Noch kein neuer Vertrag: Droht dem TSV 1860 der Abschied von Daniel Bierofka?

München - Stell dir vor, dein Herzensverein stürzt trotz Millioneninvestitionen ins Elend. Du stehst vor einem Scherbenhaufen und ziehst deinen Klub aus dem Schlamassel. Als Trainer. Sportchef. Scout. Medienansprechpartner Nummer eins. Hoffnungsträger aller Löwen. 1860-Trainer Daniel Bierofka wurde zum Gesicht der Wiedergeburt – und könnte den Sechzgern dennoch im Sommer den Rücken kehren.
Nach AZ-Informationen droht den Löwen unter Umständen das Undenkbare. Der derzeitige blau-weiße Worst Case: ein Abgang Bierofkas. Der 39-jährige Trainer braucht, nur allzu verständlich, für seine ambitionierten Ziele Planungssicherheit. Die hat er - Stand jetzt - an der Grünwalder Straße nicht. Sollte das noch länger so bleiben, werden sich Bierofka und sein Berater mit Plan B beschäftigen. Wird das den Löwen zum Verhängnis?
Noch keine Vertragsgespräche
Erstes Problem: Bierofka besitzt immer noch seinen alten Vertrag aus U21-Zeiten, der bis Ende Juni 2019 läuft. Im Gegensatz zur Spielklasse hat sich alles geändert, Biero ist zum Universal-Löwen geworden. Es sei "wünschenswert, wenn sich der Verein seine Dienste langfristig sichert", schrieb Investor Hasan Ismaik bereits im Oktober. Getan wurde nichts.
"In der Winterpause war ja Zeit und es ist nichts passiert. Jetzt habe ich keine Zeit mehr und keinen Kopf mehr für so etwas", erklärte Bierofka nun in seinem Freitags-Fazit des Trainingslagers in Oliva Nova nicht ohne Trotz: "Bis jetzt haben wir nicht darüber gesprochen, also konzentriere ich mich jetzt auf das andere bis Sommer. Wichtig ist jetzt, dass wir das hinkriegen, dann können wir schauen, was passiert."
Damit meint er die sportliche Herausforderung bis Saisonende. Der Traum sämtlicher Löwen: Rückkehr in den Profifußball.
Der Optimalfall sähe folgendermaßen aus: Sechzig schafft Relegation und Aufstieg, Bierofkas Vertrag wird verlängert und der Coach, derzeit im Besitz der A-Lizenz, kann drei Tage die Woche seine anvisierte Fußballehrer-Lizenz an der Sporthochschule in Köln absolvieren.
Lose Anfragen anderer Klubs an Bierofka
Doch was, wenn nicht? Bierofka braucht einen Klub, der ihn dabei unterstützt. Ein solcher dürfte sich wohl finden, die Bild berichtete kürzlich von losen Anfragen. Die Sechzger haben dagegen, nebst einer finanziellen Nachbesserung, kein entsprechendes Zeichen abgegeben. Sollte 1860 nicht aufsteigen, ist der Hype passé, die Zukunft ungewiss.
Das führt wiederum zur zweiten Baustelle, dem Machtkampf zwischen den Vereinsbossen um Präsident Robert Reisinger und der Investorenseite um Ismaik und dessen neuen Aufsichtsrat-Statthaltern Peter Cassalette und Saki Stimoniaris.
Ex-Geschäftsführer Markus Fauser musste erstmal eine Insolvenz abwenden, Nachfolger Michael Scharold ist erst seit vier Wochen im Amt, Budget für Liga drei noch nicht gefunden. Langsam sollte alles andere nicht mehr wichtiger sein, als der Mann, der den Laden im Sommer überhaupt erst zusammenhielt.