Löwen-Torjäger Bär: Ein echter Zehner mit Vollstrecker-Qualitäten

Der 1860-Torjäger trifft gegen Braunschweig zum schon zehnten Mal in dieser Saison. Bär wird mehr und mehr zum eiskalten Knipser.
von  Matthias Eicher
Der Toptorjäger der Löwen in dieser Saison: Marcel Bär. (Archivbild)
Der Toptorjäger der Löwen in dieser Saison: Marcel Bär. (Archivbild) © sampics/Augenklick

München  - "Ich persönlich finde es schade, dass Sascha nicht mehr da ist", sagte Sechzig-Torjäger Marcel Bär über Ex-Löwen-Torjäger Sascha Mölders. Blickt man auf seine Taten, könnte man glatt auf den Gedanken kommen: Der neue Goalgetter findet es dann doch vielleicht nicht ganz so schade. . .

Bär, der 29 Jahre alte Torjäger des TSV 1860, hat seit der Mölders-Demission im Dezember 2021 einen Lauf. Und der sieht so aus: Tor und Assist bei Borussia Dortmund II (2:0), Doppelpack in Würzburg (3:0), Siegtreffer bei Viktoria Köln (1:0) und nun sein Führungstor gegen seinen Ex-Klub Braunschweig (2:2).

Nur beim 3:2 gegen Wehen Wiesbaden zum Auftakt der Rückrunde hatte Bär nicht ins Schwarze getroffen, aber dafür immerhin den Freistoß vor Richard Neudeckers spielentscheidendem Tor herausgeholt. Bär hat nicht nur nominell den Platz von Mölders an vorderster Front eingenommen, er entpuppt sich immer mehr als eiskalter Torjäger.

Marcel Bär: Sechzigs echter Zehner

Am Samstag gegen Braunschweig hatte ihn Neudecker vor dem gegnerischen Kasten freigespielt. Bärs Abschluss war nicht zaghaft - oder gar mit windelweichen Knien. Der Stürmer traf mit Wucht und Zielwasser an Braunschweigs Torhüter Jasmin Fejzic vorbei in die Maschen.

Da musste selbst der gegnerische Trainer Michael Schiele lobend anerkennen: "Marcel Bär wartet auf solche Aktionen. Das war eine Einladung zum 1:0. Mit dem Lauf, den er hat, lässt sich der Marcel das nicht nehmen gegen seinen alten Verein." Das 1:0, es war ein besonderes Tor, wie Bär sogleich durch seine beiden erhobenen Hände selbst anzeigte: Es war bereits sein zehnter Saisontreffer.

"Die erste Halbzeit mit Marcel Bär und Stefan Lex, das war schon ganz stark", lobte Ex-Löwe Michael Hofmann als TV-Experte bei "Magenta Sport". "Wir waren eiskalt vor dem Tor", sagte auch Bärs Teamkollege Fabian Greilinger im Fantalk anerkennend über den Killerinstinkt des neuen Torjägers Nummer eins.

Bärs Leistungsexplosion war nach dem ersten Saisondrittel nicht zu erwarten, denn: Nach 13 Spielen hatte der athletische Angreifer gerade mal zwei Tore auf dem Konto. Nach dem Traumstart gegen Würzburg mit seinem goldenen Treffer kam vorerst nicht viel. Auch, wie sich herausstellte, weil Mölders den neuen Kollegen als Konkurrenten ansah.

Marcel Bär schweigt und trifft

Als der knorrige Oldie durch seine kurzzeitige Jokerrolle angezählt wurde, lieferte Bär erst mit ein bisschen Verzögerung, er traf gegen Freiburg II (6:0), Duisburg und Havelse (je 3:2). "Marcel wird davon profitieren, weil er auf der Position kommen muss. Da ist ein Vakuum entstanden, da ist sonst niemand", hatte Trainer Köllner erklärt. Worte, die sich inzwischen bewahrheitet haben.

Und was sagt Bär? Der Stürmer galt zuletzt nicht als Mann der großen Worte, wollte vor dem für ihn besonderen Duell der Löwen keine Interviews geben. Mit Erik Tallig hatte ein Neuzugang der Blauen erst in der Vorsaison herausposaunt, zweistellig treffen zu wollen: Ein Eigentor, denn der Ex-Chemnitzer hat in 37 Partien nur zwei Treffer geschafft - und seitdem lieber auf ähnliche Ansagen verzichtet.

Bär lässt lieber Taten sprechen. Er ärgerte sich über den vergebenen Sieg nach 2:0-Führung, statt sich selbst zu rühmen: "Wir hätten noch ein, zwei Tore mehr schießen können, wenn nicht müssen."

Es dürfte auch Köllner gefallen, dass der "Zehner" nach Höherem strebt, denn viele solcher verschenkten Punkte kann sich Sechzig (36 Punkte, Rang 8) im Aufstiegskampf nicht mehr leisten. Ein treffsicherer Bär kann da nur förderlich sein. Ob er sogar noch den "Zwanzger" anvisieren kann, wie im Vorjahr Mölders (22 Saisontreffer)? 15 Spiele wären dafür noch Zeit. Rein theoretisch . .

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