Mayrhofer: "Lemmy häng' ich neben Wildmoser"

AZ: Herr Mayrhofer, wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Kinder Bayern-Fans werden würden?
GERHARD MAYRHOFER: Ich versuche natürlich, ihnen die Löwen näher zu bringen, aber am Ende wäre es ihre Entscheidung. Die würde ich akzeptieren müssen. Mein Großer hat übrigens auch ein Bayern-Trikot.
Wie bitte?
Das hat ihm meine Schwester mal geschenkt, weil sie mich provozieren wollte. Ich hab’ dann ganz viele 1860-Fanartikel geholt und nachgelegt. Ich möchte meinen Kindern ein Leben ermöglichen, aber ich möchte sie nicht so formen, dass sie mir möglichst ähnlich sind. Ich möchte sie nicht festhalten oder sie von meinen Dingen überzeugen. Ich möchte ihnen nur Dinge zeigen.
Das heißt, dass Sie zu Hause nicht unbedingt der Oberrudelführer sein müssen?
Mein Großer hört zum Beispiel viel Hip Hop, das ist überhaupt nicht meins. Aber es ist sein Ding – also ist es absolut okay. Ich bin kein Erzieher, ich habe lieber eine Beziehung zu meinen Kindern. Wir reden sehr viel miteinander und die Kinder wissen, dass sie mit mir über alles reden können. Aber...
Ja?
Grundsätzlich ist mein Naturell schon so, dass ich mich eher nicht als Nummer zwei eigne. Wenn ich wo bin, dann muss ich Dinge anders machen, Wind reinbringen. Ich bin Gestalter, kein Verwalter. Aber ich habe zu Hause Gott sei Dank eine ganz wunderbare Frau, die mir das auf sehr charmante Art und Weise immer wieder vor Augen führt. So gesehen habe ich ein sehr glückliches Leben.
Sie sind bekennender Fan der Heavy-Metal-Band Motörhead, wir haben Ihr Gesicht letzte Woche in ein Bild von Bandleader Lemmy Kilmister montiert. Wie hat Ihnen das gefallen?
Ausgesprochen gut! Das passt. Meine Frau war total begeistert, hat gesagt, sie sei mit Lemmy Kilmister verheiratet. Ich nehme das Bild mit und häng’ mir den Lemmy Mayrhofer ins Präsidentenzimmer auf der Geschäftsstelle. Neben das Bild vom Karl-Heinz Wildmoser!
Haben Sie selbst einmal in einer Band gespielt?
Nein. Aber ich quietsche zu Hause ein bisschen rum an meinen Synthesizern.
Also sind Sie privat eher elektronisch unterwegs?
Ja. Ich mach’ ein bisschen Synthie-Musik und baue die Synthesizer auch selbst. Abends, wenn ich nach Hause komme. Das ist meine Meditation, da komme ich runter.
Aber Sie verkaufen die Synthesizer doch nicht etwa?
Doch, klar! Das sind alte Modul-Synthesizer, die ich aufbaue. Letztens habe ich einen an ein Studio in Los Angeles verkauft. Ich habe sehr lange Lieferzeiten, aber hin und wieder verkauf ich die Dinger an Vintage-Studios. Das können Sie sich auf www.synth-werk.com anschauen.
Sie haben in unserer Redaktionskonferenz erwähnt, dass Sie seit ein paar Jahren Vegetarier seien. Wie kam es dazu?
Das war eine Entscheidung aus Respekt vor dem Leben. Ich glaube einfach, dass ich nicht berechtigt bin, Tiere zu töten und zu essen. Abgesehen davon essen wir einfach viel zu viel Fleisch und ruinieren dadurch langsam, aber sicher unseren Planeten. Und darum finde ich Argumente wie ’es schmeckt halt’ einfach für zu unreflektiert. Massentierhaltung ist für mich nicht akzeptabel.
Verzichtet Ihre Familie auch auf Fleisch?
Meine Frau schon, meine Jungs partiell. Auch da gilt: Wir reden viel mit ihnen darüber und ich denke, dass sie immer mehr verstehen. Aber ich würde niemanden zwingen, es so zu tun wie ich. Jeder muss für sich selbst überlegen, wie er sein Leben leben will. Aber nachdenken soll er. Ständig nur zu konsumieren ohne darüber nachzudenken, das geht nicht. Dann gibt es diesen Planeten nämlich nicht mehr so lange.
Als Löwen-Präsident stehen Sie automatisch in der Öffentlichkeit und werden auf allerlei Empfänge eingeladen. Machen Sie das gerne?
Wenn man ein Amt bekleidet, hat man immer eine soziale Verantwortung. Ich gehe natürlich lieber auf Motörhead-Konzerte, aber ich gehe auch auf Empfänge. Und soziale Verantwortung zu übernehmen, das ist generell ein wichtiges Thema. Für mich ist Vegetarismus auch ein Ausdruck sozialer Verantwortung.
Sie reden über diese Dinge sehr spirituell. Sind Sie ein spiritueller Mensch?
Das würde ich schon sagen, das ist mir schon wichtig. Dazu gehört der Vegetarismus, überhaupt das Thema Natur. Ich bin sehr naturverbunden, bin gerne draußen, schöpfe sehr viel Kraft aus der Nähe zur Isar, wo ich oft mit meinem Hund bin. Da finde ich auch meine Ruhe. Das brauche ich auch, sonst könnte ich das, was ich mache, gar nicht tun.
Um zum Schluss nochmal auf den TSV 1860 zurückzukommen: Wenn die Löwen diese Saison wirklich aufsteigen...
...dann ist diese Stadt blau! In München gibt es mehr Löwen-Fans als wir glauben, davon bin ich überzeugt. Und ich hoffe, dass diejenigen, die ausgetreten sind aus unserem Verein, weil sie berechtigterweise zu viel hatten von diesem ganzen Zirkus, auch wieder zurückkommen, wenn sie sehen, dass wir gute Arbeit machen und sie mit uns mehr Spaß haben können als woanders.
Lesen Sie hier Teil 1 des großen Interviews mit Gerhard Mayrhofer