass der 29-Jährige an Frankfurter Glanztage anknüpfen kann.
München - In seinen Spielen Nummer zwei und drei schlüpfte er in jene heldenhafte Rolle, die ihm der TSV 1860 zugedacht hatte. 1:0-Siegtreffer gegen Arminia Bielefeld, mit Tor und Vorlage der Matchwinner im Pokalduell gegen den Karlsruher SC (2:1). Stefan Aigner, der vielumjubelte Rückkehrer, schien zu Saisonbeginn voll einzuschlagen. Da war die Aigner-Welt noch in Ordnung.
Doch dann folgten Knieverletzung, Kapitäns-Posse, Sendepause. Bis jetzt. Denn nun wirbelt Aigner wieder. Zwei Mal stand der 29-Jährige unter Neu-Trainer Vitor Pereira zuletzt in der Startelf, zwei Mal konnte er zumindest an jener Rolle schnuppern, die ihm zugedacht war: die jenen Akteurs, der den Unterschied ausmacht. Beim 1:2 gegen den FC St. Pauli steuerte Aigner die Vorlage zu Lumors Führungstreffer bei, in Hannover hatte er das 1:0 selbst auf dem Fuß und scheiterte an Ex-Mitspieler Philipp Tschauner, während Martin Harnik auf der Gegenseite den Spielentscheider gab.
Cassalette vergleicht ihn mit Lewandowski
Für Präsident Peter Cassalette ist der Rückkehrer von Bundesligist Frankfurt dennoch auf einem guten Weg. "Ich bin froh, dass er sein Können nach einer schweren Zeit immer mehr abruft. Gegen St. Pauli und in Hannover hat er gut gespielt, leider hat er eben mal eine Riesenchance vergeben. Das passiert anderen Spielern auch", relativierte Cassalette auf AZ-Nachfrage – und zog einen interessanten Vergleich: "Ein Robert Lewandowski bekommt eben fünf Chancen in einem Spiel und macht drei rein – Aigner steht halt nicht so oft alleine vor dem Tor."
Eine soweit korrekte Analyse. Selbst der Bayern-Torjäger kann nicht jede seiner Chancen nutzen. Aber eben doch viele. Und die Löwen? Es wäre so wichtig, dass bei den Sechzgern zumindest die ganz dicken sitzen. "Wenn er nur annähernd so spielt, wie in den letzten Jahren in der Bundesliga, wird er unverzichtbar bei 1860. Er wird hoffentlich noch wichtige Tore für uns schießen", ist sich Cassalette sicher.
Aigner, Sechzigs Mister Unverzichtbar
Der gebürtige Münchner ist für seinen Präsidenten weiter absolutes Aushängeschild: "Ich habe im Sommer alles dafür getan, dass er kommt, habe auch Hasan Ismaik überzeugt", so Cassalette über nächtelange Diskussionen, den schnellen und technisch beschlagenen Aigner aus Frankfurt für kolportierte drei bis dreieinhalb Millionen Euro loszueisen. Der Oberlöwe schwärmt auch jetzt, wo die Sechzger im Winter mit fünf Neuzugängen inklusive Konkurrent Amilton runderneuert wurden, von Aigner: "Ich halte sehr viel von ihm, sportlich wie menschlich. Er ist eine Identifikationsfigur und – wenn er fit ist – ein Leistungsträger. Die Fans lieben ihn."
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Der Rücktritt als Kapitän falle dabei nicht ins Gewicht, wenngleich Cassalette die Aktion "aus dem Frust heraus" traurig stimmt: "Mir persönlich tut es ein bisschen leid, dass er seine Kapitänsrolle abgegeben hat, da er für mich ein guter Spielführer wäre. Aber die Entscheidung muss man akzeptieren." Der Flügelflitzer ist dieser Tage im Rahmen Sechzigs restriktiver Medienpolitik nicht zu sprechen. Überliefert ist aber seine Aussage nach dem Pauli-Spiel, dass er sich wieder besser fühle.
Selbstvertrauen gehört dazu
Klar freue ihn seine Leistung, "ich weiß, dass ich jetzt wieder annähernd meine Form habe. Selbstvertrauen gehört dazu, da brauchen wir nicht drum herum zu reden – da tut so ein Spiel auch mal gut." Leider habe sein Wirken nicht zum Punktgewinn beigetragen. Was nicht war, kann ja noch werden – vielleicht schon am Freitag (18.30 Uhr) im Duell mit den Würzburger Kickers.