Leit-Löwen gesucht: Wer taugt nach dem Mölders-Aus beim TSV 1860 zum Anführer?
München - Sascha Mölders ist Geschichte beim TSV 1860. Selten hat eine Nachricht so eingeschlagen wie diese, umso schneller wollte die Sportliche Leitung die alles beherrschende Demission des Alpha-Löwen beiseite wischen. Schließlich sollen die Sechzger tatsächlich wieder Fußball spielen...
Im Stadion Rote Erde, wo der TSV 1860 schon auf dem Weg zur einzigen Meisterschaft im Jahre 1966 entscheidende Punkte sammelte, trifft die Mannschaft von Cheftrainer Michael Köllner am Samstag auf Borussia Dortmund II (14 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker). Eines ist in Spiel eins nach Mölders vollkommen klar: Die Löwen müssen im Pott, unweit von Mölders' Geburtsort Essen, eine Reaktion zeigen.
Köllner: Das Mölders-Beben hat die Mannschaft nicht negativ beeinflusst
Folgende Aussage von Köllner zeigt deutlich, wie es wohl um die Laune der Löwen nach der Beurlaubung ihres Anführers mit seinen mehr als fragwürdigen Führungsmethoden bestellt ist. "Wir haben die Entscheidung am Montag dem Mannschaftsrat mitgeteilt, am Dienstag die Mannschaft noch mal informiert. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Nachricht einen negativen Einfluss hatte", so Köllners vielsagende Einschätzung.
Nun müssen in Dortmund neben dem mächtigen Signal-Iduna-Park, in dem die Profis des BVB um die Meisterschaft kämpfen, wegweisende Entscheidungen getroffen werden. Erstens: Wer ersetzt Mölders als Kapitän? "Stefan Lex wird die Mannschaft aufs Feld führen", sagte Köllner auf AZ-Anfrage wenig überraschend, schließlich war der stürmende Sechzger-Fan im Löwen-Trikot schon zuvor erster Stellvertreter.
Bär, Lex und Linsbichler könnten Mölders ersetzen
Zweitens: Wer stürmt anstelle von Mölders? "Die naheliegendsten Lösungen sind natürlich Marcel Bär und Lex", brachte es Köllner über den Neuzugang und den Vize-Käpt'n auf den Punkt, der 51-Jährige hat aber auch "Tim Linsbichler in der Hinterhand." Merveille Biankadi (muskuläre Probleme) fällt dagegen aus.
Drittens, und das ist die entscheidende Frage: Welche Spieler haben denn nun das Zeug zum Leit-Löwen? Da wäre natürlich Lex, der als gemütlicher Oberbayer, aber auch sehr ehrgeiziger Profi bekannt ist. Seit Wochen ist Lex einer der besten Sechzger, doch in Drucksituationen wollte der schnelle Stürmer in der Vergangenheit oft zu viel - was zum Hemmschuh wurde.
Köllner: "Viele Spieler wollen das Mölders-Vakuum füllen"
Wie von Günther Gorenzel kürzlich klargestellt, müssen Abwehrchef Stephan Salger und Spielmacher Richard Neudecker nun aus Mölders' Schatten treten. Mit Torhüter Marco Hiller, dem wiedergenesenen Rechtsverteidiger Marius Willsch, Linksverteidiger Phillipp Steinhart, Mittelfeldmotor Dennis Dressel oder Kämpfer Yannick Deichmann hat 1860 weitere Spieler in seinen Reihen, die (nun noch mehr) vorangehen müssen.
Klar ist auch: Mit Mölders ist der Alpha-Löwe bei den Sechzgern zum Auslaufmodell geworden. Nun gelten eher flache Hierarchien, Verantwortung wird im Löwen-Rudel an der Grünwalder Straße auf mehrere Schultern übertragen. Daher sprach Köllner zwar mit Verweis auf den Mannschaftsrat von "funktionierenden Strukturen", erklärte aber auch: "Unter der Woche haben viele Spieler gezeigt, dass sie sich voll reinhauen und das durch Sascha entstandene Vakuum füllen wollen." Der 51-Jährige appellierte an alle seine Mannen: "Jeder einzelne Spieler ist jetzt in der Pflicht."
Um noch ein Wort zur Taktik der Giesinger zu verlieren: Man hat nach dem 2:5 gegen Spitzenreiter Magdeburg zuletzt das Hauptaugenmerk auf die Defensive gelegt und will "aus einer kompakten Formation spielen". Kurioserweise ist es ja so: Mit den Spielen in Dortmund und danach in Würzburg können die neuen Leit-Löwen vieles entscheidend beeinflussen: nach oben wie nach unten.