Rekordeinkauf Ribamar: Der Unvergessene

Rekordeinkauf Ribamar feiert nach sechs Monaten sein Debüt für den TSV 1860. "Ich dachte schon, sie hätten mich vergessen", klagte der Stürmer noch unlängst.
von  Patrick Mayer
Rekordeinkauf Ribamar feiert nach sechs Monaten sein Debüt für den TSV 1860. "Ich dachte, sie hätten mich schon vergessen".
Rekordeinkauf Ribamar feiert nach sechs Monaten sein Debüt für den TSV 1860. "Ich dachte, sie hätten mich schon vergessen". © imago/ActionPictures

München - Aussehen und Auftreten passen bei Lucas Ribamar nicht so ganz zusammen. Zumindest nicht auf den ersten Eindruck. Der brasilianische Stürmer, 19 Jahre jung, ist der Prototyp des jungen Stoßstürmers von heute: athletisch, gut gebaut, beinahe bullig. Und dennoch ballsicher auf engstem Raum.

Wer jedoch mit dem kompakten Angreifer spricht, lernt einen eher schüchternen, zurückhaltenden jungen Mann kennen. Einen Profi am Rande des Erwachsenseins, in einem fremden Land, fern der Heimat. 3,2 Millionen Euro ließen sich die Sechzger den Angreifer laut Handelsregistereintrag kosten. So berichtete es die Süddeutsche Zeitung.

Doch Verletzungen warfen den Rekordtransfer zurück, er musste konditionelle Defizite aufholen. Reha- und Konditionstrainer Michael Sulzmann beschrieb es einst diplomatisch: "In Brasilien haben sie nicht dieselbe Intensität wie bei uns." Sulzmann ist mitverantwortlich, dass Ribamar langsam aber sicher da ist, wo Löwen-Coach Vitor Pereira ihn haben möchte.

Mitten im Torjubel

Am Freitagabend brachte der Trainer ihn gegen Greuther Fürth (2:1) als Joker, es war sein Pflichtspieldebüt für 1860. Ribamar hatte beim glücklichen Sieg ("Wie die drei Punkte am Ende zustande gekommen sind, darüber redet morgen keiner mehr", schrieb Investor Ismaik, der in der Arena war, bei Facebook) zwar keine Torchance.Die Fans feierten ihn trotzdem.

Und beim Jubel nach dem Siegtor durch Michael Liendl war er plötzlich mittendrin im blau-weißen Glücksgefühl. "Nach sechs Monaten Pause konnte ich es kaum erwarten, wieder auf dem Platz zu stehen. Es war eine super Atmosphäre. Das Tor zum 2:1 auf dem Platz mitzuerleben, war überragend", schilderte er sichtlich bewegt auf Nachfrage der AZ.

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"Es war das erste Mal, dass ich reinkam und das ganze Stadion ruft meinen Namen. Das war ein sehr gutes Gefühl." Ribamar wurde konkreter: "Ich hatte gedacht, sie hätten mich schon vergessen. Ich hoffe, dass sie in Zukunft meinen Namen noch lauter schreien werden." Ehrliche Worte eines selbstbewussten Stürmers, der in jungen Jahren dennoch den Blick für die harten Realitäten des Geschäfts hat.

Die Sechzger-Fans belehrten ihn eines Besseren. Es war eine Annäherung, die mehr verspricht. Ribamar verriet indes, wer verantwortlich ist für seine Zuversicht: Pereira. Auffällig häufig nimmt der Portugiese ihn im Training zur Seite. Er schüttelt die Spieler auch mal durch, erklärte Löwen-Präsident Peter Cassalette zuletzt im Interview mit münchen.tv. Und was meint Ribamar? "Ich habe eine gute Beziehung zu ihm, er versucht, mich immer weiter zu fördern", sagte er über den Trainer: "Das läuft sehr gut bis jetzt."

Ribamar will fleißig Deutsch lernen

Es steckt mehr dahinter. Coach Pereira wird gerne auf sein Temperament, auf einen Heißsporn reduziert. Doch der 48-Jährige gilt in Expertenkreisen als Jungmenschenbegleiter. Dass die Sprachbarriere nun wegfällt, kommt Ribamar entgegen. "Das hilft natürlich enorm. Ich war früher ein bisschen isoliert, weil es schwer war, mich hier zu integrieren", erzählte er. "Der Trainerstab, ein paar Spieler sprechen Portugiesisch, das ist natürlich viel einfacher für mich."

Damit die Kommunikation auch mit den anderen Kollegen künftig einfacher wird, wolle er in Bälde fleißig Deutsch lernen, meinte er weiter. "Diese Woche hatte ich keinen Deutschunterricht, weil es sehr viel Stress war. Ich kam sehr oft spät aus dem Verein raus."

Er verspricht aber: "Nächste Woche werde ich auf jeden Fall anfangen." Ribamar sagte es und grinste dabei schelmisch. Er strahlte dabei gleichzeitig eine bemerkenswerte Ruhe aus. Schließlich verpflichteten die Löwen mit Christian Gytkjaer (bis 2019) am Wochenende einen weiteren Mittelstürmer. Doch Ribamar ist erstmal dankbar dafür, dass er endlich voll in Giesing angekommen ist. Pereira sei Dank.

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