Mini-Häßler für den TSV 1860?

Den Löwen fehlten zuletzt Tore und Kreativität – die Lösung könnte aus dem Nachwuchs kommen: mit Mike Ott. „Technisch versiert, passstark, torgefährlich.”
von  Filippo Cataldo
Mike Ott kann sich beim Amateur-Derby am Mittwoch möglicherweise für höhere Aufgaben empfehlen.
Mike Ott kann sich beim Amateur-Derby am Mittwoch möglicherweise für höhere Aufgaben empfehlen. © sampics/AK

Den Löwen fehlten zuletzt Tore und Kreativität – die Lösung für diese Probleme könnte aus dem Nachwuchs kommen: mit Mike Ott. „Einer wie Diego: technisch versiert, passstark, torgefährlich.”

München - Es ist ein klassischer Fall von Dumm gelaufen. Da haben die Löwen im Sommer extra einen Spieler aus seinem selbst gewählten fußballerischen Vorruhestand aus dem Café zurück auf den Rasen geholt, weil der mit einem nicht lernbaren und unwiderstehlichen Tor-Instinkt gesegnet ist. Und ausgerechnet jetzt, wo die Profis zu Keintorlöwen verkommen sind, ist Andreas Neumeyer verletzt. Seit Wochen plagt sich der Knipser mit einer Verletzung an der Fußsohle herum.

In seiner Abwesenheit brillieren bei der U21 des TSV 1860, Neumeyers Stamm-Mannschaft, andere. Zum Beispiel Mike Ott. Der hat bei den Junglöwen in dieser Saison alleine so oft getroffen wie alle Profis zusammen (acht Mal). Und das als Mittelfeldspieler!

Schon im Sommer 2011 durfte der heute 18-Jährige mit den Profis ins Trainingslager, hatte bei den Kiebitzen sofort den Spitznamen Mini-Häßler weg. Ein großer Vergleich, aber er liegt nahe. Wie Häßler ist Ott ein klassischer Spielmacher, wie Häßler ist er nicht sonderlich groß; mit 1,67 ist Ott, Sohn einer philippinischen Mutter und eines deutschen Vaters, einen Zentimeter größer als der frühere Löwen-Regisseur.

Und dass den Löwen ein Spielmacher fehlt, das dürfte mittlerweile jeder begriffen haben. Im Sommer verkauften sie aus Geldnot Daniel Halfar für überschaubare 250000 Euro nach Köln. Halfar brillierte beim FC zuletzt, die Löwen-Stürmer dagegen leiden nicht nur an einer Tor-Allergie, sondern auch an der Kreativnot der Mitspieler. „Unabhängig von Daniel Halfar: Natürlich wünscht man sich immer Kreativ-Spieler in seiner Mannschaft”, sagt Coach Friedhelm Funkel.

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Doch wieso im Winter lang auf dem Transfermarkt nach Spielmachern suchen – zumal die mögliche Finanzierung alles andere als gesichert ist –, wenn die Lösung für das Kreativ-Problem womöglich aus dem eigenen Stall kommen könnte?

„In der vierten Liga sind die Verteidiger auch nicht größer als in Liga zwei”, sagt Matthias Imhof, neben Wolfgang Schellenberg Jugendboss der Löwen. Er traut Ott den kurzfristigen Sprung zu den Profis durchaus zu. „Sollte der Trainer Bedarf sehen und nach Mike fragen, würde ich ihn empfehlen”, sagt Imhof, „Mike ist einer wie Diego: technisch versiert, passstark, immer torgefährlich.” Ein weiterer Kandidat für die Zweite Liga wäre Mittelfeldmotor Julian Weigl (18), den Imhof von allen Talenten in der Entwicklung sogar am weitesten fortgeschritten sieht.

Funkel ist das Talent der Jung-Löwen nicht verborgen geblieben. Imhof lobt das Interesse des Trainers an der Jugendarbeit. „Wir stehen im ständigen Austausch. Der Coach ist sehr interessiert an der Entwicklung der Spieler”, sagt er.

Kurzfristig aber wird es wohl nichts werden mit einem Zweitliga-Debüt für Ott und Co. „Erst mal nicht”, sagte Funkel am Montag auf die Frage, ob er die Talente hochziehen wolle. Seine Haltung: Die Mannschaft, die sich in den Schlamassel gespielt hat, soll versuchen, sich selbst wieder aus selbigem zu befreien. Erst mal: „Die Tür steht offen”, sagte Funkel aber auch. 

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