"Pure Euphorie": Als alles gegen den TSV 1860 spricht, werden zehn Löwen zu "moralischen Siegern"

Rückstand, Verletzung, Platzverweis – als alles gegen den TSV 1860 spricht, bäumen sich die Löwen gegen Aufstiegskandidat 1. FC Saarbrücken auf und avanciert zum "moralischen Sieger" auf Giesings kalten Höhen.
Matthias Eicher
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Moralischer Sieger nach dem 0:1 durch Brünker und Rot für Kwadwo im ersten Spielabschnitt: Am Ende hebt ganz Giesing dank einer starken zweiten Löwen-Hälfte und des Ausgleichs durch Youngster Tim Kloss (inmitten der Jubeltraube) doch noch ordentlich ab.
Moralischer Sieger nach dem 0:1 durch Brünker und Rot für Kwadwo im ersten Spielabschnitt: Am Ende hebt ganz Giesing dank einer starken zweiten Löwen-Hälfte und des Ausgleichs durch Youngster Tim Kloss (inmitten der Jubeltraube) doch noch ordentlich ab. © IMAGO/Frank Hoermann

München - Wenn elf gehemmte, uninspirierte Löwen in Rückstand gehen, eine schwere Verletzung erleiden und eine Rote Karte hinnehmen müssen - und zehn unbeugsame Löwen trotz Unterzahl ihre Herzen in die Hand nehmen und einen weiß-blauen Wirbelsturm erzeugen: Sechzig gegen Saarbrücken - es war ein Spiel zweier völlig unterschiedlicher 1860-Gesichter.

TSV 1860 kassiert drei Nackenschläge in Hälfte eins

Da war das 0:1, bei dem Michael Glück den Ball im Vorwärtsgang leichtfertig verlor, bei dem die Routiniers Tim Rieder und Jesper Verlaat nacheinander hinfielen und FCS-Pokalheld Kai Brünker das Giesinger Geschenk dankend annahm (9.). Eine Verkettung unglücklicher und fahrlässiger Ereignisse, die 1860 auf die (vermeintliche) Verliererstraße brachte.

Da war zudem die bittere Verletzung von Kilian Ludewig, der von Marcel Gaus vom Bayern-Bezwinger derart umgegrätscht wurde (25.), dass er sich laut Sport-Boss Christian Werner womöglich "etwas gebrochen" hat. Fünf Minuten später humpelte er gestützt vom Feld. Ein Fußball-Drama, das eine Mannschaft erst einmal wegstecken muss.

Und dann war da zu allem Überfluss auch noch ein Platzverweis: Leroy Kwadwo foulte Simon Stehle als letzter Mann - und flog mit Rot vom Platz (44.). Eine vertretbare Entscheidung von Schiedsrichterin Fabienne Michel, die zuerst Gelb in der Hand hatte, die Szene aber in Absprache mit ihrem Assistenten als Notbremse wertete. Der Ärger bei den 1860-Fans war dennoch groß, da man zuvor das folgenschwere Einsteigen gegen Ludewig der Kategorie dunkelgelb auch hätte ahnden müssen, anstatt weiterlaufen zu lassen.

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"In der ersten Hälfte ist viel schiefgelaufen" - dann dreht der TSV 1860 richtig auf

Dem ganzen Grünwalder Stadion schien zur Pause klar zu sein: Der Sieger des Duells an diesem nass-frostig-windigen Tag kann nur Saarbrücken heißen. "Für uns hat das Spiel denkbar schlecht begonnen, gegen einen starken Gegner: Ballverlust, ausgerutscht, Gegentor", bilanzierte Trainer Argirios Giannikis und bezeichnete die Rote Karte als "maximal schlecht für uns". Spielmacher Julian Guttau meinte selbstkritisch: "In der ersten Hälfte ist viel schiefgelaufen."

Es folgte eine blaue Sensationsreaktion: Trotz Rückstand, Verletzungsschock und vor allem der Unterzahl bäumten sich zehn bissige Löwen leidenschaftlich auf. Zehn Münchner wohlgemerkt, die angesichts des fast sicheren Klassenerhalts die noch um den Aufstieg kämpfenden Saarländer mit einem Mann weniger plötzlich dominierten. Elf Freunde müsst ihr sein - oder eben zehn Löwen!

Lies seinen Emotionen nach dem Tor freien Lauf: Youngster Tim Kloss.

1860-Trainer Giannikis mit dem goldenen Händchen

Coach Giannikis gelang nicht nur mit der taktischen Umstellung auf eine notgedrungene Fünferkette ein Geniestreich, auch das dazugehörige Personal konnte glänzen: Der zur Pause eingewechselte Junglöwe Tim Kloss (19) blieb nicht nur defensiv cool wie ein alter Sechzger-Recke, er köpfte nach einer Ecke von Joker Albion Vrenezi sogar den vielumjubelten Ausgleich (84.). "Die Emotionen im Körper sind unfassbar. Es ist einfach pure Euphorie", jubilierte der Youngster hinterher.

Sechzig hätte sogar noch siegen können. So avancierten die Löwen, wohl nicht nur für Frey, zum "moralischen Sieger" auf Giesings kühlen Höhen.

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  • muc_original_nicht_Plagiat! am 24.04.2024 15:57 Uhr / Bewertung:

    Bei aller Freude über das Aufbäumen, aber: in Unterzahl auf eine 5er-Kette umzustellen ist weniger ein Geniestreich, als eine ganz normale taktische Maßnahme.
    Positiv sehe ich, dass Giannikis wohl die Mannschaft erreicht.
    Bleibt er deshalb der richtige Trainer? meine Meinung: nein.
    (mehrfach in anderen Beiträgen von mir begründet)

  • Kaiser Jannick am 23.04.2024 00:20 Uhr / Bewertung:

    SR Rafati:

    Gaus verfolgt Ludewig, grätscht dann mit dem linken Fuß zum Ball, spielt zwar auch das Spielgerät, allerdings wird auch das linke Bein von Ludewig derartig schwerwiegend getroffen, dass er sich am Knie verletzt und anschließend ausgewechselt werden muss. Auch mit dem rechten Bein trifft Gaus Ludewig, was auch nochmal an sich ein Foulspiel darstellt. Somit liegen in der Summe zwei Foulspiele vor, wobei das Zweite nicht so gravierend ist, wie das Erste.

    Die erste Attacke wäre von der Schiedsrichterin besser bewertbar gewesen, wenn sie näher zum Geschehen gestanden hätte. Aber durch die weite Distanz zum Geschehen fehlt die Schärfe des Blickes, sodass die Szene leider durchrutscht. Wenn man das TV-Bild und dabei das Verdrehen des Beines sieht, das die Knieverletzung verursacht, kann es neben einem Freistoß nur die rote Karte geben. Hier wird die Gefährdung der Gesundheit des Gegenspielers billigend in Kauf genommen."

    Mal wieder eine krasse Fehltentscheidung gegen Sechzig.

  • Kein1860Fan am 22.04.2024 14:24 Uhr / Bewertung:

    Bisher ist die Verpflichtung von Argirios Giannikis durch Dr. Werner ein Geniestreich. Mit 1,53 Punkte je Spiel (PPS) liegt er vor dem seinerzeit vehement geforderten Marco Antwerpen, der in Mannheim nur auf 1,36 PPS kommt.

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