Präsident Robert Reisinger will beim TSV 1860 "Geschlossenheit" herstellen

München - Sechzig und seine Strukturen – ein Klassiker. Kein schöner jedoch. Anders als bei einem Evergreen ertragen so manche die Klänge des Konflikts schon längst nicht mehr. Gesellschafter gegen Gesellschafter, Präsident gegen Ismaik-Vertreter oder auch mal Konfrontationen in anderen Konstellationen. Je nach Gusto, bis einem der Appetit vergeht.
So weit sind jetzt offenbar einige zahlungskräftige Unterstützer des TSV 1860. Angeführt vom Hauptsponsor "Die Bayerische" erwächst womöglich ein wirkungsvoller Faktor, der dem egozentrischen und von großen Befindlichkeiten und weniger der Sache getriebenen Handeln einen Riegel vorschieben will. Der Fan-Talk am Freitagabend zeigte dies in aller Deutlichkeit.
TSV-1860-Gesellschafter scheinen nicht zur Kooperation bereit
Die Probleme gibt es ja auf allen Seiten, denn es sind beide Löwen-Gesellschafter, die nicht in der Lage – oder Willens sind, ihre persönlichen und bisweilen unversöhnlichen Standpunkte auf dem Altar der Kooperationsbereitschaft zu opfern. Trainer, Transfers, Sportchef – oft liegen alle über Kreuz.
Verdeutlicht hat dies gerade wieder Präsident Robert Reisinger, der einflussreichste e.V.-Abgesandte in den beiderseits besetzten Gremien. Im Vorwort der neuen Ausgabe des Vereinsmagazins "Die Sechzger" formulierte der streitbare und mit Vizepräsident Hans Sitzberger weiterhin zerstrittene Löwen-Boss eine Einerseits-Andererseits-Botschaft.
Einerseits räumte er eigene Verfehlungen in den letzten Monaten ein, andererseits sendete er auch ein Signal über seine Vorstellungen. Auf Kooperation ausgerichtet – so liest es sich jedenfalls – sind diese eher weniger. Es geht ihm bei seinen Worten ausschließlich um das Gewicht des Vereins.
Robert Reisinger: "Wir haben in dieser Phase im Präsidium kein gutes Bild abgegeben "
Zunächst die Einsicht bezogen auf die Monate des Transfergeschäfts und der Sportchef-Suche: Reisinger räumt ein, dass "wir in dieser Phase im Präsidium kein gutes Bild abgegeben haben" und zieht sich selbst den Schuh der Schuldigkeit an: "Dafür trage ich als Präsident die Verantwortung." Es folgt die Feststellung, dass es Einigkeit benötige zwischen ihm, Sitzberger und dem zweite Vize Heinz Schmidt.
Ob diese Einigkeit denn wieder hergestellt ist, darüber schreibt Reisinger nichts, weil es diese nach allem, was aus dem Löwen-Kosmos zu hören ist, nach wie vor nicht gibt. Dass Sechzig weiterhin ohne Sportdirektor operiert, soll etwa auch an der fehlenden Zustimmung des uneinigen e.V. für den favorisierten Kandidaten – Christian Werner – liegen.
Sportchef-Thema beim TSV 1860 nagt an Reisinger
Klar wird bei Reisingers Ausführungen aber, dass das Sportchef-Thema an ihm nagt. Der Verweis auf sein Bemühen um eine rasche Nachfolge für Ex-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel zeigt das. "Das ließ sich leider nicht realisieren", schrieb er, aber nicht, dass sein Favorit Horst Heldt nicht konsensfähig war. Und der von Reisinger hart angegangene Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sieht hierbei sowieso manches anders – und wies auch die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen gerade nochmals ausführlich zurück und nahm dabei Trainer Jacobacci gleich mit in Schutz.
Reisinger will "im Verein wieder die erforderliche Geschlossenheit" herstellen – was eher nach "Wir gegen die" als nach "Wir reichen dem anderen Gesellschafter die Hand" klingt. Wie die irritierten Sponsoren das wohl alles interpretieren? Auch wenn Reisinger seine Worte an den e.V. addressierte: Botschaften bei Sechzig sind nie nur Botschaften an eine Seite. Ob man will oder nicht.