Liendl im AZ-Interview: Neustart unter Möhlmann
AZ: Herr Liendl, haben Sie Ihr Traumtor aus dem Testspiel gegen Innsbruck noch mal angeschaut?
MICHAEL LIENDL: Ja, ich hab’s mir nochmal angeguckt. Den hab ich ganz gut getroffen.
Wie wichtig war es in dieser Situation, gleich das erste Spiel unter dem neuen Trainer Benno Möhlmann zu gewinnen?
Da wir in letzter Zeit nicht so oft gewonnen haben, ist es doppelt wichtig. Da tut jeder Sieg gut. Auch dass wir mal drei Tore geschossen haben, ist ganz wichtig.
Was zeichnet Möhlmann aus?
Er ist ein sehr ruhiger, erfahrener Trainer, der einen klaren Plan hat und eine klare Vorstellung, wie er spielen will. Ich glaube, das ist ganz wichtig und das merkt man bei ihm einfach. Ich glaube, dass uns das gut tut, der Eindruck ist bis jetzt sehr positiv. Innerhalb der Mannschaft und auch im Training merkt man einen gewissen Aufschwung.
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Warum gelingt mit ihm die Wende?
Weil er ein sehr erfahrener Trainer ist, der viel erlebt hat und gewisse Dinge richtig anpackt. Es ist schwer, ihn aus der Ruhe zu bringen – mit so vielen Jahren Erfahrung. Er wird das so hinbekommen, dass der Club und die Mannschaft erfolgreich sind.
Was muss sich bei 1860 ändern, damit es vorangeht?
Es muss eine gewisse Ruhe reinkommen. Das kommt, wenn du sportlich erfolgreich bist. Somit liegt es in erster Linie an uns Spielern. Umgekehrt ist es natürlich genauso: Wenn in der Führungsetage und im Umfeld Ruhe herrscht, dann überträgt sich das auch auf die Mannschaft.
Sie hatten zu Saisonbeginn nicht den besten Start, dann einen Platz auf der Bank und schließlich eine defensive Position. Ist der Trainer-Wechsel für Sie ein Neustart?
Als ich hier herkam, habe ich mir das natürlich anders vorgestellt. Ich war zwei Spiele auf der Bank, das war für mich nicht zufriedenstellend. Deswegen ist es für mich schon eine Art Neustart.
Funktionieren die beiden Alpha-Tiere im Mittelfeld, Daniel Adlung und Sie, zusammen?
Das glaube ich schon. Wir sind zwei Spieler, die der Mannschaft viel geben können. An solchen Spielern kann sich die Mannschaft dran hängen.
Wie schwer wiegen die vielen verletzungsbedingten Ausfälle zuletzt?
Das ist natürlich nie schön und nie lustig, wenn du so viele Verletzte hast. Wir haben keinen so großen Kader, dass wir das locker wegstecken. Deshalb ist wichtig, dass so langsam alle zurückkommen und der Konkurrenzkampf wieder angeheizt wird.
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Der Karlsruher SC ist vergangene Saison nur knapp in der Relegation zur 1. Liga gescheitert. Wie schätzen Sie Ihren kommenden Gegner ein?
Sie gehören von der Qualität auch nicht dahin, wo sie momentan stehen. Ich glaube, dass das verpatzte Relegationsspiel einen Schock im ganzen Verein ausgelöst hat. Es ist schwer einzuschätzen, wie weit sie derzeit sind oder wann sie mal explodieren. Aber es ist auch nicht so wichtig, wie unser Gegner momentan heißt, sondern dass wir den Sieg einfahren.
Was bedeutet für Sie als Österreicher die souverän erreichte EM-Quali?
Das ist natürlich überragend für das Land und den österreichischen Fußball. Man muss den Hut davor ziehen, dass man ohne Niederlage in einer Gruppe durchmarschiert, die nicht einfach war. Dass man da Erster wird, ist eine großartige Arbeit.
Ist es ein großes Ziel von Ihnen, im nächstes Jahr im EM-Kader zu stehen?
Klar. Wenn ich dort hinkomme, wo ich schon mal war, erhoffe ich mir Chancen, zumindest im Kader zu sein.
Wann ist geplant, dass Ihre Familie nachkommt?
Ich hoffe, dass wir das bald über die Bühne bringen, weil es mir wichtig ist, dass die Familie hier ist. Das Hotelleben ist zwar eine Zeit lang gut und schön, aber es wird dann auch Zeit, dass man seine eigenen vier Wände hat.