Maurizio Jacobacci vor Aus beim TSV 1860? Welche Fehler der Coach gemacht hat

Die Peinlich-Pleite des TSV 1860 in Dortmund lenkt den Blick mehr denn je auf den Trainer und damit auf die Frage: Ist Maurizio Jacobacci noch der Richtige für die Löwen oder ein Wechsel unausweichlich?
Ruben Stark
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Kann gar nicht mehr hinsehen: Trotzdem will Sechzig-Coach Maurizio Jacobacci weiter kämpfen. Aber darf er auch?
Kann gar nicht mehr hinsehen: Trotzdem will Sechzig-Coach Maurizio Jacobacci weiter kämpfen. Aber darf er auch? © Titgemeyer/imago

München - Maurizio Jacobacci hat beim TSV 1860 einige Fettnäpfchen erwischt, manche waren ihm nachzusehen, weil nicht unmittelbar sein Verschulden, andere visierte er mit der Präzision eines Torjägers an, der er ja war und den er in seinem taumelnden Team vergeblich sucht. Es ist gut möglich, dass er die Suche nach dem Knipser gar nicht fortsetzen kann ebenso wie den wöchentlichen Verweis auf die nur leider nicht mit Punkten belohnten Fortschritte seiner Mannschaft.

Jacobacci ist nach dem erschütternden 0:3 bei Borussia Dortmund II nun noch mehr unter Druck. 20 Zähler nach 17 Spieltagen, bereits neun Pleiten und Drittliga-Rang 15, es ist eine miserable Bilanz kurz vor dem Ende der Hinrunde. Die Alarmglocken auf Giesings Höhen schrillen.

TSV 1860: Hilf- und Ratlosigkeit als bedenkliches Zeugnis für Trainer Maurizio Jacobacci

Spätestens mit seiner ungeschickten Moderation des Torwart-Politikums um Marco Hiller und David Richter hat sich der 60-Jährige ins Zentrum der Diskussion manövriert. Hiller das eben noch ausgesprochene Vertrauen zu entziehen nach einem unglücklichen Einsatz, klingt nach einem bloßen Vorwand - selbst wenn nicht beabsichtigt.

Außerdem stellt die fußballerische Hilfslosigkeit, mit der Sechzig sich im Stadion Rote Erde selbst einbuddelte, dem verantwortlichen Coach kein gutes Zeugnis aus. Manfred Starke wirkte regelrecht erschrocken, ob des Leistungseinbruchs in der zweiten Halbzeit. "Es ist sehr schwierig zu erklären, ich verstehe es selber nicht", sagte er.

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Am Montag hatte der 32-Jährige und seine Kollegen erst einmal Zeit zum Grübeln. Nach der früh morgendlichen Ankunft an der Grünwalder Straße 114 trennten sich zunächst die Wege. Ab Dienstagnachmittag wird wieder trainiert und das letzte Heimspiel des Jahres gegen Rot-Weiß Essen vorbereitet.

Maurizio Jacobacci trat beim TSV 1860 selbstverschuldet in viele Fettnäpfchen

Jacobacci nahm die sicherlich schlechte Laune von der nächtlichen Busfahrt ebenso mit in seine vier Wände und dazu die offene Frage, ob es eine Entscheidung über seine Zukunft geben würde, die den Forderungen der nach Dortmund gereisten Anhänger folgte. Das Urteil der Fans war mit "Trainer raus"-Rufen hörbar gegen ihn gefallen. "Das ist natürlich nicht schön", fand der Coach, der aber nicht nur mit der Hiller-Degradierung den Kredit verspielte.

Erinnert sei an das Spiel in Ulm (0:1), als Jacobacci neben dem Wind auch das gewiss nicht passende Feuerwerk der Löwen-Fans für die schlechte Darbietung mitverantwortlich machte. Auch dies war vielleicht nicht so beabsichtigt, aber kam eben so an.

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Auch der Umgang mit Fynn Lakenmacher warf Fragen auf. Jacobacci legte dem Stürmer öffentlich einen Vereinswechsel nahe im Glauben, seine Neu-Verpflichtungen würden den 23-Jährigen verzichtbar machen. Aber sowohl Tarsis Bonga, der Bruder des Basketball-Weltmeisters Isaac, als auch Valmir Sulejmani waren bislang Enttäuschungen ohne jeden Einfluss auf das blaue Offensivspiel.

Lakenmacher, der in mancher Hinsicht kritikwürdig agiert, ist inzwischen gefragt als wuchtiger Ersatz des dauerverletzten Joel Zwarts und wird dem nicht gerecht. Auch weil er den Vertrauensentzug nicht vergessen hat? "Wir haben den Killerinstinkt einfach nicht. Wir brauchen einen Mann, der Möglichkeiten verwertet", klagt Jacobacci nun. Mittelfeldspieler Marlon Frey sollte eine Führungsrolle erhalten, seine Leistungen erfüllten diesen Anspruch bis jetzt nie – auch er kam auf Jacobaccis Wunsch.

Beim TSV 1860 hatte es Maurizio Jacobacci von Anfang an schwer

Aber nicht alles ist dem Coach anzulasten. Als Kandidat der HAM-Seite hatte der Italo-Schweizer im ewigen Sechzger-Gesellschafter-Streit von Anfang an ein Akzeptanzproblem, für das er selbst nichts konnte und dessen Ausmaße er vermutlich auch nicht in all seiner Verworrenheit überblickte.

Jacobacci litt zudem unter der Sportdirektoren-Vakanz mitten in der Transferphase und damit einherging ein unzureichender regelmäßiger fachlicher Austausch im Klub. Außerdem fehlte ein zusätzlicher Kommunikator, der mal als Prellbock in der Öffentlichkeit herhält und den Trainer etwas schützt. In Summe ist die Situation nun ziemlich ausweglos.

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  • BlauLöwe am 06.12.2023 09:44 Uhr / Bewertung:

    BlauLöwe

    Für mich ist der Trainer nicht schuld an den schlechten Ergebnissen der letzten Wochen. Ich habe von Beginn der Saison an erwartet, daß 1860 gegen den Abstieg kämpfen muss, nachdem fast alle Leistungsträger den Verein verlassen haben (Morgalla, Deichmann, Bär, Lex usw.). Mit einem stark verringerten Budget konnten nur Spieler aus
    unterklassigen Ligen oder maximal derselben Liga verpflichtet werden. Was Jacobacci aus diesem Spielermaterial rausgeholt hat, nötigt mir größte Hochachtung ab. Für mich gehört Jacobacci mit zu den besten Trainern, die 1860
    bisher hatte. Was dem Verein schadet, sind die unverständlichen Dauerangriffe auf den Investor, der 1860 gerettet hat. Die Vereinsführung und die Rassisten unter den sogenannten Fans, die durch das Schwenken ihrer diskriminierenden Fahne Schande über den Verein bringen, sind für die jetzige Misere hauptverantwortlich.

  • Chris_1860 am 06.12.2023 16:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von BlauLöwe

    Freilich. Das, was Ismaik in 12 Jahren erreicht hat, ist natürlich einmalig und weltweit nicht mehr zu toppen, 40 Mio. neuer Schulden bei ihm zu 5% Zinsen für ihn, Doppelabstieg, unzählige verlorene Prozesse usw.

    Da ist der Wiederaufstieg nach 2017 unter Reisinger ohne neuer Schulden natürlich nix dagegen. Logisch.

    Und dann noch, als Gipfel der Wiedergabe der "Märchen aus der Griss'schen Welt" die unvermeidliche Rassismus-Keule. Zur Info: die vielen Probleme und Schulden, die Ismaik seit 2011 angehäuft hat und die Basis seiner "Beliebtheit" sind, haben Nullkommanix mit seiner Herkunft zu tun, sondern mit seiner Art und Weise incl. seiner Großmannssucht und Teamunfähigkeit.

  • shark am 05.12.2023 11:53 Uhr / Bewertung:

    Konkret spielt 60 gegen den Abstieg aus der 3.Liga; die ist natürlich beschämend und schwach für einen Verein wie 60 und wenn man dann noch Vereine wie Elversberg und Sandhausen betrachtete,kommt man schon stark ins Grübeln .
    Betrachtet man 60 nüchtern,sieht man de facto an allen Ecken und Enden "Baustellen"
    Präsidium,Investor,GF,Trainer,Mannschaft,Stadion ,Finanzen usw
    Das muss sich ändern ,allerdings nur denTrainer als Sündenbock hinzustellen ist mir zu billig.
    Die Mannschaft scheint auch unter mentalen,charakterlichenund konditionellen Defiziten zu leiden,wobei der Ausfall von Zwarts ein gewaltiges Loch reisst und höchst unglücklich zu bezeichnen ist
    Lakenmacher ist kein Mittelstürmer der uns weiterbringt,gleiches gilt für die Spieler Steinhart ,Frey,Bonga.
    Jakobacci sollte die Vorrunde als Trainer bestreiten,dann sollte in der Winterpause eine schonungslose Analyse erfolgen,welches die Basis bildet, für die notwendigen Entscheidungen ,wie und mit wem es weitergehen soll.

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