Nach dem weiß-blauen Derby-Jammer kommt Mölders' Kampfansage
München - Spielmacher Richard Neudecker war angefressen. So richtig angefressen.
Und Torjäger Sascha Mölders flippte gleich regelrecht aus und selbst Trainer Michael Köllner, sonst ja gerne auf Ausgleich bedacht, hatte so Schwierigkeiten, seine enorme Enttäuschung zu verbergen: Nach der mageren Punkteteilung im Derby gegen den FC Bayern II herrschte auf Giesings Höhen Katerstimmung.
Die Löwen stehen unter Zugzwang
"Das war ein Scheiß-Spiel", ärgerte sich Neudecker nach dem 2:2-Remis am vorletzten Drittliga-Spieltag am Samstag gegen den roten Rivalen.
Die auf Rang vier zurückgefallenen Blauen stehen nun im Saisonfinale beim FC Ingolstadt 04 (Samstag, 13.30 Uhr) gehörig unter Druck und unter Zugzwang. Denn: Jetzt müssen die Giesinger (66 Punkte) gewinnen, um die Schanzer (68 Zähler) erneut zu überholen und damit eben doch den Einzug in die Relegation zu schaffen.
Mölders musste zurückgehalten werden
Kollege Mölders ließ seinen Frust über den ausbleibenden Siegtreffer nach Spielschluss freien Lauf, woran freilich auch sein roter Gegenspieler Maximilian Welzmüller ("der läuft gegen mich und fängt an zu heulen wie ein kleiner Schulbub") gehörigen Anteil trug.
Mölders, zwar schon 36 Jahre alt, aber sicher nicht altersmilde oder altersweise, musste sogar von mehreren Funktionären zurückgehalten werden.
Überbordende Emotionen, die selbst der chronisch positiv gestimmte Cheftrainer nachvollziehen konnte. "Klar ist Enttäuschung da", gestand Köllner nach dem hart umkämpften Duell und angesichts des verpassten Dreiers. Dabei wäre der so wichtig gewesen.
Woran lag es?
Derbysieger-Jubel? Weiß-blauer Derby-Jammer. Doch woran lag es, dass die zuletzt so formstarken Sechzger (zehn Spiele ohne Pleite) gegen den Abstiegskandidaten (zehn Spiele ohne Sieg) nicht als Gewinner vom Platz gingen?
Wie Neudecker erkannte, ging die Marschroute des TSV von Beginn an schief. "Die erste halbe Stunde kann ich mir nicht erklären. Der Gegner hat uns überrannt. Eigentlich wollten wir sie überrennen", meinte der kleine Mittelfeld-Lenker.
Als Erklärungsversuch kann gelten, was Geschäftsführer Günther Gorenzel schon vor Anpfiff anmahnte: "Wir wissen, dass wir unseren besten Fußball brauchen, um einer hochtalentierten Mannschaft des FC Bayern II Paroli bieten zu können."

Den hatten die Sechzger, die geistig wie körperlich nicht frisch genug wirkten, beileibe nicht zu bieten: Vielmehr hatten sie mit den flinken und technisch starken Top-Talenten, die ums sportliche Überleben kämpften, große Probleme.
Cheftrainer Köllner stichelte allerdings hinterher über die Spielweise des Gegners: "Es war schon überraschend, dass der FC Bayern so destruktiv gespielt hat. Ich weiß nicht, ob das aufgeht, dass die am Ende mit einem Punkt hier die Liga halten können."
Kritik an der defensiven Ausrichtung des FCB
Ein kleiner Seitenhieb über die defensive Ausrichtung des FCB, der allerdings immer wieder mit schnellen und gefährlichen Kontern angriff, deren zwei durch Armindo Sieb und Sarpreet Singh den Weg in Sechzigs Gehäuse fanden.
Die Löwen dagegen konnten den Kontrahenten über weite Strecken des Spiels kaum in Bedrängnis bringen, weil vorne der Spielwitz fehlte. Auch ein Beleg, dass Mölders und Steinhart jeweils lediglich vom Punkt ins Tor trafen.
Erst im zweiten Durchgang wuchs der Druck von 1860, wobei Köllner der miesen Chancenverwertung nachtrauerte: "Wir hätten gewinnen können, hintenraus müssen wir es gewinnen."
Zorn wandelt sich in Kampfgeist
Bei Mölders kanalisierte sich der Zorn langsam aber sicher in Kampfeslust: "Wir werden zwei Tage traurig sein, aber am Ende werden sich die Dinge so regeln, wie es sich gehört", meinte der Angreifer nach dem verpassten Derby-Dreier im "Fantalk" der Löwen.
Über den bevorstehenden Abstieg des FCB II und Sechzigs weiterhin mögliche Aufstiegschancen über die Relegation schob er hinterher: "Und dann haben diese beiden Mannschaft hier zwei Klassen Unterschied."