Rangordnung im Tor des TSV 1860 hat sich verändert: AZ-Zwischenzeugnisse für die Löwen-Fänger
Wer ist Löwen-Fänger Nummer eins, der "Killer" oder der Richter? Marco Hiller, hinter dessen Namen im Lager der Löwen der Dreiklang Stammtorhüter, Vize-Kapitän und Identifikationsfigur zu setzen ist, kennt es aus den vergangenen Jahren kaum, wie es ist, einen Rivalen zu haben. Mit dem Abgang von Ersatzmann Tom Kretzschmar und Sommer-Neuzugang David Richter hat sich die Rangordnung im Tor des TSV schlagartig verändert: Sechzig hat nun zwei ziemlich starke, potenzielle Einser-Torhüter. Und, wie es so schön heißt, ein blaues Luxusproblem.
"Wir haben zwei sehr gute Torhüter, über die wir uns glücklich schätzen können. Wenn wir eines nicht haben, dann ist das ein Torhüterproblem", sagte Maurizio Jacobacci der AZ noch vor Saisonbeginn. Dumm nur, dass er sich selbst Monate später eines schaffen sollte. Teil eins der AZ-Zwischenzeugnisse: die Löwen-Fänger.
Jacobacci-Rauswurf und neuer Trainer kommt Hiller entgegen
Marco Hiller (zehn Liga-Saisoneinsätze, zehn Gegentore, fünf Mal zu Null) – Note 3: Wenn Löwenspiele zur Nebensache werden: Hiller hat Interimstrainer Frank Schmöller schon vor den letzten beiden Ligaspielen des Jahres darum gebeten, vorzeitig in die Winterpause gehen zu dürfen. Am Sonntag vor Weihnachten, also am Dritten Advent, ist der gebürtige Gröbenzeller Vater einer Tochter geworden. Hillers größtes Geschenk des Jahres, sein vorzeitiges Christkindl, lässt den Jung-Papa gewiss zumindest etwas über die Tatsache hinwegsehen, dass er unter Trainer Maurizio Jacobacci seinen Stammplatz an Sommer-Neulöwe David Richter verlor.
Und das, obwohl der 26-Jährige seinen Status als verlässlichen Stammtorhüter nach einer etwas schwächeren Vorsaison wieder stärken konnte. Zehn Saisonspiele, stets solide Leistungen, nur fünf Gegentreffer - so lautete Hillers Saisonbilanz in den ersten Spielen. Deshalb hatte Jacobacci auch lang und breit erklärt, seinem Stammkeeper nach dessen Wiedergenesung von einer Knieverletzung nicht einfach "das Vertrauen entziehen" zu können. Nachdem es der 60-Jährige dennoch tat, schaffte er sich ein Politikum, das ihm zum Verhängnis wurde, wenngleich Hillers öffentliche Klagen über seine Degradierung im Verein nicht gut ankam. Der Rauswurf Jacobaccis und ein neuer Trainer, der gewiss den Torhüter-Zweikampf erst einmal wieder neu ausrufen wird, kommen der langjährigen Nummer eins nun wieder zugute.
Richter muss sich unter dem neuen Löwen-Trainer neu beweisen
David Richter (neun Spiele, 13 Gegentore, ein Spiel zu Null) – Note 2: Tom Kretzschmar raus, David Richter rein: So mancher Löwenfan sah in der Verpflichtung des Ex-Offenbachers lediglich eine Rotation als Sechzigs Nummer zwei. Dabei strafte der 24-jährige Keeper manchen Kritiker schon in der Vorbereitung Lügen, als er einen etwas stabileren Eindruck erweckte als Hiller. "Ich bin nicht zu 1860 gekommen, um die Nummer zwei zu sein", sagte der gebürtige Berliner selbstbewusst. Jacobacci entschied sich vorerst dennoch für den Vizekapitän. Richters Stunde schlug schließlich, als sich Hiller verletzte und mehrere Wochen fehlte.
Richter kam, sah und fing doch glatt mehr als souverän fast alles weg, was auf seinen Kasten zuflog. Trotz seiner schlechteren Bilanz im Vergleich mit Hiller lag es keinesfalls am Schlussmann, dass 1860 in einen Abwärtsstrudel geriet, der Jacobacci letzten Endes den Job kostete. Künftig wird sich der Mann, der vom Italo-Schweizer geholt und zur neuen Nummer eins gekrönt wurde, wieder neu beweisen müssen. Er hat allerdings nun einige Pluspunkte auf der Haben-Seite.