Mölders und Grimaldi nicht fit: Die Offensiv-Alternativen beim TSV 1860
München - Günther Gorenzel hatte etwas von einem Universitätsprofessor in einer Medizinvorlesung. Geduldig erklärte der Österreicher die Verletzungen seiner Stürmer. Keine Mühe ist dem Bierofka-Back-up zu mühselig für den Erfolg des TSV 1860. Der Alles-Löwe hat die nächste Funktion übernommen – die des Wasserstandmelders zu den verletzten Angreifern.
"Wie steht es um Adriano Grimaldi?", fragte ihn die AZ. "Die erste Schockdiagnose hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Wir sprechen von einer Knieprellung. Am Anfang war der Verdacht Kreuzbandriss", erzählte er. Ein Einsatz gegen Wehen Wiesbaden am Wiesn-Samstag (14 Uhr, AZ-Liveticker) sei nicht ausgeschlossen, "aber es wird eng".
Das Sturmproblem ist ernst, Alternativen sind gefragt. Und längst in Arbeit, wie Gorenzel versicherte.
Bilder: Das sind die Spieler des TSV 1860 München
Erster Kandidat: Sascha Mölders
Nur auf den ersten Blick überraschend. Schließlich setzt ein Knochenödem am Schienbeinkopf im Bereich des rechten Knies dem 33-jährigen Routinier zu. Laut Gorenzel lagere sich bei dieser Verletzung Flüssigkeit im Knochen ein. Am Dienstag trainierte Mölders vormittags auf dem Fahrradtrainer, am Nachmittag stand er auf dem Platz.
"Stand jetzt gehe ich davon aus, dass einer der beiden am Samstag spielen kann", sagte Gorenzel zuversichtlich – und meinte damit wohl eher Mölders als Grimaldi. Ob notfalls Schmerzmittel bei Mölders gespritzt würden? "Mit Spritzen macht es überhaupt keinen Sinn. Er muss entscheiden, ob es geht oder nicht geht", sagte der Sportliche Leiter.
Eins gilt als sicher: Dass sich Mölders weiter aufopfern müsste. "Ich habe mich intensiv mit seinem Knochenödem beschäftigt", erzählte Gorenzel: "Die Ärzte sagen: Um ein Knochenödem vollkommen ausheilen zu lassen, braucht es Monate. Diese Zeit haben wir im Spitzensport nicht."
Zweiter Kandidat: Nico Karger
Zum ersten Mal in dieser Saison müsste Karger die Hauptverantwortung vorne tragen. Insbesondere, wenn sein kongenialer Partner Grimaldi ausfällt. Die Sechzger müssten umstellen, weil bei einem Ausfall von Grimaldi und Mölders der klassische Stoßstürmer als Verbindungsspieler fehlen würde. Der Mann, der den Gegner blockt, Bälle abschirmt und aus der Drehung weiterspielt.
Ergo: Es käme eher ein 4-3-3 denn ein 4-4-2 in Betracht. Und das wohl defensiver interpretiert als die bisherige Spielweise. Der 25-jährige Franke würde dann von Tempodribblern wie Benjamin Kindsvater oder Alessandro Abruscia flankiert und/oder vom physisch präsenten Efkan Bekiroglu abgeschirmt. Gorenzel: "Er kann in diese Rolle schlüpfen!"
Dritter Kandidat: Efkan Bekiroglu
Es gäbe doch noch die Möglichkeit eines Stoßstürmers. Bekiroglu wäre von seiner Körperlichkeit her geeignet. Coach Daniel Bierofka bescheinigte dem 23-Jährigen, dass dieser "sehr variabel" sei. In der Vorbereitung spielte Bekiroglu gegen den FC Basel diese Position – ganz passabel.
Vierter Kandidat: Stefan Lex
"Wir haben den ein oder anderen Spieler, der diesen Raum sicherlich anders interpretieren würde", sagte Gorenzel – und meinte damit wohl den 28-Jährigen, der kein Typ Brecher ist. Auch mit ihm würden die Giesinger wohl eine defensivere und geduldigere taktische Variante wählen.