Manni Bender: „Die Saison ist eh schon versaut“

Manni Bender verfolgt das Treiben seines Ex-Klubs noch immer. Was er aktuell sieht, lässt ihn um den TSV 1860 fürchten. Bender: "Der Klub steckt im Abstiegskampf"
von  Interview: Marc Merten
Manfred Bender trainiert aktuell Austria Klagenfurt.
Manfred Bender trainiert aktuell Austria Klagenfurt. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Die AZ erreichte den aktuellen Trainer von Austria Klagenfurt in München. Der 48-Jährige ist noch regelmäßig in seiner Heimatstadt, bekommt hautnah mit, wie es um die Löwen steht.

Der 48-Jährige spielte zwischen 1996 und 1999 insgesamt 54 Mal für den TSV 1860. Heute ist er Trainer und Sportdirektor von Austria Klagenfurt in Österreichs Regionalliga. Der zweimalige deutsche Meister (mit Bayern) steht mit seinem Team an der Tabellenspitze.

AZ: Herr Bender, Sie spielten Ende der 90er Jahre – einer der erfolgreichsten Phasen der Vereinsgeschichte – für den TSV 1860. Wie intensiv verfolgen Sie noch, was bei Sechzig in dieser abermaligen Chaossaion gerade abläuft, oder eher schiefläuft?

Manfred Bender: Ich lese viel, was in den Zeitungen steht, und schaue, wann immer es geht, die Spiele im Fernsehen. Ich bin auch noch regelmäßig in München. Da bekommt man schon einiges mit.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Löwen ein?

Die Lage ist schon sehr prekär. Der Klub steckt im Abstiegskampf. Und jeder Fußballer weiß: In dem Moment, in dem du unten stehst, wird es ganz schwer, da wieder rauszukommen. Das geht nur mit grundsolider Arbeit.

Sonst kommst du aus diesem Kreisel nicht mehr raus.

Hand aufs Löwenherz, hat die Mannschaft überhaupt die Qualitäten, die es braucht, um im Abstiegskampf zu bestehen?

Ich fürchte, eher weniger. Sonst würde der Klub ja nicht da stehen, wo er im Moment steht. In der Zweiten Liga musst du erst mal 70 Minuten rennen, kämpfen und beißen.

Erst, wenn du dann den Gegner niedergerungen hast, kannst du anfangen, Fußball zu spielen. Klar gehört das Spielerische dazu, aber an erster Stelle steht das Fighten, steht der Charakter.

Ohne das wäre es sogar schwer, überhaupt in der Dritten Liga zu bestehen. Im Sommer kamen vor allem Spieler, die technisch beschlagen sind.

Jemanden wie Sergio Pinto, der gerade Fortuna Düsseldorf anführt, sucht man dagegen bei 1860 vergebens. Wäre so einer der Schlüssel zum Erfolg?

Wenn man so lange wie Sechzig in der Zweiten Liga spielt, sollte man eigentlich wissen, was für Spieler man braucht. Man braucht zwei bis drei Leader, die nach oben wollen, die nicht nur jeden Monat auf ihren Gehaltsscheck warten, sondern den Ehrgeiz haben, mit der Mannschaft langfristig was zu erreichen. Der inzwischen längst wieder gefeuerte Trainer Ricardo Moniz hatte vor der Saison gesagt, man wolle Meister werden.

Der Klub hatte eigentlich Platz sechs und besser als Ziel ausgegeben.

Wäre man besser viel vorsichtiger gewesen?

Moniz war großspurig. Mit Understatement wäre man wohl besser gefahren. Du musst erst arbeiten, dann kannst du reden und große Ziele vorgeben.

Wenn du erst einmal den Ball flach hältst, hast du mehr Ruhe und baust nicht direkt so große Erwartungen auf. Gerade, wenn man sich für einen Umbruch entschieden hat, ein neues System eingeführt hat und sagt, man spielt jetzt 4-3-3 und offensiven Fußball.

Dann muss man vorsichtig sein. Wenn man dann sagt, man wird Meister, kommt das sofort wieder zurück. Dafür ist das Umfeld in München zu schwierig.

Das Umfeld hat gerade sauer reagiert, nachdem bekannt wurde, dass den Spielern am Dienstag frei gegeben wurde. Wie sehen Sie das als Trainer?

Markus von Ahlen kennt die Belastung der Spieler genau. Er weiß, ob er frei geben muss oder nicht. Robin Dutt hat bei Werder Bremen alle freien Tage gestrichen.

Nach der nächsten Woche wissen wir, wer Recht hatte. Auch ich habe meiner Mannschaft gerade einige freie Tage gewährt. Aber als Tabellenerster kannst du das auch mal ohne Probleme machen. (lacht)

Warum hat man bei Sechzig das Gefühl, die Geschichte wiederholt sich jedes Jahr?

Weil die Grundstimmung bei Sechzig immer negativ ist. Jeder hofft vor der Saison, dass es gut wird. Aber sobald es einen schlechten Start gibt, sagen die: Ich hab’s doch gewusst, das wird wieder nix. Wenn ich sehe, dass das jetzt schon wieder losgeht... Von Ahlen hat man doch gerade erst das Vertrauen ausgesprochen.

Dann soll er jetzt auch mal die Chance und die Zeit bekommen, seine Ideen umzusetzen. Die Saison ist doch eh schon versaut.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.