Rot gegen Blau? Das ist dran an Ismaiks Derby-Plan
München - Was sind denn das für neue Töne? "Ein Stadtderby können wir immer spielen gegen die Sechzger", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer in der TV-Sendung "Blickpunkt Sport" im Bayerischen Rundfunk. Das eine, das echte Lokalderby - schenken die Bayern und die Sechzger ihren Fans die Mutter aller (Münchner) Derbys?
"Ich habe eine Idee, wie wir als TSV 1860 den Menschen in der Ukraine helfen können - mit einem Stadtderby im Olympiastadion gegen den FC Bayern", hatte Sechzger-Investor Hasan Ismaik Anfang März anlässlich Putins verbrecherischem Angriffskrieges in der Ukraine öffentlich vorgeschlagen: "Genau 50 Jahre nach dem Olympischen Spielen 1972 wäre dies natürlich ein absolutes Highlight an diesem geschichtsträchtigen Ort. Für die wunderbare Stadt München, aber auch durch die zu erwartenden Erlöse für die vielen notleidenden Menschen in der Ukraine."
Erstes Derby seit 2008 in München: Es wäre eine Sensation
Seitdem herrschte Schweigen, denn der Gedanke schien doch etwas weit hergeholt. Doch jetzt, nachdem beide Seiten darüber öffentlich gesprochen haben? Eine Neuauflage des Duells, das zum letzten Mal im Jahre 2008 stattgefunden hat? Dann auch noch für den guten Zweck, womit sich wohl auch die Kritiker eines solchen Spiels unter den Vereinsfunktionären wie den Fans anfreunden könnten?
Es wäre durchaus eine Sensation, schließlich haben sich die beiden Klubs seit dem gemeinsamen Bau der Allianz Arena sowohl durch ihre Rivalität, als auch die völlig gegenläufige sportliche wie wirtschaftliche Entwicklung einander alles andere als angenähert.
Einmal pro Saison bestünde ja zumindest die theoretische Chance eines Pokal-Duells, zumindest dann, wenn die Giesinger die Qualifikation für den DFB-Pokal schaffen. Während darauf wohl eher die Blauen schielen, war ein freiwilliges Freundschaftsspiel in etwa so wahrscheinlich wie Weltfußballer Lothar Matthäus als Greenkeeper bei den Roten - oder ein von Ismaik finanzierter Stadion-Neubau inklusive echtem Löwen-Gehege.
Beide Vereine müssen derzeit kämpfen
Nach AZ-Informationen wird es, in absehbarer Zeit, nicht zu einem Benefiz-Derby kommen. Sechzig wollte sich auf AZ-Anfrage nicht dazu äußern. Zuerst einmal sind sowohl Ismaiks Vorschlag als auch Hainers öffentliche, aus dem Programmhinweis des Sechzger-Duells gegen Osnabrück (Samstag, 14 Uhr im Bayerischen Fernsehen und im AZ-Liveticker) entstandene Aussage weit von einer konkreten Planung entfernt.
Es sind auch keine Willenserklärungen der Handlungsträger, die dies entscheiden müssten, nämlich die sportlichen Leitungen der Klubs. Die haben, zumindest für die anstehende Saison, ihre Vorbereitungen längst wieder mit (angedachten) Testspielen befüllt. Aktuell ist für beide Seiten auch gar nicht der Zeitpunkt, um sich mit einer solchen Idee auseinanderzusetzen: 1860 kämpft in der Endphase der Saison um den Aufstieg in die Zweite Liga, Bayern wie immer um Titel.
Letztes Derby im DFB-Pokal
Was dennoch bleibt, sind zwei öffentliche Aussagen und die Frage der Fragen: Übernimmt in einem der beiden Lager jemand die Initiative, um das Spiel der Spiele anzugehen? Der letzte Auftritt hatte alles, was man sich von so einem Lokalderby wünscht: In der Spielzeit 2007/08 standen Gastgeber Bayern und Chefcoach Ottmar Hitzfeld den damals zweitklassigen Löwen bekanntlich im Pokal-Viertelfinale in der Allianz Arena gegenüber.
Vor 69.000 Zuschauern hielt Sechzig unter Trainer Marco Kurz mit den Bender-Zwillingen und Daniel Bierofka auf dem Rasen lange mit und schielte schon auf das Elfmeterschießen, bevor Franck Ribéry für das mit Stars wie Oliver Kahn, Philipp Lahm oder Lukas Podolski gespickte Team in der letzten Minute der Verlängerung per (wiederholtem) Strafstoß ins Herz der Blauen traf. Derart dramatisch würde ein Benefiz-Derby nicht werden. Aber reizvoll wäre es schon. . .