Sechs Punkte Vorsprung auf den FC Bayern - TSV 1860 gelingt die doppelte Befreiung
München - Dieser eine Moment. Welcher Fußballer kennt ihn nicht. Die unbändige Freude über einen späten, nicht mehr für möglich gehaltenen Siegtreffer. Oder die riesengroße Enttäuschung über jenes Gegentor, das man mit allen Mitteln verhindern wollte. Der TSV 1860 durfte diesen Moment am Dienstagabend erleben, und er versetzte die Löwen in pure Ekstase. Die Luftsprünge des Gegners TSV Buchbach dürften eher maßlosem Frust geschuldet gewesen sein – und der FC Bayern II bekam gleich einen Doppelschlag zu spüren.
94. Minute, die Nachspielzeit bis auf wenige Sekunden abgelaufen – da steht Phillipp Steinhart zum Freistoß bereit. Seine scharfe Hereingabe bugsiert Sascha Mölders auf den Kasten, doch erst Jan Mauersberger (AZ-Note: 2) kann den Abpraller von Buchbachs Keeper irgendwie über die Linie spitzeln. "Das war ein Gänsehautmoment. Das sind mit Abstand die geilsten Siege", jubilierte der Löwe Daniel Wein hinterher. Trainer Daniel Bierofka erklärte: "Man sieht, was im Fußball mit Willen möglich ist. Das 2:1 war ein Willenstor."
Und was sagt der Matchwinner selbst? "Ich bin einfach durchgelaufen, hätte eh‘ nicht mehr abbremsen können – und habe den guten, alten Bauernspitz hingehalten. Das war ein sehr wichtiges Tor, ein tolles Erlebnis, und der Jubel sehr ekstatisch", meinte Mauersberger. Seine Fußspitze sorgte dafür, dass Sechzig in einen Siegesrausch taumelte. Und sie brachte Frust für Buchbach. Sie brachte auch Frust für die kleinen Bayern – die schon in ihrem eigenen Spiel, zwei Stunden vor dem Duell auf Giesings Höhen, einen späten Gegentreffer hinnehmen mussten. Sechzigs Duselsieg, Bayerns Rückschlag – zwei Momente für das Löwen-Heil.
Bis zur 89. Minute war der Atem des roten Rivalen auch im Auswärtsspiel beim 1. FC Schweinfurt 05 heiß, das 1:0 durch Kwasi Okyere Wriedt hätte den siebten Sieg in Folge und nur noch einen einzigen Zähler Rückstand bedeutet. Dann schlug Schweinfurt zu und schoss den Ausgleich – Sechzigs Dreier weitete den Vorsprung wieder auf sechs Zähler aus. "Wir haben die Mannschaft bewusst nicht informiert, weil es für mich zweitrangig ist. Warum soll ich ihnen das sagen?", erklärte Bierofka über das Vorgeplänkel des FC Bayern und fügte pragmatisch an: "Wenn wir unsere Spiele nicht gewinnen, dann bringt es uns nichts, was der FC Bayern macht."
Der 1860-Coach wolle sich aber nicht von Spieltag zu Spieltag auf das Fernduell zwischen den Blauen und den Roten einlassen. "Entscheidend", so Bierofka, "wird sein, was die letzten vier, fünf Spiele passiert. Dann wird es wirklich entscheidend. Ich glaube, dass die Bayern bis dahin nicht mehr viel liegenlassen werden, weil sie einfach das Momentum und den Lauf haben. Ich hoffe aber, dass auch wir bis dahin wenige Punkte liegen lassen."
Thriller gegen Buchbach: Die Löwen in Noten
Durch den späten Gegentreffer sind die Bayern zumindest etwas ausgebremst worden, und Sechzig kann mit einer breiten Brust in die beiden folgenden Heimspiele gegen Seligenporten am Freitag und Unterföhring am Mittwoch (jeweils 19 Uhr) gehen.