Sigi Schneider, der neue Oberlöwe

Siegfried Schneider wird Übergangspräsident beim TSV 1860, Bay sein Vize. Die Mitgliederversammlung steigt am 12. Juli. Waggershauser zur AZ: „Ich kann mir nicht erklären, warum Ismaik das Angebot nicht angenommen hat“.
von  Matthias Eicher
Der neue Interims-Boss bei den Löwen: Sigi Schneider.
Der neue Interims-Boss bei den Löwen: Sigi Schneider. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Die Löwen räumen den Trümmerhaufen an der Grünwalder Straße wieder auf. Gestern hatte nicht nur die Mannschaft den Trainingsauftakt in die neue Spielzeit, auch in der Führungsetage hat sich etwas getan: Der Verwaltungsrat des Gesamtvereins hat nach dem Rücktritt von Ober-Löwe Gerhard Mayrhofer sowie dessen Vizes Erik Altmann und Heinz Schmidt ein Übergangspräsidium ernannt.

Sigi Schneider, ehemaliger Verwaltungsrat-Boss und Karl-Christian Bay, am Freitagabend erst aus Aufsichtsrat und Beirat ausgetreten, werden die Interimslösung bilden: Schneider ist neuer Präsident, Bay neuer Vize und Schatzmeister. Beide werden die Vereinsseite ab sofort auch im Beirat der Geschäftsführungs-GmbH sowie im Aufsichtsrat der KGaA vertreten. Damit haben die Löwen – übergangsweise – ihre Handlungsfähigkeit wiederhergestellt.

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„Ich bin erleichtert, dass es in der Kürze der Zeit gelungen ist, jetzt zunächst die Handlungsfähigkeit des Vereins zu sichern. Unser Respekt gilt Siegfried Schneider und Karl-Christian Bay, die sich trotz enormer Arbeitsbelastung und hohem öffentlichem Druck dazu bereit erklärt haben, die Löwen durch diese schwierige Phase der Unsicherheit zu führen“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Christian Waggershauser und hofft, dass sich „die Löwen schon bald wieder auf das konzentrieren können, auf das wir uns alle sehr Freude: Guten Fußball und sportlichen Erfolg.“

Auch ein neuer Termin für die Mitgliederversammlung ist gefunden: Sonntag, 12. Juli – also mitten im Trainingslager. Dort wird der Verwaltungsrat gewählt, der im Anschluss die Kandidaten für ein neu zu wählendes Präsidium vorschlagen wird, das wiederum in einer weiteren Mitgliederversammlung gewählt werden muss – ein Prozess, den Waggershauser auf Nachfrage der AZ frühestens im „September oder Oktober“ sehe: „Man kann sich ja denken, wieso wir nicht schon bei der Krisensitzung am Samstag einen Kandidaten gefunden haben. Bei den Rahmenbedingungen und diesem Zeitdruck – es gibt leider keine Agentur ,rent a president’.“

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Könnte also schwierig werden, einen neuen Ober-Löwen zu finden. Waggershauser: „Das Präsidium eines Vereins mit 20 000 Mitgliedern und eine KGaA mit 20 Millionen Umsatz ehrenamtlich führen, ist unglaublich schwierig. Man muss sich nur mal anschauen, wie viele Präsidenten verschlissen wurden“, sagt der Geschäftsführer der Muffathalle und zählt die letzten Löwen-Bosse auf: „Auer, von Linde, Beeck, Schneider, Mayrhofer... Es ist mir wichtig, das mal klarzustellen: Das waren alles Leute, die im Berufsleben höchst erfolgreich waren.“

Woran liegt es also, dass seit Karl-Heinz Wildmoser keine Kontinuität mehr herrscht im Präsidentenzimmer? „Es ist ein ganz einfaches Problem: Wenn du chronisch ein Defizit hast und die Banken die Reißleine ziehen, brauchst du einen Investor. Das ist wie ein Hamsterrad. Deswegen wäre es ja so großartig gewesen, im Einvernehmen mit dem Investor eine Lösung zu finden. Das wäre der wahnsinnige Durchbruch gewesen und hätte uns unheimlich befreit“, sagt Waggershauser.

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Weil der Jordanier die Gespräche abgebrochen hat, sitzen die Löwen führungslos in der Investor-Falle. „Ich kann mir nicht erklären, warum Ismaik das Angebot nicht angenommen hat. Der Kaufpreis der Investoren wäre sehr gut gewesen“, sagt der 54-Jährige über das Angebot der nebulösen Investorengruppe, die aber im Falle eines Einstiegs wohl im Gegensatz zu Ismaik – der laut „Bild“ Huub Stevens anrief, um ihn zum Trainerjob bei den Löwen zu überreden – eine klare Richtung vorgegeben hätte: „Es ist seit Jahren unser Problem: Welche Pläne, welche Strategie hat der Investor? Das macht jede Planung unglaublich schwierig.“

Was Waggershauser also optimistisch mache, tatsächlich einen Präsidenten zu finden? „Als Löwe bist du zwangsläufig Optimist, weil Dir gar nichts anderes übrig bleibt in diesem ganzen Wahnsinn.“

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