Neulöwe Meris Skenderovic ganz ehrlich: "Sechzig ist meine letzte Chance"
München - Dieser Mann kennt Höhen und Tiefen. Meris Skenderovic, Sechzigs neuer Torjäger, war gleich zwei Mal Bundesliga-Torschützenkönig: "In der B-Jugend hab' ich 30 Tore geschossen, in der A-Jugend 19 Mal getroffen." 2014/15 und 2015/16 war das. Unter dem jetzigen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann durfte er beim 1:1 der TSG Hoffenheim im Dezember 2017 gegen den bulgarischen Erstligisten Ludgorets Razgrad sogar Europa-League-Luft schnuppern, nur um später in die Regionalliga abzustürzen.
Skenderovic und der große Traum von der Bundesliga
"Sechzig ist meine letzte Chance", stellt der 24-jährige Angreifer nach seinem Wechsel vom viertklassigen FC Schweinfurt 05 zum TSV daher unumwunden klar, als er sich im Trainingslager der Löwen in Windischgarsten vorstellt. Es ist ein ernstes, aber auch ein launiges Gespräch, bei dem der Montenegriner meint: "Wenn du mit 25 Jahren noch in der Regionalliga kickst, wird es schwer, noch hochzukommen, selbst, wenn du 25 Tore schießt." Von daher sieht der Stürmer Sechzig als letzte Möglichkeit, um an seinem großen Traum von der Bundesliga festzuhalten.
"Ich hab' mich schon sehr gefreut", schildert der schlaksige Angreifer die Kontaktaufnahme von Köllner: "Ich habe dem Trainer auch am Telefon gesagt: Wenn man die Chance hat, zu Sechzig zu gehen, fühlt sich das nicht wie Dritte Liga an, weil einfach so viel dahintersteckt: so viel Tradition, so viel Drumherum. Es fühlt sich an, als würdest du zu einem Top-Verein wechseln." Der gemeinsame Plan: die Liga-Zugehörigkeit schnell nach oben zu korrigieren.
Skenderovic: "Ich werde schon auf meine Einsätze kommen"
Kurios: Als Skenderovic im Winter mit 1860 verhandelte und nur aufgrund der zu hohen Ablöseforderungen des FC Schweinfurt 05 nicht schon anheuerte, spielte 1860 noch mit zwei Stürmern. Eigenen Aussagen zufolge ging der gebürtige Mannheimer auch davon aus, neben Torschützenkönig Marcel Bär stürmen zu können. Jetzt sagt er kämpferisch, aber auch mit einem Grinsen im Gesicht: "Ich werde schon auf meine Einsätze kommen. Ich will so viele Tore schießen, wie es geht. Wenn der Cello 25 schießt und ich fünf, ist es auch okay." Mero, wie er gerufen wird, ist ein Schlitzohr. Eines, das 1860 guttun könnte.
So wie bei seiner Traum-Premiere im ersten Test gegen den TSV Waldkirchen. Ein niederklassiger Gegner zwar, doch Skenderovic schnürte nach der Pause in nicht einmal 30 Minuten einen lupenreinen Viererpack. "Es war natürlich perfekt, dass es gleich so gut gelaufen ist", erzählt er und freut sich, dass er auch abseits des Platzes "so gut aufgenommen wurde." In den restlichen Tests ließ er ebenfalls sein Können aufblitzen, blieb aber teils auch blass und torlos.
Kein Problem für den Stoßstürmer, der gerne auch "links oder rechts vorne" spielen könne. "Früher habe ich mir einen Kopf gemacht, wenn ich mal zwei Spiele nicht getroffen habe." Nun habe er die (mehr oder weniger erfolgreiche) Torejagd besser im Griff: "Ich weiß, dass ich viele Leute nur noch überraschen kann."
Skenderovic stand kurz vor "Neuanfang im Ausland"
Nagelsmann hatte ihn mit 19 damals wieder zur zweiten Mannschaft geschickt, "weil ich körperlich noch nicht fit genug war." Auch eine Leihe nach Österreich zu Hartberg und Jena führten nicht zum Durchbruch, weshalb es schließlich zum "Abstieg" nach Schweinfurt kam.
Nun also die Löwen für den Skenderovic, der vor Schweinfurt "um ein Haar einen Neuanfang im Ausland" begonnen hätte. Vielleicht kann er sich in Deutschland "in diesem sehr harten Geschäft" ja doch doch noch durchsetzen. Dafür muss der Mann, der von den Ex-Löwen Daniel Adlung und Kristian Böhnlein bei den Schnüdeln viele gute Geschichten über 1860 gehört habe, einfach nur das tun, was der "ruhige Typ" seit seiner Jugend bei der TSG am liebsten tut: Tore schießen.