Paukenschlag bei den Löwen: TSV 1860 trennt sich von Trainer Maurizio Jacobacci – was die Mannschaft damit zu tun hat
München - Maurizio Jacobacci ist nicht mehr Trainer des TSV 1860 München. Die Löwen zogen am Dienstag die Notbremse und entbanden den 60-Jährigen nach der sportlichen Talfahrt von seinen Aufgaben. Ebenso freigestellt wurde Co-Trainer Stefan Reisinger.
Die Löwen stehen in der 3. Liga nach 17 Spieltagen auf Platz 15 und drohen in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden. Von den letzten sechs Pflichtspielen verlor Sechzig fünf und blieb dabei viermal ohne eigenen Treffer.
U21-Trainer Schmöller übernimmt die TSV-1860-Profis bis zur Winterpause
Der etatmäßige U21-Trainer Frank Schmöller (57) wird die Profis in den restlichen Spielen des Kalenderjahres gegen Rot-Weiss Essen, Arminia Bielefeld und Waldhof Mannheim betreuen. Schmöller darf die erste Mannschaft maximal 15 Tage lang verantworten, da ihm die nötige UEFA-Pro-Lizenz fehlt - die Frist endet nun genau mit dem Duell in Mannheim.
"Wir danken Maurizio Jacobacci für seine Arbeit, die er beim TSV 1860 München in den vergangenen Monaten geleistet hat", sagte Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, der nicht nur dessen Arbeit als Trainer, sondern auch seine Rolle in der Kaderzusammenstellung hervorhob. "Leider konnte die Mannschaft ihre Leistungen nicht wie gewünscht in Punkte ummünzen, so dass wir uns vom Wechsel im Trainerteam nun neue Impulse in der Mannschaft erwarten. Die gesamte Löwen-Familie dankt Maurizio Jacobacci und Stefan Reisinger recht herzlich für ihren Einsatz und wünscht den beiden und ihren Familien für die Zukunft nur das Beste."
TSV-1860-Mannschaftsrat votierte gegen Jacobacci
Die Freistellung Jacobaccis erfolgte nach AZ-Infos auch, weil sich der Mannschaftsrat, der aus Kapitän Jesper Verlaat, Vize-Kapitän Marco Hiller, Tim Rieder und Marlon Frey besteht, nach der 0:3-Niederlage bei Borussia Dortmund II am vergangenen Sonntag verständigt hatte – und gegen den bisherigen Übungsleiter votierte. Diese Entscheidung teilten sie in der Folge der Chefetage um Marc-Nicolai Pfeifer mit, der dann schließlich die Reißleine zog.
Ein Austausch zwischen Spielern und Boss, der seit dieser Saison Standard bei 1860 ist. Kapitän Jesper Verlaat hatte Anfang Oktober im Podcast "4zu3" erklärt: "Wir haben seit dieser Saison mit dem Mannschaftsrat und den Verantwortlichen immer mindestens einmal die Woche ein kleines Gespräch, um uns auszutauschen, wie es uns geht und dass jeder so ein bisschen auf der Höhe ist, was ich sehr gut finde."
Ex-Verein und Drittligist sollen Interesse an Jacobacci haben
Nachdem er sich vom Team verabschiedet und höchstwahrscheinlich direkt noch Abfindungsmodalitäten geregelt hatte, brauste er nach einem „alles Gute“ mit etwas verkniffenem Schmunzeln vom TSV-Gelände. Ein Wiedersehen ist dennoch nicht ausgeschlossen. Nachdem unlängst bereits sein Schweizer Ex-Klub FC Schaffhausen Interesse bekundete, hat nach AZ-Informationen auch ein deutscher Drittligist schon mal sachte angeklopft.
Jacobacci: Vertrag beim TSV 1860 lief noch bis Sommer 2024
Jacobacci hatte das Traineramt an der Grünwalder Straße 114 erst am 26. Februar 2023 übernommen, nachdem Michael Köllner am 30. Januar 2023 nach mehr als dreieinhalb Jahren seinen Posten hatte räumen müssen. In der Folge hatte der damalige Sportchef Günther Gorenzel für vier Spiele (zwei Punkte aus vier Spielen) als Interimstrainer fungiert, da sich die Gesellschafter nicht auf einen Nachfolger einigen konnten.
Der 60-Jährige galt bei seiner Einstellung als Kandidat der Investorenseite und hatte auch deshalb von Anfang an keinen leichten Stand im Löwen-Kosmos. Dem Vernehmen nach stimmte der Verein der Verpflichtung Jacobaccis auch zu, um die angespannte Situation zwischen den Gesellschaftern zu befrieden. Nachdem es dem Coach gelungen war, die Löwen zu stabilisieren, wurde sein bis zum Saisonende befristeter Vertrag Ende April bis 2024 zu deutlich verbesserten Bezügen verlängert.
Jacobacci: Diskussionen um Aussagen und Entscheidungen
Nach dem Weggang von Gorenzel, der zuvor noch David Richter, Julian Guttau, Marlon Frey und Eroll Zejnullahu verpflichtet hatte, war Maurizio Jacobacci gemeinsam mit Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, NLZ-Leiter Manfred Paula und Chefscout Jürgen Jung maßgeblich an der Zusammenstellung des Kaders für die laufende Saison beteiligt.
Der 60-Jährige war in den vergangenen Wochen und Monaten wegen Personalentscheidungen und diverser Äußerungen zunehmend in die Kritik geraten. Zuletzt hatte Jacobacci Torhüter Marco Hiller nach überstandener Verletzung öffentlich das Vertrauen ausgesprochen, ihn aber nach nur einem Spiel zum Bankdrücker degradiert. Auch sein Umgang mit Fynn Lakenmacher (23) im Sommer hatte für Wirbel gesorgt.
Zudem hatte Jacobacci unter anderem nach der Niederlage in Ulm im Oktober das Feuerwerk der Fans und den Wind ebenso für die Niederlage verantwortlich gemacht wie namentlich genannte Spieler, die seine Vorgaben nicht erfüllt hätten.