Liendl: „Wir wissen, dass wir Qualität haben“

Der Mittelfeld-Star der Löwen spricht vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub Düsseldorf exklusiv in der AZ über die Tabellensituation, die Probleme und Coach Runjaic: „Er hat eine Linie, die zieht er durch.“
von  Patrick Mayer
„Wir machen zu viele individuelle Fehler“, sagt Löwen-Star Michael Liendl vor dem Spiel des TSV 1860 gegen seinen Ex-Verein Fortuna Düsseldorf.
„Wir machen zu viele individuelle Fehler“, sagt Löwen-Star Michael Liendl vor dem Spiel des TSV 1860 gegen seinen Ex-Verein Fortuna Düsseldorf. © sampics/Augenklick

Der Mittelfeld-Star der Löwen spricht vor dem Spiel gegen seinen Ex-Klub Düsseldorf exklusiv in der AZ über die Tabellensituation, die Probleme und Coach Runjaic: "Er hat eine Linie, die zieht er durch."

München - Der Österreicher wechselte in der vergangenen Saison von Fortuna Düsseldorf zum TSV 1860, am Sonntag (13.30 Uhr, Sky) geht es für den 31-Jährigen mit den Löwen gegen seinen Ex-Klub.

AZ: Herr Liendl, Sie waren mit der Mannschaft beim Bowlen. Bei Facebook haben Sie geschrieben, mancher solle lieber beim Fußball bleiben. Wer hatte Probleme mit den Pins?
MICHAEL LIENDL: (lacht) So ziemlich alle außer mir. Nein, das war ein lustiger Abend, unsere Frauen waren auch dabei. Wir haben gut gegessen, ein wenig gebowlt. Der eine oder andere hat sicher noch Luft nach oben…

Wer sagt bei Ihnen: Jungs, wir machen was zusammen?
Einer bringt eine Idee ein und dann ziehen zwei, drei mit. Diesmal hatten Mauer (Jan Mauersberger, d. Red.) und Zimbo (Jan Zimmermann, d. Red.) den Anstoß gegeben.

Weniger lustig ist die Tabellensituation. Woran liegt’s?
Dass wir viele individuelle Fehler machen. Wir waren spielerisch phasenweise überlegen, hatten oft mehr Ballbesitz. Doch dann hauen wir uns die Gegentore „selber“ rein. Dann ist es immer schwer, zurückzukommen.

Vor 1860-Duell mit Düsseldorf: Wittek, Adlung und Matmour droht Sperre

Weil die Liga stärker ist als in den Vorjahren?
Die Liga war schon immer gut. Aber mit den Würzburger Kickers und Dynamo Dresden sind zwei Mannschaften aufgestiegen, die ein großes Potenzial haben. Und von oben sind mit dem VfB Stuttgart und Hannover 96 zwei richtig gute Teams runtergekommen. Das macht die Liga sicher einen Tick stärker.

Es wirkt, als täten Sie sich schwer, Tore zu schießen.
Vorne fehlt die letzte Konsequenz, dass man den Ball wirklich über die Linie drücken möchte. Wenn wir nur drei Chancen haben, muss halt einmal der Ball rein. Das ist uns zuletzt nicht gelungen.

Müsst Ihr den Gegner mehr stressen?
Im Spiel musst du schnell entscheiden. Oft sind wir im Passspiel zu ungenau. Wenn wir den letzten Pass konzentrierter spielen, erarbeiten wir uns auch mehr Chancen.

Mit Sebastian Boenisch haben Sie einen Verteidiger dazu bekommen, der den Ball an den Mann bringt.
Ein Spieler mit dieser Qualität kann uns sicher weiterhelfen. Wie er sein Spiel interpretiert, wird man sehen. Im Training hat er angedeutet, dass er ein sehr gutes Passspiel und den Blick nach vorne hat.

Er wirkt sehr selbstbewusst und aufgeschlossen.
Den Eindruck habe ich auch. Er hat sofort versucht, sich in die Mannschaft zu integrieren, und er hat mit vielen von uns gesprochen. Ich glaube, dass er ein positiver Typ ist und eine gute Ausstrahlung hat.

Die Situation ist nicht einfach. Wie geht Coach Kosta Runjaic mit Ihnen um?
Er spricht uns Mut zu, sagt, dass wir die Spiele größtenteils selbst verloren haben. Sein Ziel ist es, die individuellen Fehler abzustellen, bei der Arbeit trotzdem positiv zu bleiben. Er hat eine Linie, die zieht er durch. Das kommt gut an. Wir wissen, dass wir Qualität haben. Wir müssen es nur auch über 90 Minuten auf den Platz bringen.

Am Sonntag geht es gegen Fortuna Düsseldorf. Sie kennen den Verein sehr gut. Gibt es Parallelen zu Sechzig?
Ja, es ist ähnlich wie hier. Es passiert sehr viel drum herum, die Ansprüche sind sehr hoch, das Potenzial riesig. Sie haben jetzt einen anderen Weg eingeschlagen, setzen mehr auf junge Spieler und haben Profis dazu geholt, die besser zum Verein passen.

1860-Heimspiel gegen Düsseldorf: Ismaik lädt 60 Kinder zu den Löwen ein

Was erwartet Sie fußballerisch?
Ich glaube, dass sie sehr kompakt stehen und viele Situationen spielerisch lösen. Dazu kommt Rouven Hennings. Einen Stürmer wie ihn hatten sie davor nicht. Er macht sie stärker.

Hennings muss man erstmal aus dem Spiel nehmen.
Klar. Ihn muss man kontrollieren, er kann aus einer Chance ein Tor machen.

Zu Ihnen: Im Sommer wirkte es, als seien Sie Geschichte bei Sechzig. Nun sind Sie Stammspieler. Wie verarbeiten Sie dieses Auf und Ab?
Ich bin ein paar Jahre im Fußballgeschäft dabei und habe einiges miterlebt. Wahrscheinlich alles, was man als Spieler erleben kann. Ich weiß, wie es läuft. Ich habe mir keinen Stress gemacht. Wie schnell es anders geht, hat man danach gesehen.

Was hilft Ihnen dabei, gelassen zu bleiben?
Ich habe meine Familie und meine beiden Kinder zu Hause. Wenn du heimkommst und die dich anlachen, ist der Fußball nicht mehr so wichtig.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.