Löwen-Trainingslager: "Du spielst wie du trainierst"

München - Traumhafte, sattgrüne Trainingsplätze nebst nicht minder traumhaften, naturgeschützten Buchten, die Anreise per Fähre. Der TSV 1860 geht im Bestreben, unter Neu-Trainer Vitor Pereira vom Tabellenkeller der Zweiten Liga wieder ganz nach oben, "on the top", wie Pereira es nennt, zu gelangen, auch in der Wahl seines Trainingslagers einen neuen Weg – einen sehr speziellen: Die Löwen reisen nicht nur in Pereiras Heimatland Portugal, sie residieren im Trainingscamp von Trainerlegende José Mourinho.
Im "One Troia Training Center", benannt nach "the special One" Mourinho ("der Besondere"), sollen die Sechzger sich unter besonderen Bedingungen auf die Rückrunde vorbereiten. Das bestätigte der Klub am Montagnachmittag (AZ berichtete).
Eine Autostunde von der Hauptstadt Lissabon entfernt liegt das Resort auf einer langgezogenen Halbinsel gegenüber der Stadt Setubal zwischen zwei Naturschutzgebieten mit malerischen Stränden voller Sanddünen und einer unberührten Vegetation. Zwei Fußballplätze, eine eigene Anlage für Torwarttraining, Wellnessbereich mit Jacuzzi und heiß-kalten Kneipp-Becken, Konferenzräume für Videoanalysen: Es mangelt an nichts im Resort und im nahegelegenen Vier-Sterne-Hotel Aqualuz Troia, wo die Sechzger um Kapitän Stefan Aigner vom 4. bis 20. Januar Quartier beziehen. 16 Tage Luxus-Schwitzen im XXL-Wintertrainingslager.
Bäder auch für die Trainer
"Du spielst, wie du trainierst!", wird Mourinho auf der Homepage seines Camps zitiert. "One Troia schafft es, die besten Rahmenbedingungen mit der nötigen Infrastruktur und dem zusätzlichen Nutzen, sich in einer wahrlich speziellen natürlichen Umgebung zu befinden, zu kombinieren." Ein spezieller Ort für ein spezielles Training eben, ganz nach dem Gusto des weltbekannten Coaches von Manchester United.
Nebst Platz für 34 Spieler wird auch mit zehn Bädern für die Trainer geworben – theoretisch also Platz für sämtliche Übungsleiter, die sich seit Hasan Ismaiks Einstieg im Jahr 2011 an der schier unlösbaren Aufgabe versuchten, die Giesinger zurück in die Bundesliga zu führen.
Einer der wenigen Spieler, die in der Vorrunde funktionierten, schilderte jüngst seinen Umgang mit den vielen Trainerwechseln. "Pereira ist mein sechster Trainer in zehn Monaten. Natürlich weiß man, was im Verein abgeht, aber wenn man sich darüber auch noch Gedanken machen würde, ginge das auf dem Platz komplett in die Hose. Als Fußballer muss man das ausblenden", erklärte Levent Aycicek, Leihspieler aus Bremen, in einem Interview mit "Werder.de".
Solche Bedingungen hatte noch kein Löwen-Coach
Aycicek will, nebst möglichen Neuzugängen, auch unter Pereira durchstarten: "Ich bin noch ein halbes Jahr hier und werde alles dafür tun, dass wir ins gesicherte Mittelfeld klettern und etwas Ruhe einkehren kann." Ob er nach dem Ende der Leihe Pereiras Aufstiegsmission unterstütze, wisse er noch nicht. Klar ist, nicht nur wegen des Trainingslagers: Solche Bedingungen hatte weder Friedhelm Funkel im Winter 2014 in Belek (Türkei), noch Benno Möhlmann im Vorjahr im spanischen Estepona (Nähe Marbella) oder sonst ein Löwen-Coach.
Umbau unter Neu-Trainer Pereira
Unter Pereira bleiben nun nach Trainingsauftakt am 3. Januar über zwei Wochen Zeit, um nach der verheerenden Vorrunde den Grundstein für eine erfolgreichere Rückserie zu legen. Vier Testspiele soll es dabei geben, die Gegner stehen noch nicht fest. „Ich kenne die Bedingungen dort, die Temperaturen und die Vereine, gegen die wir spielen können“, erklärte Pereira bei seiner Vorstellung lediglich. Als Testgegner käme auch RB Leipzig in Frage, der Bundesligist schwitzt in Lagos.
Vielleicht gibt’s im Luxus-Trainingslager ja Anschauungsunterricht eines Luxus-Klubs, wie es am besten mit dem Aufstieg klappt.