Löwe, Retter, Arbeiter - und Mann der Zukunft?

München - Torsten Fröhling tankt Kraft. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt im Abstiegskampf fuhr der Löwen-Retter zu seiner Familie nach Hamburg. Runterkommen. Die Nerven beruhigen. Alles sacken lassen. Nun steht ein Urlaub in Griechenland an. Der 48-Jährige lädt die Batterien wieder auf, um am 22. Juni als 1860-Trainer die neue Saison in Angriff zu nehmen. Aber: Darf er das überhaupt? „Er ist unser erster Ansprechpartner“, erklärte Aufsichtsrat Noor Basha dem „Münchner Merkur“. Fröhling habe „ein großes Herz und ist in jedem Fall eine Option“. Eine Option? Aber eben nicht die einzige. Die AZ sagt, was für Fröhling spricht - aber auch, was gegen ihn.
PRO FRÖHLING
Spieler pro Fröhling: Die 1860-Kicker haben sich eindeutig für ihren Coach ausgesprochen. Von Kapitän Christopher Schindler über Daniel Adlung bis zu Gary Kagelmacher – sie alle betonen, wie gut die Beziehung zum Coach ist. Herzensaussagen, die die Hoffnung zum Ausdruck bringen, mit Fröhling weiterarbeiten zu können nach einer Saison, in der es lange nicht gut um die Beziehung zwischen Spielern und Trainer (Ricardo Moniz, Markus von Ahlen) stand.
Verantwortliche loben ihn: Neben den Spielern scheinen auch Sportchef Gerhard Poschner und das Präsidium um Gerhard Mayrhofer ausnahmsweise einer Meinung: Torsten Fröhling hat eine Chance verdient. Fröhling betonte bereits, „sehr gute Gespräche“ mit Poschner geführt zu haben. Eine Vertragsverlängerung scheint eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Aber bei den Löwen weiß man bekanntlich nie.
Er passt zum Verein: Nach dem Flop mit dem „verrückten Professor“ Moniz und dem profillosen von Ahlen scheint mit Fröhling endlich ein Coach gefunden, der perfekt zu 1860 passt. Bodenständig, ehrlich, geraderaus, das Herz auf der Zunge tragend und ein harter Arbeiter. Fröhling verkörpert, was 1860 sein will: Arbeiterklub mit rustikalem Charme. Der 48-Jährige, früher als Spieler selbst eher Kämpfer als Feingeist, steht genau dafür.
Kontinuität: Fröhling ist der dritte Coach in dieser Saison. Das Trainerchaos hat 1860 immens geschadet. Fröhling kennt die Mannschaft, die Spieler kennen ihn. Er selbst hat vor Wochen erklärt, dass er seine Arbeit fortsetzen wolle, um Kontinuität in den Klub zu bringen. Mit dem Duo Fröhling/Benjamin könnte es endlich soweit sein.
KONTRA FRÖHLING
Keine Weiterentwicklung: Die Spiele gegen Kiel haben klar aufgezeigt: Die Mannschaft hat sich spielerisch auch unter Fröhling noch überhaupt nicht weiterentwickelt. Ein taktisches Konzept ist bislang nicht zu erkennen. Die Frage ist: War dies der Ausnahmesituation Abstiegskampf geschuldet oder ist es Fröhling schlicht nicht gelungen, seine Ideen auf die Spieler zu übertragen?
Ismaik "denkt nicht daran, seine Anteile zu verkaufen"
Die Belastung: Je länger der Abstiegskampf dauerte, desto mehr sah man Fröhling die emotionale Belastung an. Die ständige öffentliche Aufmerksamkeit, die vielen Verpflichtungen schienen dem als Profi-Trainer unerfahrenen Fröhling zu viel zu werden. Sinnbildlich war der Moment, als er sich nach der Rettung auf die Bank setzte und für sich sein wollte.
Schlechte Erfahrungen mit Amateur-Trainer: Im Sommer 2013 hatte man großspurig angekündigt, nie wieder Experimente mit Amateur- oder Co-Trainern eingehen zu wollen. Dann kam das Desaster mit von Ahlen – und nach ihm Fröhling, der nur die Amateure trainiert hatte. Braucht es für die Löwen einen Coach, der mehr einschlägige Erfahrung hat?
Kommt doch noch eine große Lösung? Passend dazu geistert der Name Felix Magath durch München. Basha bezeichnete derartige Gerüchte zwar als „eine schöne Erfindung von Medien für Medien“. Und Magath würde auch nur kommen, wenn Ismaik seine Anteile abtreten würde – was er nicht vorhat. Doch die heikle Personalie zeigt auch: Bei 1860 scheinen nicht alle vollständig von Fröhling überzeugt. Trotz Retter-Bonus.