Mit 50+1 gegen Ismaik: "Sechzig setzt viel aufs Spiel"
München - Das gute, alte A-Wort. Nach dem Bundesliga-Abstieg 2004 heiß es etwa ein Jahrzehnt lang "A wie Aufstieg", bevor man in den letzten Jahren nebst weiterhin großen Ambitionen auch Abstiegssorgen damit verband.
Seit dem Jahr 2011, als Hasan Ismaik die Löwen vor der Insolvenz rettete, sind zwei weitere A-Wörter für die wiederkehrenden Machtkämpfe zwischen Vereinsvertretern und Geldgeber in reger Verwendung: Annäherung und Ablehnung. Aktuell läuft es einmal mehr auf Letzteres hinaus.
Die Vereinsvertreter des TSV 1860 würden gerne den bisherigen Finanz-Leiter Michael Scharold zum Geschäftsführer machen, Ismaik wiederum würde das mit Markus Fausers besiegeltem Abschied vakante Amt gerne mit Ex-Löwe Franz Gerber besetzen. "Zum Geschäftsführerwechsel gibt es keine Neuigkeiten", schrieb Präsident Robert Reisinger der AZ , ohne ins Detail zu gehen. Wie auch, wenn beide Seiten bisher offenbar keinen Kompromiss finden konnten (oder wollten?) und auf ihren Favoriten beharren. Vereinsbosse gegen Ismaik, Scharold gegen Gerber, jeweils in gegenseitiger Ablehnung des anderen Kandidaten, versteht sich.
"Beide Seiten lassen die Hosenträger schnalzen und jeder meint, im Recht zu sein"
"Es schaut so aus, als würde der Verein wieder die 50+1-Regel ziehen und gegen den Willen des Investors handeln", klagt Allesfahrer Franz Hell, der sich seit kurzem als Beisitzer des Fanklubdachverbands ARGE zumindest in Fankreisen um einen diplomatischen Weg bemüht, vor der anstehenden Beiratssitzung am kommenden Montag. Dann sollen sich die beiden Ismaik-Brüder Hasan und Yahya sowie Reisinger und Verwaltungsrat Robert von Bennigsen einigen.
Hell erkennt vielmehr: "Beide Seiten lassen die Hosenträger schnalzen und jeder meint, im Recht zu sein." Ismaik, weil er mit 60 Prozent aller Anteile Hauptgesellschafter ist und rund 70 Millionen Euro in den Klub gepumpt hat. Die Vereinsbosse, weil ihnen durch 50+1 dennoch die Entscheidungshoheit gegeben ist. Riecht also ob der gegebenen Konstellation nach Scharold. Hell verurteilt bei der Entscheidungsfindung allerdings den Weg gegenseitiger Ignoranz: "Damit setzt Sechzig viel aufs Spiel."
Vernünftiger wäre laut dem Allesfahrer eine einvernehmliche Lösung, allein, um Ismaik nicht ein weiteres Mal zu brüskieren. Hoffnungsschimmer: Wie die SZ kürzlich berichtete, soll Yahya Ismaik um nähere Informationen über Scharold gebeten haben. Gar eine Annäherung? Nicht unmöglich, dass die Investorenseite jenen Mann, der bereits seit März bei 1860 angestellt war, doch noch akzeptiert. Und Gerber? Rein fachlich könnte 1860 sicherlich einen Finanz- UND Sport-Geschäftsführer brauchen. Oder einen Sportchef, wofür Gerber ebenfalls qualifiziert wäre. Einem zusätzlichen Posten dürften die Vereinsbosse allerdings höchst ablehnend gegenüberstehen.