Rekord verschenkt: Köllner nach dem Rückschlag des TSV 1860 trotzig
München - Zweieinhalb Minuten war das Duell der Löwen alt, da durfte Sechzigs Stadiontafel-Beauftragter schon zur Tat schreiten. Traumpass Richard Neudecker auf Marcel Bär, ein wuchtiger Torschuss - und schon klingelte es. Einziges Problem: Es sollte nicht reichen zum fünften Sieg in Serie.
TSV 1860 gegen Braunschweig: Es wäre der fünfe Sieg in Folge gewesen
Wer, wenn nicht Bär sollte für den TSV 1860 gegen Aufstiegs-Kontrahent Eintracht Braunschweig treffen, das dreisterweise auch noch dasselbe Tier im Wappen trägt? Zehn Finger hielt der Ex-Braunschweiger daraufhin in die Luft: Es war bereits Saisontreffer Nummer zehn des besten 1860-Torjägers. Phillipp Steinhart legte noch vor der Pause nach (34.) - 2:0. Aber: Lion Lauberbach (56.), und Jan-Hendrik Marx besorgten noch das 2:2. (78.) und brachten 1860 um den Sieg. Es wäre der fünfte Dreier in Folge gewesen. Aber den haben die Löwen nun verpasst - und verschenkt.
Trainer Michael Köllner: "Schwierig, schwierig"
"Schwierig, schwierig", fiel Trainer Michael Köllner die Bewertung des Remis: "Es ist schade, wenn du schon mit 2:0 führst und das Spiel nicht nach Hause bringst." Mit dem wiedergenesenen Corona-Trio Stefan Lex, Stephan Salger und Yannick Deichmann ließen die (weiß-blauen) Löwen vom Anpfiff weg keine Zweifel aufkommen: Sie wollten gewinnen und den Braunschweigern in der Tabelle auf die Pelle rücken.
Bär wollte vor dem Spiel keine Interviews geben
Der verdiente Lohn: Schon früh liefen die in Gelb gekleideten Gäste dem Rückstand hinterher. Der topmotivierte Bär, der vor dem Spiel kein Interviews geben wollte und wohl eher im Unfrieden von der Eintracht abmarschiert war, hätte 1860 gut und gerne mit ein, zwei weiteren Treffern noch deutlicher in Front bringen können, verfehlte aber jeweils das Ziel. "Wir wollten zu viel", diagnostizierte Köllner hinterher.
Auf der gegenüberliegenden Seite ließ sich Braunschweig immer wieder mit brauchbaren Angriffen vor Sechzigs Tor blicken - und dabei auch beachtliches Können aufblitzen. Doch weder ein früher Lauberbach-Kopfball, der hauchdünn am Kasten vorbeiging (2.), noch die anderen ebenso schnellen wie filigranen Angriffe führten zum Ziel.
Dann eben mit einem Freistoß-Hammer? Braunschweigs Behrendt (der später Gelb-Rot sah), hielt von der Strafraumgrenze aus voll drauf - doch er fand im Torhüter der Giesinger seinen Meister (32.).
Steinhart mit sehenswertem Spielzug
"Hiller, Hiller", hallte es durch das endlich wieder mit Zuschauern besetzte Grünwalder Stadion. Endgültig aus dem Häuschen waren die 3.750 weitgehend weiß-blauen Löwen, als Steinhart einen sehenswerten Spielzug trocken in die lange Ecke zur Zwei-Tore-Führung abschloss.
Richard Neudecker und Dennis Dressel (38.) hätten sogar den dritten Treffer nachlegen können - eher müssen. Vergebene Großchancen, die sich rächen sollten. Ruppige Braunschweiger gaben nicht auf, 1860 verpasste die Entscheidung: eine ungünstige Kombination. Nach einer Salgerschen Unachtsamkeit hieß es nur noch 1:2.
Ein belebendes Element hieß Tim Linsbichler, der jedoch zwei Mal scheiterte. Daher kam es, wie es kommen musste: Braunschweig vermieste den Sechzgern den fünften Streich.
Ein wahrhaft bitterer Dämpfer für die Aufholjäger. Köllner trotzig: "Jetzt haben wir eine Englische Woche, da gibt es neun Punkte zu holen." Und eine andere Serie läuft ja noch: 1860 ist nun seit fünf Spielen unbesiegt.