Löwen-Trainer Moniz: Verrückter als van Gaal

Der neue Löwen-Trainer nimmt die Arbeit auf. Die Fans applaudieren – so einen haben sie in Giesing nie gesehen. Die AZ war beim ersten Training für Sie dabei – und dokumentiert seine besten Sprüche.
München - Und dann lassen sogar Christls Stammgäste Wurstsalat, Kaffee und ihr Weißbier stehen. Sie erheben sich und klatschen, als Ricardo Moniz als Letzter den Trainingsplatz verlässt.
Am dritten Tag der Vorbereitung ist auch der neue Trainer zum TSV 1860 gestoßen. Am Montag war Moniz überstürzt nach Eindhoven gefahren, um seiner kranken Mutter beizustehen, jetzt haben Spieler und Beobachter soeben seine erste Trainingseinheit hinter sich gebracht, jeder eben auf seine Weise, aber jeder gleich beeindruckt.
„Es hat Spaß gemacht, er ist wieder ein ganz anderer Typ“, sagt Mittelfeldmann Dominik Stahl. Was sehr untertrieben ist.
So einen wie Moniz hat man in Giesing noch nicht gesehen. Ein Trainer, der wie ein Irrwisch über den Platz läuft, um bei jeder Übungsstation mitzumachen. Ein Trainer, der ständig Verbesserungsvorschläge reinruft, immer wieder die Übungen unterbricht, der die Spieler ständig zu sich ruft. In diesen Momenten erinnert das Training beim TSV 1860 an die Einheiten unter Louis van Gaal einst beim FC Bayern. Holländische Schule. Im Gegensatz zum Bondscoach wirkt Moniz vor allem bei den Stabilisationsübungen fitter als manch Spieler.
Moniz ist eine Schau. Sein Training. Er. „Sobald ich Gras rieche, werde ich verrückt“, sagt er. Nur dann?
Abseits des Platzes fällt erstmal seine Höflichkeit auf, doch einmal in Fahrt, haut Moniz noch mehr Sprüche raus als van Gaal. Kein „Warmer Mantel“, kein „Löffel an Löffel“, aber dennoch: irre. Irre anders. Irre toll.
Eine Auswahl. Moniz über..
den vierten Neuzugang Daylon Claasen (24), der aus Lech Posen kommt): „Daylon ist ein Junge aus Südafrika, kommt aus Verhältnissen, in denen es nur ums Überleben ging. Was wäre er ohne den Ball? Gar nichts! Das ist gut für uns! Wir brauchen eine Strategie des Überlebens, müssen jeden Tag trainieren, als ob es kein Morgen gäbe.“
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Moritz Stoppelkamp, der nach Paderborn gewechselt ist: „Ein Verlust für uns. Aber für ihn auch! Wir sind ein fantastischer Verein, wo hätte er sich besser entwickeln können als bei uns? Er hat eine Chance verpasst, er ist nicht so weit wie er glaubt. Er hat Defizite im mentalen Bereich. Mein Talent unterstützt dein Talent – das hat er nicht verstanden.“
den richtigen Lebenswandel: „Ich war 2009 zehn Tage bei Frank Rijkaard in Barcelona. Das Erste, was ich gefragt habe: ’Warum sind Ronaldinho und Messi immer verletzt?’ Lifestyle! Es geht immer um Lifestyle! Ausgehen, und Feiern können die Spieler, wenn es mit dem Fußball vorbei ist, mit 35. Die Leute dürfen kein Tralala machen, das können wir den Fans nicht verkaufen.“
Ambitionen: „Der Verein muss an die Spitze. Ich habe knallharte Ziele gesetzt. Das ist eine Frage der Mentalität. Unterwegs kannst du auch tief fallen, aber du musst den Gipfel erreichen wollen. Wir werden dafür sorgen, die konditionell stärkste Mannschaft der 2. Liga zu sein. Der Stil ist: Alles oder nichts, ich erwarte Leidenschaft und Tore. Ein Stürmer muss 25 Tore machen, ein Außenverteidiger 10. Aber ich will die Spieler vom Druck hier befreien! Sie müssen nur Leidenschaft zurückgeben. Das ist ein schmaler Grat. Wenn es nicht funktioniert, war es mein Fehler. Wenn ich fünf Spiele verliere, werde ich gefeuert. Und das ist auch gut so.“