OB Reiter: "Das Grünwalder Stadion steht nicht zum Verkauf"

Sechzig-Investor Ismaik widerspricht Münchens Oberbürgermeister und bringt auch tierische Gründe für das Scheitern des Arenaprojekts in Riem vor. Der OB sagt zur AZ: "Ich warte auf Vorschläge."
Der TSV 1860 geht unter der Herrschaft von Hasan Ismaik seit geraumer Zeit hinsichtlich der Kommunikation mit der Außenwelt ureigene Wege. Flächen- und Trainingsplatz abdeckende Abschottung, Spieler-Maulkörbe, dafür regelmäßige Facebook-Botschaften – und nun ein weitaus selteneres Gut: Ein Interview auf der Vereinshomepage, in dem der Jordanier in der mittlerweile öffentlich geführten Stadiondebatte Stadtchef Dieter Reiter widerspricht.
Bei 35 000 Plätzen mit Ausbauoption zugeschlagen
"Wir waren in den Gesprächen mit der Stadt durchaus kompromissbereit. Wir hätten bei einem Angebot mit 35.000 Plätzen plus Option auf einen Ausbau sofort Ja zu Riem gesagt. Aber diesen Wunsch konnte uns die Stadt leider nicht erfüllen", erklärte Ismaik auf tsv1860.de. Schon in seinem Facebook-Statement, in dem er allen Sechzgern Reiters Riem-Absage aufgrund "existierender Nutzungskonflikte" offenlegte, hatte der Investor davon gesprochen, dass die Stadt die Löwen-Pläne verhindern würde. Dem von Reiter offengelegten Schriftverkehr ließ sich zwar die Absage der Stadt entnehmen, jedoch auch, dass Ismaik selbst das Grundstück als "zu klein" bezeichnet und von dem Standort Abstand genommen habe.
"Das Grünwalder Stadion steht nicht zum Verkauf"
Nun glaubt der Geldgeber wieder, dass er OB Reiter korrigieren müsse. Wegen dessen Aussage, Sechzig wäre mit 25.000 bis 30.000 Zuschauer ins Rennen gegangen: "Das ist nicht richtig. Seit ich mich um einen Stadion-Neubau bemühe, war die Ausgangslage immer klar definiert: 50.000+." Aus dem Klub waren jedoch nicht selten kleinere Größenordnungen zu vernehmen. In jedem Fall sei ein Problem gewesen, dass man mit 80.000 bis 90.000 Quadratmetern kalkuliert habe, die angebotene Fläche nur 42.000 Quadratmeter umfasst habe.
Frösche unter Naturschutz
Ein weiteres Hindernis für die neue Löwen-Heimat an der Messe: Frösche! "Dann gab es auf diesem Grundstück auch noch das Problem mit den Fröschen, die unter Naturschutz stehen", so Ismaik, der nach den geplatzten Riem-Träumen das Olympiastadion nannte. Nach einer Quasi-Absage von Olympiapark-Chefin Marion Schöne meinte er, es nur als "Übergangslösung" ins Spiel gebracht zu haben, "bis wir in unser eigenes Stadion einziehen können". So ist Ismaik, wie die Nostalgiker unter den Löwen-Anhängern, beim altehrwürdigen Sechzgerstadion angelangt. Nach seinen beiden Besuchen sei er "sofort begeistert" gewesen: "Dieser Ort birgt einen fast greifbaren Mythos in sich", schreibt er über die im Besitz der Stadt befindliche Spielstätte – es sei "eigentlich am besten für alle". Wenn Reiter das Signal gebe, dass es "zum Verkauf stünde und die Stadt die Genehmigung für einen Neubau erteilen würde, würden wir sofort zuschlagen".
Stadt wartet ab
Die AZ hat nachgefragt beim OB – er widerspricht Ismaiks Fantasien: "Das Grünwalder Stadion steht nicht zum Verkauf und wird auch nicht abgerissen." Ansonsten warte er, "wie ich dem Verein in meinem Brief mitgeteilt habe, auf weitere Vorschläge". Sobald 1860 "geeignete Flächen identifiziert und die entsprechenden Machbarkeitsstudien erstellt" habe, stehe er für Gespräche zur Verfügung. Reiter sprach es nicht aus, aber es schwingt in seinen Worten mit: für realistische Szenarien, aber nicht für Hirngespinste.
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