Löwen: Der vertagte Crash

Hasan Ismaik sagt seinen geplanten Besuch beim Spiel der Löwen gegen Paderborn kurzfristig ab. Die Fronten zwischen den 1860-Bossen und dem Investor wegen Eriksson sind weiter verhärtet.
Filippo Cataldo |
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Tischtuch zerschnitten? 1860-Investor Ismaik (l.) und Präsident Schneider sind nicht zum ersten Mal verschiedener Meinung.
sampics Tischtuch zerschnitten? 1860-Investor Ismaik (l.) und Präsident Schneider sind nicht zum ersten Mal verschiedener Meinung.

München - Die Einladung zum vorläufigen Waffenstrecken kam noch, ehe die erste Patrone verschossen wurde. Gegen ein Uhr nachts sagte Hasan Ismaik seine geplanten Trip nach München zum Spiel der Löwen gegen Paderborn ab. Damit vertagte der Investor den drohenden Showdown mit 1860-Präsident Dieter Schneider in der Allianz Arena. Der arabische Investor sagte den Termin ab – nachdem er feststellen musste, dass die Löwen nichts von seinen Phantasien um Sven-Göran Eriksson und baldigster weiterer Schuldenaufnahme in Millionenhöhe halten und man sich weder von seinen Provokationen, noch von seinem drohenden Liebesentzug in Form eines Investitionsstopps oder von seiner Vorhut – am Montag hatte er seinen Bruder und persönlichen Assistenten Abdel Rahman zu Vorgesprächen nach Giesing geschickt – beirren ließ.

Frühestens in zwei Wochen soll es nun zu einem Treffen kommen. Bis dahin haben beide Seiten ein wenig Zeit, sich zu überlegen, wie sie mit dem kleinstmöglichen Gesichtsverlust aus dem Zwist herauskommen wollen. Leicht wird das nicht. Es herrscht noch immer allerhöchste Crashgefahr in Giesing.

Vor allem Ismaik scheint sich verkalkuliert zu haben. Seine Mentalität des „Wer-zahlt-schafft-an“ kollidierte mit dem bayerischen Selbstverständnis, dass es bisher noch immer irgendwie weitergegangen ist. Und so ließen die Blauen ihren Investor nun einfach auflaufen, als der mit der Idee um die Ecke kam, Eriksson zum Cheftrainer zu ernennen. Zwar ist es immer wieder bemerkenswert, wie schnell die absurdesten Vorstellungen beim TSV 1860 Realität werden können, doch das erschien selbst den Größenwahnsinnigsten unter den Löwen zu abstrus.

Für Eriksson bleibt bis auf Weiteres nur die skurrile Rolle des neuen Löwen-Groupies und Cheftrainer-Phantoms. Die schwedische Zeitung „Expressen“ berichtete zwar, dass die Verhandlungen zwischen Eriksson und den Löwen kurz vor dem Abschluss stünden – was sogar nur eine halbe Ente ist. Denn Eriksson ist sich nach AZ-Informationen längst mit Ismaik einig. Der Jordanier soll Eriksson, den er über einen thailändischen Geschäftspartner kennen gelernt hat, einen Zweijahresvertrag angeboten haben. Zwei Millionen Euro sollen der Schwede und sechs Mitarbeiter im Jahr bekommen, dazu soll er für rund 20 Millionen Euro einkaufen dürfen.

Genau gegen diese massive Neu-Verschuldung wehren sich die Löwen-Bosse. Und Ismaik hat die Rechnung ohne Geschäftsführer Robert Schäfer gemacht. Der allein könnte Eriksson einstellen. Doch das wird er nicht tun. Und Weisungen kann an Schäfer kann nur Präsident Schneider erteilen – mit dem sich Schäfer diesmal ausnahmsweise einig ist.

Selbst Ismaiks Drohkulisse des totalen Investitionsstopps scheint die Löwen nicht zu schocken. Bei der Delegiertenversammlung am Mittwoch wollen Schäfer und Schneider dem Vernehmen nach aufzeigen, dass sie auch ohne den Retter aus Jordanien überlebensfähig sind. Bis 2015, so sagte schon der zurückgetretene Investoren-Statthalter Hamada Iraki der AZ, könnten die Löwen eine schwarze Null in ihrer Bilanz stehen haben. Nötig wäre dafür – sollte Ismaik seine schon mündlich zugesagten Darlehen von 12 Millionen Euro nun zurückziehen – eine Reduzierung des Spieleretats auf rund 7 Millionen Euro, ein in etwa gleichbleibender Zuschauerschnitt von 21.000 bis 23.000 – und ein gewisser sportlicher Erfolg der Mannschaft. Diese müsste im Saison-Durchschnitt bis 2016 mindestens Sechste sein – dann würde sie wohl ausreichend TV-Gelder einspielen. Es wäre ein Vabanque-Spiel, aber kein unmögliches. Und die Löwen wären weiter Herr im eigenen Haus.

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