Optimismus statt Trauer: Dann eben nächstes Jahr, Löwen!

München - Weiß-blauer Wahnsinn. Relegation verpasst. Bier her. Bart ab. So könnte man in aller Kürze das verlängerte Pfingst-Wochenende des TSV 1860 beschreiben.
Der TSV 1860 München war dem Aufstieg so nahe wie lange nicht
Weil es diesem packenden Showdown und der anschließenden, frenetischen Löwen-Party nicht ansatzweise gerecht wird, müssen über dieses denkwürdige Saisonfinale der Sechzger schon ein paar mehr Worte verloren werden.
Michael Köllner hielt Wort. Zum Leidwesen aller Löwen nicht mit dem Aufstieg, den mehr oder weniger insgeheim ein jeder Fan herbeigesehnt hatte. "Meine nächste beiden Aktionen sind jetzt erstmal: Frustsaufen und rasieren!", kündigte der Trainer des TSV 1860 mit feuchten Augen an. Nach dem Saisonfinale der Löwen am Samstag warf sich der Oberpfälzer ins weiße Herz-Trikot. Auf einer improvisierten, weil verspäteten Pressekonferenz suchte er nach den richtigen Worten, um noch in der Stunde der Niederlage ein Gefühl der Zuversicht zu wecken. Seit 15.21 Uhr stand fest: Der große Aufstiegstraum war zerplatzt.
Löwen wollen nächste Saison wieder angreifen
1:3 hieß es am Ende des Oberbayern-Derbys beim FC Ingolstadt 04. Dabei dauerte es keine zehn Minuten, bis Köllners Mission durch den Platzverweis von Marco Hiller zu entgleiten drohte. Stefan Kutschke (26.), Marc Stendera (44.) und Marcel Gaus (90.+2, Elfmeter) besiegelten das Scheitern und ziehen zum dritten Mal in Folge in die Relegation ein. Der Anschlusstreffer von Abschieds-Löwe Dennis Erdmann (81.) glich nur einem minimalen Hoffnungsschimmer.
Das Verrückte an der entscheidenden Löwen-Pleite nach zuvor elf ungeschlagenen Drittligaspielen in Serie: Die Löwen feierten trotzdem - sie feierten eine berauschende Nicht-Aufstiegsparty.
TSV 1860 München: Sascha Mölders wird Spieler der Saison
"Sascha Mölders ext ein Bier", dröhnte es aus hunderter Giesinger Kehlen, nachdem der TSV-Tross wieder daheim angekommen war. Der Alpha-Löwe, dessen Hauseinfahrt am Sonntag beschmiert wurde ("Spacko"), leerte auf dem Dach des Löwenstüberls sein Leibgetränk in einem Zug. Auch seine Wampe präsentierte er, wie ihm geheißen.
In Ingolstadt schrieb der 36-Jährige mit dem Titel des ältesten Torschützenkönigs im bezahlten Fußball Geschichte. Sein 23. Tor hatte der schon vorher zum besten Spieler der Saison ausgezeichnete Sechzger-Spielführer jedoch verpasst.
Stattdessen war er nach dem Schlusspfiff, einigen Takten in Richtung einiger Schanzer-Funktionäre und einem wütenden Schlag gegen das Plastikdach der Ersatzbank weinend zusammengebrochen. Die Emotionen mussten raus.
Köllner: "Die Mannschaft wird den Weg weitergehen"
"Sascha ist auch deswegen so enttäuscht, weil er so viel Energie in diese Mannschaft gesteckt hat", meinte Köllner hinterher: "Er hat alles abgeräumt: Torschützenkönig, Spieler des Jahres - aber leider nicht mit der Mannschaft abgeräumt." Dasselbe kann für Köllner gelten, den Trainer des Jahres. Doch er wusste: "Auch Niederlagen gehören zum Fußball. Man kann aber nicht immer nur gewinnen." Aber feiern, das können die Löwen trotzdem.
Noch in Ingolstadt marschierten Köllner, Mölders und die Mannschaft aus dem Stadion dem weiß-blauen Fahnenmeer der rund 400 mitgereisten Giesinger entgegen. "Und diese Mannschaft wird ihren Weg weitergehen, das verspreche ich Euch!", rief Köllner ins Megafon.
Später auf Giesings Höhen waren die Tränen längst getrocknet: Wie von Köllner angekündigt, wurde der feucht-fröhliche Teil eingeleitet. Tags darauf verabschiedete er seine Schützlinge glattrasiert in den Urlaub. Die Lehren aus diesem verrückten Wochenende können nur heißen: Dann eben nächstes Jahr, Löwen!