Semi Belkahia: Sechzigs Senkrechtstarter mit Anlauf
München - Im echten Leben dürfte er mindestens so breit grinsen wie bei seinem digitalen Torjubel, aus dem man einen eigenen Smiley basteln könnte. Semi Belkahia, Jungprofi des TSV 1860, hat derzeit viel zu lachen.
Der 22 Jahre alte Innenverteidiger ist nach seiner schier unendlichen Leidenszeit endlich angekommen bei den Löwen. Quälend lange anderthalb Jahre vergingen zwischen seinem Pechvogel-Startelfdebüt inklusive Kreuzbandriss im Mai 2019 und dem nächsten Spiel, das er in vollen Zügen mitmachen durfte.
Semi Belkahia: Vom Langzeit-Verletzten zum Leistungsträger
Mittlerweile darf er sich Stammspieler der Giesinger nennen. Schon vor der Winterpause hatte er den verletzten Ex-Bundesligaspieler Stephan Salger mehr als solide ersetzt, derzeit hat er im Duell mit einem namhaften Profi wie Dennis Erdmann die Nase vorne.
Im Heimspiel des TSV am Sonntag gegen den SV Meppen (1:1) konnte er seinen völlig veränderten Status durch seinen Premieren-Treffer untermauern. Belkahia, vom Langzeit-Verletzten zum Leistungsträger - jetzt auch noch mit der Krönung seines ersten (eigenen) Torjubels. "Ich freue mich sehr für ihn", sagt Trainer Michael Köllner über seinen noch jungen Schützling: "Wir haben erst vor dem Spiel thematisiert, dass wir ganz viele Torschützen in unseren Reihen haben. Schön, dass Semi dazu gekommen ist."
Semi Belkahia: Mit Glück zum Debüttreffer
Der gebürtige Münchner Belkahia ist sowas wie der Mann der Stunde bei Sechzig, wie auch Coach Köllner erklärt. "Sein Tor freut mich, auch wenn es vielleicht etwas anders gewollt war", meinte der Oberpfälzer über den Freistoß, den Standard-Schütze Richard Neudecker eigentlich direkt versenken wollte.
Dass die Herren Sascha Mölders und schließlich Belkahia im Weg waren und das Ding zu einem Ping-Pong-Treffer machten, dürfte ihm herzlich egal sein. "Natürlich freue ich mich, auch wenn es kein schönes Tor war. Irgendwie prallt mir der Ball ans Knie. Aber: Drin ist drin, egal wie", findet auch Premieren-Torschütze Belkahia - Sechzigs Senkrechtstarter mit Anlauf.
Von seinem Trainer gibt es für den Mann mit den tunesischen Wurzeln sogar noch ein Extra-Lob: "Die letzte Woche ist für ihn richtig gut gelaufen."
Semi Belkahia weiß beim TSV 1860 zu überzeugen
Der Ex-Garchinger hatte bereits in den letzten Spielen durch seine Abgeklärtheit, gepaart mit seiner Schnelligkeit und schon guten Physis, Pluspunkte in Sechzigs Defensivreihe sammeln können. Auch die Spieleröffnung des 1,92 Meter großen Turms wirkt bisweilen schon ziemlich reif, nimmt man den ein oder anderen (unausweichlichen) Fehlpass einmal aus.
Eines bereut Köllner freilich, was das Duell mit Meppen anbelangt: "Semis Tor hätte das Ding so richtig abgerundet, wenn es der einzige Treffer gewesen wäre, der auf der Anzeigetafel erschienen wäre - wenn es für drei Punkte gereicht hätte." Auch Belkahia hadert mit dem Gegentreffer: "Wir sind dran, können dann aber den Schuss nicht blocken. Das ist doppelt ärgerlich!"
TSV 1860: Vertrag von Semi Belkahia läuft im Sommer aus
Der persönliche Aufstieg Belkahias ist für 1860 auf diese Art und Weise selbstredend nicht eingeplant gewesen. "Wir haben mit Semi quasi einen neuen Spieler dazu bekommen", freut sich auch Geschäftsführer Günther Gorenzel mit dem Verteidiger-Talent - und nicht zuletzt auch darüber, eine junge und vergleichsweise günstige Abwehr-Säule mehr aufstellen zu können, wo andere Klubs womöglich einen teuren Transfer abwickeln müssen.
Kann Belkahia (Vertrag bis Sommer 2021) seine Leistungen bestätigen, dürfte er auch weiterhin ein fester Bestandteil des blauen Bollwerks bleiben. Der FC Bayern hatte früher einen Abwehr-Sammy - Samuel Osei Kouffour. Mal sehen, wozu sich der Sechzger-Semi mit seinem gewinnenden Grinsen noch aufschwingt.