Rubin Okotie: Er ist der Wiesn-Hit der Löwen
München - Grund zu feiern haben Sie beim TSV 1860 eigentlich nicht dieser Tage. Nach neun Spieltagen haben die Löwen noch immer kein Zweitligaspiel gewonnen und stecken als Tabellenvorletzer schon wieder mitten im Abstiegskampf. Da kommt der Wiesn-Termin am Dienstagabend eigentlich zur absoluten Unzeit – drei Tage vor dem so wichtigen Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld. Den Spielverderber will Löwen-Coach für Torsten Fröhling aber nicht geben – und mit seinem Team trotzdem auf dem Oktoberfest vorbeischauen. Zumindest eine Maß ist dabei für seine Spieler im Hacker-Pschorr Festzelt erlaubt. Und mit Oberbürgermeister Dieter Reiter als angekündigtem Gast gestatten die Löwen sogar einem bekennenden Roten Zugang ins Wiesn-Lager der Blauen.
Ob es das feuchtfröhliche Vergnügen auch ohne den Ausgleichs-Treffer von Rubin Okotie am Sonntag gegeben hätte? Dank ihrem wiedererstarkten Torjäger durften sich die Löwen nach zweimaligem Rückstand beim 2:2 gegen Leipzig immerhin als moralische Sieger fühlen. Mit einer tollen Leistung und dem beachtlichen Dienstnachweis von einem Tor und einem Assist war Okotie dafür hauptverantwortlich. Nach 1.100 torlosen Minuten traf der Österreicher wieder und wurde so auch zum vorläufigen Job-Retter von Trainer Fröhling.
Ein fast schon ungewohntes Erfolgserlebnis nach der langen Tor-Flaute. 231 quälende Tage hat Okotie darauf warten müssen. Dann war es endlich soweit: In der Schlussphase gegen Leipzig, bekam er bei einem Konter den Ball von Marius Wolf in den Lauf gespielt. Ein gutes Zuspiel, doch Leipzigs Defensive stand ihm gut sortiert gegenüber. „Wir waren hinten sogar mit ein oder zwei Mann in Überzahl“, ärgerte sich Ralf Rangnick, Trainer von RB Leipzig, hinterher. Okotie behauptete den Ball, dribbelte in den Strafraum und schoss von der Strafraumkante durch die Lücke zwischen den beiden Verteidigern genau ins kurze Eck.
Als der Ball im Netz zappelte, war die Erleichterung beim Torjäger riesengroß. „Das war eine lange Durststrecke. Ich weiß, dass ich eigentlich wenig Torchancen brauche, um zu treffen – nun ist der Knoten endlich geplatzt.“ Das Tor und vor allem die Art und Weise, wie Okotie es erzielt hat, war eine Demonstration für die so lange verborgen gebliebene Klasse von Okotie. Anerkennung gab es dafür sogar von Gästetrainer Rangnick: „Okotie hat das sehr gut gemacht.“
Das erste Okotie-Tor der nicht mehr ganz so jungen Saison ist überhaupt das erste Stürmertor für Fröhlings Elf und eines, auf das der Stürmer selbst lange hinarbeiten musste. „Er hat sich das sowas von verdient. So wie er sich die letzten Spiele reingehauen hat“, schilderte Kapitän Schindler.
Die Leistungskurve des Stürmers zeigte zuletzt steil nach oben, auch wenn es immer wieder Rückschläge gab. Gegen Nürnberg traf er Latte, Pfosten und Torwart – nur nicht das Tor. Gegen Düsseldorf wurde er von Gästekeeper Rensing ausgeknockt und brach daraufhin auf dem Spielfeld zusammen. Wegen der erlittenen Gehirnerschütterung verpasste er die letzten Spiele. Jetzt ist Okotie nicht nur gesundheitlich wieder da – und davon profitiert auch Teamkolllege Marius Wolf. „Rubin und ich spielen immer richtig gut zusammen. Ich weiß, wie er läuft und er versteht mich“, so Wolf, der gegen Leipzig seine beste Leistung seit Wochen zeigte.
Beide Tore entstanden aus Koproduktionen der Marke Wolf & Okotie. Bei der Entstehung des ersten Treffers düpierte Okotie seinen Gegenspieler Orban auf der rechten Außenbahn regelrecht. „Er hat das 1:1 sensationell vorbereitet“, lobte Geschäftsführer Markus Rejek den Österreicher. Beim zweiten Treffer revanchierte sich Wolf bei Okotie wiederum mit einer Vorlage.
Die Rückkehr des verschwunden geglaubten Torjägers ist der Hoffnungsschimmer für die kriselnden Löwen, die gerade in der Offensive auf ganzer Linie enttäuschten. Mit nur sechs erzielten Toren in neun Spielen ist es wenig verwunderlich dass 1860 bisher nur fünf Punkte sammeln konnte. „Für Rubin hat uns das alle ungemein gefreut. Man sieht, dass er an Leistungen anknüpft, die er im vergangenen Herbst gezeigt hat“, so Rejek. In besagtem Herbst traf Okotie nach Belieben und war mit zwölf Treffern in der Hinrunde die Lebensversicherung für sein Team. Im Umkehrschluss ist die latente Offensiv-Schwäche der neuen Saison die direkte Folge von Okoties Tor-Flaute, der nach wie vor maßgeblich für den 1860-Sturm ist. Auch in dieser Saison war er bisher an jedem zweiten Treffer direkt beteiligt.
Eine Alternative für Okotie gibt es auch in dieser Saison nicht.