Nur noch neun: Neulöwe Erik Tallig auf Tor-Mission
München - Samstagnachmittag, Grünwalder Stadion. Sechzigs Heimpremiere gegen Magdeburg, 76. Minute: Stefan Lex passt von links außen in die Zentrale. Neulöwe Erik Tallig nimmt die Kugel clever auf, 25 Meter vor dem Tor.
Mit dem ersten Kontakt lässt er den Ball in Richtung Tor prallen, mit dem zweiten Kontakt zieht er trotz mehrerer Gegenspieler vor der Nase direkt ab - und kann nur noch hinterherschauen, wie sich der Ball etwas abgefälscht in die rechte Ecke senkt. Erstes Heimspiel, erster Treffer - und den Löwen gegen Magdeburg einen Punkt gerettet.
Der Neuzugang des TSV 1860 hat sich bekanntlich eine ganz schön hohe Marke als Tor-Ziel gesetzt. "Ich will schon zweistellig treffen", sagte der erst 20 Jahre junge Neuzugang bei seiner Vorstellungsrunde Ende August im Trainingslager in Windischgarsten.
"Er hat sich seine Latte ganz schön hochgelegt, da war sicher etwas jugendlicher Leichtsinn dabei", befand auch Kollege Lex kürzlich im AZ-Interview zu der "ambitionierten Aussage" des Youngsters.
Tallig: "Ich finde, dass wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben"
Jetzt war es Lex, der ihm das Spielgerät servierte, der junge Offensivspieler bedankte sich mit Saisontreffer Nummer eins - und läutet seinen eigenen Countdown der Tallig-Tore zur gesetzten Marke ein: Da waren's nur noch neun!
Und was sagt Tallig nun zu seinem ersten Streich? "Ich finde, dass wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben, wir waren die ganze Zeit überlegen und haben das Spiel dominiert. Es freut mich natürlich, dass wir in der zweiten Halbzeit das Tor erzwingen konnten - dass ich mein erstes Saisontor schießen konnte", erklärte der Chemnitzer nach Spielschluss bei "Magenta Sport".
Auch der ambitionierte Youngster, der vom Aufstieg mit den Sechzgern träumt, zeigte sich angefressen, dass es nicht zum Sieg gereicht hatte. Bis zum Strafraum habe Sechzig "sehr gut kombiniert", danach habe öfter "der letzte Pass gefehlt."
Pässe, wie sie Tallig selbst spielen soll - oder eben auch verwerten, siehe Ausgleichstreffer gegen den 1. FC Magdeburg. Jedenfalls verspricht der talentierte junge Mann aus dem Osten: "Wir werden hart daran arbeiten, dass es besser wird." Für ihn persönlich hoffe er, dass es "weiter so gut läuft."
Köllner über Tallig: "Ein laufstarkes Spiel"
Sechzigs Cheftrainer Michael Köllner hatte ebenfalls ein dickes Lob für den einzigen Löwen-Torschützen des Spiels parat. "Er hat ein aufmerksames, laufstarkes Spiel gemacht. Erik musste nach innen und nach außen rücken, war dabei sehr ballsicher und hat einen guten linken Fuß, ähnlich wie Dennis Dressel."
Tallig: Eigene Qualitäten, wertvolle Verstärkung
Köllner zeigte sich "froh, dass sein Schuss den Weg ins Tor gefunden hat." Talligs Tor-Premiere sei Ausdruck dessen gewesen, was der Spielmacher "in den letzten Wochen schon angedeutet hat und heute wieder zeigen konnte."
Ein gleichwertiger Ersatz für den abgewanderten Leistungsträger Efkan Bekiroglu (Alanyaspor) ist Tallig freilich nicht: Er ist kein solch überdurchschnittlicher Ballstreichler, der Sechzigs Angriffsspiel im Alleingang ankurbelt. Aber er ist mit seinen eigenen Qualitäten schon jetzt eine wertvolle Verstärkung.
Bei Sechzigs Saisonpremiere beim SV Meppen (3:1) zeigte sich Tallig dynamisch und forsch und fügte sich in Sechzigs Kombinationsfußball im Mittelfeld gut ein. Damit bestätigte "Ede", wie Tallig gerufen wird, den Eindruck von Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel, die das auch von Zweitligisten umworbene Juwel unbedingt nach Giesings Höhen lotsen wollten. In der Vorbereitung konnte der schmächtige Youngster seine Qualitäten unter Beweis stellen.
Der Lohn: Von Beginn an ein Stammplatz in Köllners Truppe. Und reichlich Gelegenheiten dazu, seinen eigenen Countdown weiter herunter zu zählen.