Rezept gegen Abstieg: Sechzigs Triple-Traum

Im Saisonfinale treffen die Löwen auf St. Pauli, Paderborn, Frankfurt. Bierofkas Plan für den Nichtabstieg: „Alle drei Spiele gewinnen“.
von  Matthias Eicher
„Daniel hat etwas bewirkt“, sagt Papa Willi Bierofka über den Löwen-Coach.
„Daniel hat etwas bewirkt“, sagt Papa Willi Bierofka über den Löwen-Coach. © Rauchensteiner/Augenklick

Die Zeit, diese so flüchtige Bekannte. Mal ist sie zäh, mal rast sie davon. Bei den Löwen ist zur Zeit Letzteres der Fall. „Es blieb nur wenig Zeit, um den Sieg zu genießen“, sagte Daniel Bierofka, nachdem der Interimstrainer am Donnerstag ins Pressestüberl marschiert war. Längst war die Erleichterung über den Traum-Einstand gegen Braunschweig (1:0) neuerlicher Anspannung vor dem nächsten Adrenalin-Rausch gewichen.

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„Für Siege gibt es keinen Ersatz. Man glaubt wieder mehr an sich selbst. Ich hoffe, dass die Brust jetzt breiter geworden ist“, erklärte Bierofka vor dem nächsten Abstiegsfinale beim FC St. Pauli (18.30 Uhr, Sky). Kein Wunder, dass der 37-Jährige noch nicht die Lockerheit in Person ist: „Die Situation hat sich ja nicht grundlegend verändert: Wir stehen immer noch auf dem Relegationsplatz, haben immer noch großen Druck.“

Löwen-Coach Bierofka: „Der Gegner interessiert mich nicht!“

Bierofkas Rechnung fürs Saisonfinale ist ehrgeizig wie simpel: Wie man den Nichtabstieg schaffe? „Ganz einfach: Wir haben noch drei Spiele. Wenn wir die gewinnen, steigen wir nicht ab.“ Drei Spieltage, drei Dreier – das Löwen-Triple zum Klassenerhalt! Im Gegensatz zu den beiden folgenden Abstiegskrimis gegen den SC Paderborn (8. Mai) und beim FSV Frankfurt (15. Mai) geht’s für St. Pauli um nichts mehr. Jene Mannschaft, die im letzten Jahr wie Sechzig fast abgestiegen wäre, hat den Umschwung geschafft und ist derzeit Tabellen-Vierter.

Der Kiez-Klub musste seine Aufstiegshoffnungen am vergangenen Spieltag mit einem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf begraben, neun Punkte und 21 Tore lassen sich in drei Spielen beim besten Willen nicht mehr aufholen. „Der Gegner interessiert mich nicht“, sagte Bierofka lapidar auf die Frage, ob das ein Vorteilfür die Löwen sein könne, fügte aber an: „Ich glaube nicht, dass die vor 30 000 Zuschauern daheim ein schlechtes Spiel machen werden.“

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Das Hamburger Kult-Stadion hat Bierofka selbst bestens in Erinnerung. Als Spieler gelang ihm dort beim ersten Auftritt ein 3:0-Sieg. „Damals sind wir am alten Millerntor durch eine Baracke in die Kabine gegangen. Mittlerweile ist es ein Schmuckkästchen geworden.

Von der Nostalgie ist nicht mehr viel übrig, aber es ist immer noch ein außergewöhnliches Stadion in Deutschland.“ Daher werde „einiges an Emotionalität auf uns zukommen, die von den Rängen aufs Spielfeld überschwappen wird. Dafür müssen wir gewappnet sein.“ Immerhin: Auch über 2000 Löwen-Fans werden wohl die weite Reise antreten.

Aktuelle Bilanz gibt Hoffnung

Die jüngste Bilanz spricht für die Löwen, die wohl auf den angeschlagenen Stürmer Sascha Mölders bauen können (Bierofka: „Er konnte das Abschlusstraining mitmachen, ist eine Option“): Die letzten drei Duelle gingen alle an 1860, in der Hinrunde schossen Michael Liendl und Rubin Okotie einen 2:0-Sieg heraus.

Das Ösi-Duo wird wohl dennoch erneut auf der Bank schmoren – trotz des großen Anteils am 1:0-Sieg gegen Braunschweig. Sollte Mölders noch passen müssen, hat Bierofka mit Okotie einen adäquaten Startelf-Ersatz und mit Stefan Mugosa einen Ersatz-Stürmer parat.

Wie es auch diesmal mit einem Sechzger-Sieg klappt, weiß Bierofkas Vater Willi: „Daniel hat mir die Laufwerte gegen Braunschweig gezeigt: Sensationell, was die Spieler für Wege gegangen sind. Daniel hat etwas bewirkt. Wenn er sie wieder so einstellt, sie wieder mit dieser Leidenschaft spielen, dann werden wir auch dort punkten!“

Kleiner Trost, falls es mit einem Erfolg des Sohnemanns und dem erhofften Löwen-Triple nicht klappen sollte: Für eine Korrektur der Nichtabstiegs-Rechnung bliebe im Falle einer saisonverlängernden Relegation ja noch ein bisschen Zeit.

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