Nach Moniz-Entlassung: Darum fliegt der Holländer

1860 feuert Moniz, von Ahlen übernimmt. Warum der Trainer gehen muss, was Poschner sagt: Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen
von  Marc Merten
Nicht mehr Trainer des TSV 1860: Ricardo Moniz.
Nicht mehr Trainer des TSV 1860: Ricardo Moniz. © imago/az

1860 feuert Moniz, von Ahlen übernimmt. Warum der Trainer gehen muss, was Poschner sagt: Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

München - Aus und vorbei: Die Ära Ricardo Moniz beim TSV 1860 ist nach nur 96 Tagen beendet. Damit dreht sich auch unter Sportchef Gerhard Poschner das Trainerkarussell bei den Löwen weiter. Der Niederländer ist der elfte Coach, der sich seit dem Abstieg vor zehn Jahren nicht auf der Trainerbank halten konnte.

Ticker zum Nachlesen - Der Löwen-Tag mit Moniz-Entlassung und der ersten Trainingseinheit von von Ahlen

An der Grünwalder Straße war am Mittwoch kollektives Kopfschütteln angesagt. Von der Aufbruchsstimmung, die im Sommer geherrscht hatte, ist bei den Trainingskiebitzen nichts mehr übrig. Die traditionelle Frustration dominiert längst wieder im Löwen-Stüberl. Über allem thront die Frage: Wie geht es weiter? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Trainerwechsel.

Warum musste Moniz gehen?

Da gibt es keine zwei Meinungen: Die Leistungen im bisherigen Saisonverlauf waren zu wenig für die Ambitionen der Löwen. „Simpel und nachvollziehbar“ nannte Sportchef Gerhard Poschner die Gründe für Moniz’ Demission. „Wichtig war die Leistung der Mannschaft in den letzten zwei Spielen. Beide Spiele waren Schritte in die falsche Richtung.“ Gerade der leblose Auftritt in Sandhausen raubte den Verantwortlichen den letzten Funken Hoffnung auf Besserung mit Moniz.

Der TSV 1860 hat sich am Mittwoch-Vormittag von Trainer Ricardo Moniz getrennt. Lesen Sie hier, was die Löwen-Fans dazu sagen.

Wie lief die Trennung ab?

Die Entscheidung fiel noch in der Nacht auf Mittwoch. Um 8.30 Uhr nahm Poschner dann Kontakt zu seinem Trainer auf. Um zehn Uhr fuhren beide an der Grünwalder Straße vor und betraten die Geschäftsstelle. Da war die Entscheidung bereits durchgesickert. Moniz packte seine Sachen, sprach ein letztes Mal mit der Mannschaft und verließ um kurz nach elf das Vereinsgelände in seinem schwarzen VW Touareg. Mit den Worten „Natürlich bin ich enttäuscht“ brauste er davon.

Wie verlief das Gespräch zwischen Poschner und Moniz?

Moniz konnte die Entscheidung des Vereins nicht nachvollziehen. „Es wäre aber auch enttäuschend gewesen, wenn er anders reagiert hätte“, meinte Poschner. „Dann hätte ich mich in ihm geirrt.“ Moniz habe emotional, aber professionell reagiert. Er habe sich die Wende mit der Mannschaft auch noch zugetraut. Nur Poschner und die Vereinsbosse nicht.

Poschner nach der Moniz-Entlassung: "Nichts, was man Moniz vorwerfen kann"

Was bedeutet die Trennung für Poschner?

Poschner hatte Moniz im Sommer als Hoffnungsträger vorgestellt. Mit dem Niederländer, der Zweitligameister werden wollte, sollte alles besser werden, das Spiel attraktiver und erfolgreicher. Drei Monate später liegen diese Pläne in Trümmern. „Jede Beurlaubung ist auch eine persönliche Niederlage“, gestand Poschner ein. „Dafür übernehme ich die Verantwortung. Aber es geht immer auch darum, wieder aufzustehen.“ Damit ihm das gelingt, muss Poschner nun ein besseres Händchen bei der Wahl des neuen Trainers beweisen.

Wer folgt auf Moniz?

Zunächst übernimmt der bisherige Assistenztrainer Markus von Ahlen (siehe S. 28). „Er ist der Cheftrainer. Es spricht nichts dagegen, dass es so bleibt“, sagte Poschner. Er habe bislang mit keinem anderen Trainer gesprochen. „Markus von Ahlen ist mein erster und einziger Ansprechpartner.“ Klar ist aber auch, dass in zehn Tagen die nächste Länderspiel-Pause ansteht. Zwei Wochen ohne Spiele – ein guter Zeitpunkt, um einen neuen Trainer zu installieren.

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Wie hat die Mannschaft reagiert?

Die Mannschaft kam um 11.15 Uhr mit dem neuen Übungsleiter auf den Platz. Äußern wollte und durfte sich niemand. Laut Poschner hat die Mannschaft die Entscheidung ruhig hingenommen. „Am Ende des Tages gehört das zum Profigeschäft dazu. Das müssen sie akzeptieren. Der eine oder andere mag es gutheißen, der eine oder andere nicht. Aber es nicht die Aufgabe der Spieler, diese Entscheidung zu kommentieren.“

Was bedeutet die Entlassung für das Spiel gegen Fürth?

Dass die Ausreden vorbei sind. Dass sich die Mannschaft am Freitagabend zerreißen muss. Dass eine Nicht-Leistung wie in Sandhausen nicht mehr hingenommen wird. Weder vom Verein noch von den Fans, die am Tag nach dem Spiel beim SVS noch immer aufgebracht waren. „Ich erwarte eine komplett andere Leistung“, stellte auch Poschner klar.

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Wie geht es jetzt weiter?

Am Tag nach dem Spiel gegen Fürth hatte Poschner eigentlich eine erste Zwischenbilanz der Saison ziehen wollen. Es wäre der 100. Arbeitstag von Moniz gewesen. Dieses Jubiläum wird es nun nicht mehr geben. Und das Fazit steht schon fest: Die Entlassung des Trainers sagt alles. Jetzt geht es gegen Fürth und nächste Woche beim VfR Aalen darum, die Trendwende einzuleiten und sich in der anschließenden Länderspielpause wieder zu sammeln. Gelingt das nicht, rückt das Saisonziel (unter den ersten Sechs) in weite Ferne.

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