Okotie: „Ich brauche nicht viele Torchancen – eigentlich“

AZ: Herr Okotie, Glückwunsch zur EM-Qualifikation mit Österreich. Sind Sie auch wie Teamchef Marcel Koller mit Baskenmütze und Baguette umher gelaufen?
RUBIN OKOTIE: Danke! Nein, aber seinen Auftritt auf der Pressekonferenz habe ich natürlich mitbekommen: eine lustige Aktion. Jetzt, wo wir es geschafft haben, kann man das schon mal machen. Jeder freut sich riesig. Das ist etwas Historisches – eine tolle Geschichte!
Sie dürften gemischte Gefühle haben: Sie trugen mit ihren Siegtoren gegen Russland und Montenegro dazu bei, dass Österreich nach Frankreich fahren darf. Beim entscheidenden 4:1 gegen Schweden saßen Sie nur auf der Bank.
Jeder Spieler hat seinen Anteil daran: nicht nur die elf auf dem Platz, sondern alle. Natürlich ist es schade, dass ich nicht spielen konnte, aber die Ersatzspieler müssen bereit sein, wenn sie gebraucht werden.
Wir dürfen annehmen, dass Sie trotzdem gefeiert haben…
Klar, bei uns Spielern gab’s eine Kabinenparty, dann ist noch ein Teil in Stockholm geblieben, auch David Alaba und ich. Wir haben im Hotel gefeiert und sind noch ein bisschen in die Stadt. Aber nicht zu wild. (lacht)
Bayern-Star David Alaba und Sie verbindet eine langjährige Freundschaft.
Wir schaffen es leider nicht oft, uns zu sehen. Aber wenn, dann passt es. Wir kennen uns quasi seit seiner Geburt, er hat mir vor einem Jahr mal sein Auto geliehen, damit ich rechtzeitig nach München komme, um bei der Geburt meines Sohnes Tiamo Romero dabei zu sein. Die neun Tage jetzt mit der Nationalelf waren schön, auch da haben wir viel gesprochen. Weniger über Sportliches, eher privat.
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Damit dürfte Ihr Zimmerkollege bei der EM in Frankreich ja schon feststehen.
Nein, bei uns gibt’s auch Einzelzimmer und David nimmt immer eines. Ich hatte zuletzt ein Zimmer mit Michael Madl, wir haben bei Austria Wien zusammengespielt. Aber es ist noch lange hin und ich weiß: Ich muss erst einmal bei Sechzig gute Leistungen zeigen, um überhaupt dabei zu sein.
Noch ohne Sieg und nur Tabellen-16. – bisher läuft es schlecht bei den Löwen. Woran liegt’s?
Wir haben definitiv zu wenig Kapital aus dem gezogen, was wir geleistet haben. Unter dem Strich fehlen uns einfach die Punkte. Es ist ja nicht alles schlecht, meistens hat nur das Ergebnis nicht gepasst.
Was definitiv auch fehlt, sind Ihre Tore.
Mir hat in dieser Spielzeit bisher das Glück gefehlt. Und allzu viele Chancen hatte ich leider auch noch nicht. Ich brauche normalerweise nicht viele, um ein Tor zu machen.
Nahe dran waren Sie: Mal Latte, mal Pfosten, die beiden Elferszenen gegen Berlin…
Genau, es waren hauptsächlich diese vier Dinger. Es gilt einfach, weiter zu arbeiten. Und dann zuzuschlagen, wenn die nächste Chance da ist. Ich fühle mich gut und bin fit. Jetzt muss der Knoten endlich platzen.
Sie sind schon seit Februar ohne Tor. Sie sagten kürzlich, es ist die längste Durststrecke in Ihrer Karriere. Wie gehen Sie mit der Enttäuschung um?
Grundsätzlich weiß ich, was ich kann, habe großes Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Ich bin einer, der nach dem Spiel alles nochmal durchgeht. Ich schaue mir die guten und schlechten Szenen an, überlege: Was hätte ich besser machen können? Das hilft mir, um das danach abzuhaken.
Am besten machen Sie es schon am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf besser: Letzter gegen Drittletzter, ist das schon ein Abstiegsduell?
Wäre toll, wenn es dann klappt. Es geht schon um viel. Man sieht ja in der Zweiten Liga: Jeder Gegner ist schwer zu spielen, ob er Erster oder Letzter ist. Das wird wieder ein heißer Fight, aber wir müssen endlich unseren ersten Dreier holen. Letzte Saison war großes Drama, da ist einiges los gewesen. Es wäre schön, wenn wir nicht sofort wieder unten mitspielen müssen.
Ihr Vertrag läuft 2016 aus. Haben Sie sich schon mit Sportchef Necat Aygün unterhalten?
Nein, noch nicht. Ich konzentriere mich aufs Sportliche. Ich denke, dass wir uns frühestens in der Winterpause zusammensetzen. Ich habe schon im Sommer gesagt, als es einige Angebote gab: Wenn ich gehe, muss es eine Verbesserung sein. Ich wollte nicht wechseln, nur um zu wechseln. Und ich weiß auch, was ich hier habe.