Nix mit Neulöwe: Warum es keine Sechzig-Einkäufe gegeben hat

Der TSV 1860 geht ohne Verstärkungen in die restliche Rückrunde. Die AZ zeigt auf, warum die Winter-Deals - etwa Ex-Löwe Tim Rieder - ausgeblieben sind und auf wen Coach Michael Köllner stattdessen baut.
von  Matthias Eicher
Beim TSV 1860 für die Kaderplanung verantwortlich: Günther Gorenzel
Beim TSV 1860 für die Kaderplanung verantwortlich: Günther Gorenzel © IMAGO / Ulrich Wagner

München - Gerade im Dezember und Januar wird eine seltene Spezies der Löwen immer wieder rauf und runter diskutiert.

Dabei verirrt sich dieses, vom Schnäppchen bis Hochkaräter reichende Wesen relativ selten auf Giesings Höhen. Die Rede ist vom Winter-Neulöwen - und diesmal ist an der Grünwalder Straße 114 kein einziger davon aufgetaucht.

"Wenn noch etwas Außergewöhnliches passiert, werden wir sehen, den Markt sondieren und besprechen, ob etwas umsetzbar ist", hatte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel über Winter-Neuzugänge des TSV 1860 erklärt. Spätestens seit 18 Uhr des "Deadline-Day" am Montag ist klar, was sich zuvor abgezeichnet hatte: Im Gegensatz zur frohen Kunde der Trainings-Comebacks des Leistungsträger-Trios Stefan Lex, Stephan Salger und Yannick Deichmann ließen sich keine Verstärkungen blicken. Die AZ zeigt, aus welchen Gründen es schlussendlich hieß: Nix mit Neulöwe.

TSV 1860: Der Rieder-Wechsel scheiterte am Geld

Kein Schnäppchen: Gorenzel fischte durchaus in tieferen Gewässern. 1860 hatte als potenziellen Neulöwen Stürmer Meris Skenderovic ausgemacht, doch zwei Dinge störten 1860 nach AZ-Informationen: Die Ungewissheit, ob der Viertliga-Knipser eine Spielklasse höher geliefert hätte. Und: Die Tatsache, dass Regionalligist Schweinfurt eine Ablösesumme, wohl im hohen fünfstelligen Bereich, forderte.

Das Rieder-Dilemma: Selbige Problematik hatten die Giesinger letzten Endes auch bei Tim Rieder. "Es muss hundertprozentig passen", hatte Trainer Michael Köllner der AZ noch über einen Neuen mitgeteilt. Bei Rieder war das Gesamtpaket ziemlich gut, weshalb der Rückkehrer kurz vor einem Wechsel von Insolvenz-Klub Türkgücü zu 1860 stand. Der Deal scheiterte an den Ablöseforderungen der "türkischen Kraft", die trotz Millionen-Defizit keine Spieler gehen lassen möchte - oder zumindest eine Ablöse generieren will, die dann wohl in die Insolvenzmasse fließen würde.

TSV 1860: Gibt Ismaik die Pokal-Einnahmen frei?

Priorität Etat 2022/23: Bekanntlich muss auch 1860 künftig kleinere Budget-Brötchen backen, was den Kader anbelangt: Ursprünglich sollte der Etat für die Folgesaison von 4,7 Millionen Euro auf nur noch drei Millionen reduziert werden.

Zuletzt gab es Signale, dass Investor Hasan Ismaik aus den nicht eingeplanten Mehreinnahmen von Sechzigs Pokal-Siegeszug (Darmstadt 98, Schalke 04, KSC) Gelder locker gemacht haben könnte. Dies ist zum einen noch nicht bestätigt, zum anderen gilt für Gorenzel: Jeder Cent zählt, um auch in der kommenden Spielzeit schlagkräftige Sechzger zu formen. In welcher Liga auch immer...

Köllners Vertrauen in seine Elf und Stärkung der Reservisten: "Wir sind dran und prüfen alles. Aber es muss sich am Ende für alle Seiten gut anfühlen", meinte Köllner und stellte mit imaginär erhobenem Zeigefinger klar: "Die Truppe muss in ihrem Charakter so bleiben." Der Teamspirit ist und bleibt des Löwen größter Trumpf und soll auch nun wieder ausgespielt werden - am besten Woche für Woche.

Beim TSV 1860 gibt es mehrere Quasi-Neulöwen

Damit wären wir bei den Quasi-Neulöwen: Publikumsliebling Tim Linsbichler will endlich zeigen, was in ihm steckt. Mit Niklas Lang hat ein länger verletzter Abwehr-Junglöwe sein Comeback gefeiert. In Debütant Leandro Morgalla steht ein weiteres Innenverteidiger-Talent bereit.

Und dann gibt es da ja noch ein Duo an wiedergenesenen Winter-Neulöwen - und zwar die des Vorjahres: Während der Ex-Heidenheimer Merveille Biankadi sein Können am Ball, aber auch seinen fehlenden Killerinstinkt schon in der Vorsaison "bewiesen" hat, startet der Ex-Bielefelder Keanu Staude erstmals durch. Bester Beleg: sein Assist beim 1:0 bei Viktoria Köln. Ob richtig oder falsch? Dies wird sich erst Mitte Mai zeigen...

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