Sind diese Löwen untrainierbar?

Für 1860 geht es nun um Punkte gegen den Abstieg. Ob Funkel, Schmidt, Maurer: Keiner hatte das Team im Griff. An wem es liegt
Markus Merz |
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Frust bei den Löwen. Guillermo Vallori, Benny Lauth und Daniel Adlung (v.l.).
Frust bei den Löwen. Guillermo Vallori, Benny Lauth und Daniel Adlung (v.l.).

Für den TSV 1860 geht es nun um Punkte gegen den Abstieg. Ob Friedhelm Funkel, Alexander Schmidt, Reiner Maurer: Kein Trainer hatte das Team zuletzt im Griff. An wem es liegen könnte

München Jedes Jahr im Sommer ist es das selbe Spiel. Die Löwen kommen aus einer Saison, die wieder mal nicht Fisch, nicht Fleisch war. Einige Spieler, die nicht so gut funktioniert haben, werden abgegeben, im Gegenzug werden Profis verpflichtet, die den Aufschwung versprechen. Funktionäre und allerlei Experten prognostizieren, dass es in diesem Jahr tatsächlich endlich etwas werden könnte mit dem Aufstieg. Spätestens im Herbst ist es dann wieder passé mit den Aufstiegsträumen. Das geht jetzt schon seit zehn Jahren so.

Auch Friedhelm Funkel gehörte in diesem Sommer zu den Experten, die den Löwen-Kader stark genug für den Aufstieg hielten. Der ist seit sieben Wochen selbst Trainer und muss erkennen: Ganz so einfach ist das nicht. Und schlimmer noch: Möglicherweise sind die Löwen unter ihm gerade dabei, in einen unheilvollen Abwärtsstrudel zu geraten. Nach dem 1:2 beim KSC ist der TSV 1860 jedenfalls im Abstiegskampf angekommen. „Man muss alles im Auge haben, es sind nur drei Punkte bis Platz 16. Wir müssen jetzt anfangen zu punkten”, sagt auch Funkel.

Dass die Wut der Fans – vorgetragen etwa bei az-muenchen.de – sich nun auch gegen Funkel richtet, ist erwartbar. Sechs Punkte in sechs Spielen schafften die Löwen unter Funkel. Doch liegt der Absturz wirklich am Trainer? Schon Reiner Maurer und Alexander Schmidt scheiterten innerhalb des letzten Jahres an den selbst gesteckten Zielen und der Mannschaft.

Man wird irgendwie den Eindruck nicht los, dass die Mannschaft zwar grundsätzlich die Qualität haben müsste, aufsteigen zu können – mit Gabor Kiraly, Marin Tomasov, Grzegorz Wojtkowiak und Bobby Wood hat man immerhin vier aktuelle A-Nationalspieler im Kader – das Team aber nicht in der Lage ist, die Qualität regelmäßig abzurufen. Zusammen mit 1860-Kult-Trainer Karsten Wettberg nennt die AZ Gründe, warum die derzeitige Misere vor allem an den Spielern festzumachen ist. Dabei stellt sich die Frage: Sind diese Löwen untrainierbar?

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Die Einstellung: Es zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Spielzeiten. Immer dann, wenn die Löwen mal die Chance haben, richtig in den Aufstiegskampf einzugreifen, versagen sie. Außerdem schafft die Mannschaft es nicht, eine gute Leistung im folgenden Spiel zu bestätigen. Unter Funkel stehen dafür das Pokalspiel gegen Dortmund, dem ein klägliches 0:3 in Kaiserslautern folgte und das ordentliche 0:0 in Köln, dem der lange Zeit mäßige Auftritt in Karlsruhe folgte. „Wenn der Druck steigt, wird es für die meisten Spieler schwierig. Die Mannschaft muss jetzt einfach mal Charakter zeigen und gegen Dynamo Dresden selbstbewusst auftreten”, sagt Wettberg. Und weiter: „Wir verlieren doch vor allem die Zweikämpfe, bei denen es richtig weh tut. Ich muss doch auch mal ein Drecksack sein, wenn es angebracht ist.”

Die Führungsspieler: Guillermo Vallori ist als Kapitän ruhiger geworden – und spielt auch nicht mehr fehlerfrei. Auch Benny Lauth ist kein Lautsprecher. „Es fehlt ein Chef auf dem Platz. Den Gabor nehme ich da aus, der steht über allem”, sagt Wettberg. Auch Funkel hat schon erkannt, dass seine Spieler zu nett seien.

Die Zugänge: Es ist wie verhext. Kaum holen die Löwen einen Spieler in Topform, dauert es nur wenige Wochen, bis ihn der Löwen-Blues erfasst hat. Aktuelles Beispiel: Yannick Stark. Vor seinem Wechsel zum TSV 1860 glänzte er beim FSV Frankfurt. Bei 1860 läuft er nun seit Wochen seiner Form hinterher. Noch schlimmer erwischte es Grigoris Makos. Als EM-Teilnehmer 2012 gekommen, musste er nach elf Einsätzen wieder gehen.

Benny Lauth: Von Funkel zum besten Stürmer der Liga ausgerufen, hat er seit dem 9. August nicht mehr getroffen. Langsam drängt sich die Frage auf, ob Schmidt diese Entwicklung womöglich kommen sehen, als er Lauth im Sommer demontierte? Schmidt moderierte die Degradierung äußerst unglücklich, aber lag er fachlich gar nicht so verkehrt? Es liegt an Lauth, den ungeliebten Ex-Trainer zu widerlegen.

Wohlfühlbecken 2. Liga? Präsident Gerhard Mayrhofer hat schon die Frage aufgeworfen, ob wirklich alle bei 1860 mit aller Macht aufsteigen wollen. Wettberg kann sich zwar nicht vorstellen, dass ein Spieler nicht in die Bundesliga will. Aber viele Fans befürchten: Manch Spieler hat Angst, nach einem Aufstieg ausgetauscht zu werden, weil die eigene Qualität höheren Ansprüchen nicht genügen könnte. 

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