Funkel: Das ist drin für 1860
Friedhelm Funkel weiß, wie Aufstieg geht. Mit der AZ redet Funkel über die Frage: Schaffen die Löwen noch den Aufstieg? „Die Chancen sind aus meiner Sicht minimal“
München - Friedhelm Funkel weiß, wie es geht. Schon fünf Mal ist der 59-Jährige in die 1. Liga aufgestiegen. 1135 Partien hat Funkel in seiner mehr als 40-jährigen Karriere in der 1. und 2. Liga als Spieler und Trainer erlebt – Rekord.
Die Löwen hat er in dieser Saison unter anderem beim 0:0 in Kaiserslautern gesehen. „1860 hat eine Mannschaft, mit der man den Aufstieg erreichen kann“, sagt Funkel. „Sie haben sehr erfahrene Spieler, vielversprechende junge Nachwuchstalente und mit Gabor Kiraly den mit Abstand besten Torhüter der 2. Liga. Mit Benny Lauth haben sie zudem einen absoluten Spitzenstürmer.“
Doch warum steht der TSV 1860 dann auf Platz fünf? „Den Löwen fehlt die Beständigkeit. Sie sind nicht in der Lage, wie Hertha BSC, Braunschweig oder Köln, mal 14, 15 Spiele am Stück nicht zu verlieren.“ Für den Experten stehen mit Hertha und Braunschweig die ersten Aufsteiger fest. „Lautern, Köln und 1860 werden den dritten Platz unter sich ausmachen.“ Köln und Lautern spielen am nächsten Spieltag gegeneinander, nehmen sich gegenseitig die Punkte weg.
DIE Chance für 1860, Boden gutzumachen... Die AZ blickt mit dem 59-Jährigen auf das Restprogramm. Der Funkel-Check.
HEIMSPIELE Zu Hause geht es noch gegen Energie Cottbus, den FSV Frankfurt, Union Berlin und den VfR Aalen. „Diese Heimspiele kann man alle gewinnen. Der Gegner spielt da keine Rolle.
Sie müssen jetzt im Endspurt endlich Heimstärke zeigen.“ 17 Punkte aus 13 Heimspielen – das ist die Bilanz. „Vielleicht müssen sie mal in Führung gehen“, sagt er. In 13 Heimspielen haben sie nur fünf Mal das 1:0 geschossen. „Sie haben zu Hause zum Beispiel gegen Bochum verloren – hätten aber mindestens 4:1 gewinnen müssen. Dann gegen Lautern in fast letzter Minute mit 0:1 verloren. Wenn du solche Spiele verlierst, ist es eben schwer ganz oben heranzukommen“, sagt Funkel. „Zu Hause dürfen sie sich keinen einzigen Patzer mehr erlauben!“
AUSWÄRTSSPIELE Die Löwen reisen noch zum FC St. Pauli, zum 1. FC Köln und zum SC Paderborn. „St. Pauli kann schon ein vorentscheidendes Spiel sein“, sagt der 59-Jährige, baut aber auf die Auswärtsstärke des TSV 1860: „Sie haben ihre Stärken im Umschaltspiel, lauern viel auf Konter. Sie haben ein Problem, wenn sie selbst das Spiel machen müssen – und das ist eben auswärts nicht der Fall. Da können sie sich zurückziehen und abwarten.“ Doch Funkel warnt: „1860 darf insgesamt maximal noch zwei, drei Punkte abgegeben. Den Löwen laufen die Spiele weg.“
DAS SCHLÜSSELSPIEL „Die Partie gegen Köln kann zum entscheidenden Spiel werden“, sagt Funkel. „Dafür müssen die Löwen in den drei Spielen davor mindestens sieben, besser sogar neun Punkte holen.“ Also gegen Cottbus, St. Pauli und Frankfurt. Und in Köln? „Die Kölner sind gerade im Abwehrbereich anfällig, haben in der Innenverteidigung mit Kevin McKenna und Dominic Maroh nicht die schnellsten Spieler.“ Er glaubt zu wissen, warum Lautern und Köln im Augenblick noch vor 1860 stehen: „Im Gegensatz zu den Löwen, wo permanentes Theater um Trainer und Präsidenten war, herrscht in Lautern und vor allem Köln nach dem schlechten Saisonstart wieder Ruhe. Und 1860 haben die Querelen vielleicht dann doch den ein oder anderen Punkt gekostet, weil die Mannschaft das Theater im Umfeld nicht ganz ausblenden konnte.“
FAZIT Funkel traut den Löwen noch Chancen auf den Relegationsplatz zu – aber „die sind aus meiner Sicht minimal“.
Lesen Sie hier: Ismaik bei 1860 in München: Gipfeltreffen ums Geld