Pleite gegen Braunschweig - Löwen sind Letzter

München - „Kein Kampf, kein Biss, keine Leidenschaft! So vergrault ihr noch den letzten Fan!“ Das stand auf zwei Spruchbändern in der Nordkurve und sollten den Löwen vor Augen führen, was beim verpatzten Liga-Start und dem blamablen 1:4 bei Erzgebirge Aue zuletzt weit und breit nicht zu sehen war.
Hintergrund: Die Gruppierung „Cosa Nostra“ hatte zum Fan-Boykott aufgerufen, im Block 130 mitten in der Nordkurve betraten die Fans erst mit dem Anpfiff die Ränge.
Dann tauschten sie die beiden Spruchbänder gegen ein neues aus: „Und jetzt kämpft – für uns – für euch – und den Verein!“
Das taten die Löwen, geholfen hat’s dennoch nichts.
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Durch einen planlosen Auftritt verlor der TSV 1860 am Sonntag in der Allianz Arena mit 1:2 gegen Braunschweig, war durch den Sieg vom FSV Frankfurt bereits vor dem Spiel auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Nach dem Rückstand durch Zuck (18.) konnte Kapitän Christopher Schindler ausgleichen (38.), Raffael Korte traf per Traumtor zum Sieg (49.).
„Wir sind Letzter. Wenn wir jetzt nicht im Abstiegskampf stecken, wann dann?“ fragte Kai Bülow nach dem Spiel konsterniert. Der Innenverteidiger war für den zuletzt schwachen Gary Kagelmacher ins Team gerückt. Die Löwen begannen nervös und agierten wenig zielstrebend, während sich Braunschweig gute Chancen erspielte: Die erste vergab Nielsen noch (9.), die zweite saß: Zuck traf nach einem Abstimmungsproblem der rechten Löwen-Seite um Martin Angha und Daylon Claasen mit einem trockenen Schuss zur Gästeführung.
„Man hat in der Anfangsphase gemerkt, dass wir nicht so frei sind, wie man es ist, wenn man eine Erfolgsserie hat“, versuchte Trainer Markus von Ahlen den schwachen Start zu rechtfertigen. „Wir haben zwar den 0:1-Rückstand hinnehmen müssen, sind aber zurückgekommen.“
Kapitän Christopher Schindler köpfte eine Freistoßflanke von Daniel Adlung ins Tor (38.). Ausgerechnet Schindler, der Kapitän. Der Mann der nach der so bitteren, so demütigenden Aue-Pleite noch auf dem Platz hemmungslos geweint hatte.
Doch wer glaubte, dass die Löwen nachlegen würden, sah sich getäuscht. Kurz nach der Pause vernaschte Braunschweigs Korte den Sechziger Claasen wie einen Schuljungen und traf per Traumtor. Dabei stand Keeper Stefan Ortega etwas zu weit vor seinem Kasten, wäre aber gegen den Sonntagsschuss wohl auch sonst machtlos gewesen. „Den macht der auch nicht jedes Spiel so“, klagte Schindler.
Die Löwen rannten an, zeigten dabei tatsächlich Qualitäten wie Kampf, Biss und Leidenschaft, wurden aber nicht belohnt. „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, ich habe Fortschritte gesehen. Fußball ist so: Manchmal verlierst du, obwohl du besser bist, manchmal gewinnst du, obwohl du schlechter warst“, sagte von Ahlen.
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Welche Art von Fortschritte von Ahlen dabei meinte, lässt sich nur erahnen. Aus spielerischer Sicht konnten die Löwen nicht überzeugen, zu oft verzettelten sie sich im Mittelfeld, zu instabil die Abwehr.
Unter dem Strich stand einmal mehr eine Pleite, die dritte in Folge. Und die Fans? Es war von Ahlen selbst ein Anliegen, die Situation anzusprechen: „Wir sind nach dem Spiel zu den Fans an den Zaun gegangen. Wir haben viele gehört, die bemerkt haben, dass wir ein anderes Gesicht gezeigt haben.“
Ein Gesicht, das wieder nicht zum Sieg gereicht hat. Langsam müssen die Löwen wirklich Angst haben: Elf Spiele, neun Punkte, Tabellenletzter – Abstiegskampf!
TSV 1860: Ortega - Angha, Bülow, Schindler, Hertner - Sánchez (89. Vallori), Stark (69. Weigl) - Claasen, Adlung, Rama (72. Wolf) - Okotie
Eintracht Braunschweig: Gikiewicz - Hedenstad, Kessel, Correia, Reichel - Boland, Vrancic - Raffael Korte (73. Ryu), Zuck (90.+1 Henn) - Kruppke, Nielsen (73. Theuerkauf)
Schiedsrichter: Kempter (Stockach)
Zuschauer: 20 300
Tore: 0:1 Zuck (18.), 1:1 Schindler (38.), 1:2 R. Korte (49.)
Gelbe Karten: Angha (3), Claasen (1), Hertner (1), Okotie (2), Sánchez (4) / Ryu (1), Vrancic (1)