"Keine dritte Chance": Trainer Maurizio Jacobacci zieht beim TSV 1860 die Zügel an
München - Fragen über Fragen türmen sich auf nach der zweiten Löwen-Pleite in Serie gegen den SV Sandhausen (0:3). War's verdient – auch in dieser Höhe? Insgesamt schon, schließlich hatte der Absteiger mehr vom Spiel, überfiel 1860 im ersten Durchgang, zeigte sich vor dem Tor eiskalt. Mit drei Toren Abstand keineswegs, schließlich hätte 1860 drei, vier, fünf Tore schießen können.
Eine Frage wird sich Cheftrainer Maurizio Jacobacci in der Nachbetrachtung des vierten Saisonspiels möglicherweise auch stellen: Hat er Neulöwe Julian Guttau zurecht auf die Bank verbannt? Alles begann mit Guttaus frühem Führungstreffer gegen Aufsteiger VfB Lübeck, auf den heimischen Giesinger Höhen. Der Neuzugang stand goldrichtig und traf zur 1860-Führung. So weit, so guttau-gut.
"Hat nichts mit seiner Leistung zu tun": Jacobacci erklärt, warum Guttau auf die Bank musste
Dennoch musste sich der 23-jährige Flügelflitzer nach dem Spiel von seinem Coach für mangelnde Defensivarbeit kritisieren lassen, wurde nach dem beiden Lübecker Treffern sogar schon vor der Pause ausgewechselt (35.).
"Er hat nicht schlechter gespielt als andere, absolut nicht", stellte Jacobacci nach dem 1:2 nochmal klar, doch auch in Sandhausen ließ er den Ex-Freiburger draußen. "Ob Guttau spielt oder nicht, hat nichts mit seiner Leistung zu tun", erklärte: "Es ist eine taktische Maßnahme, ob der ein oder andere im Team ist oder nicht." In Sandhausen müsse man schließlich "sehr solide spielen", so der 60-Jährige.
Es kam, wie es kommen musste - und vielleicht auch mit Guttau in der Startelf gekommen wäre: 1860 vergeigte ohne den Neuzugang die erste Halbzeit, von einer soliden Defensive war man weit entfernt. Guttau kam schließlich nach 0:2-Rückstand als Joker mit Wut im Bauch ins Spiel.
Prompt avancierte er neben Schlussmann Marco Hiller, der eine höhere Pleite verhinderte, zum besten Löwen auf dem Feld: Gleich mehrere dicke Chancen, hauptsächlich von Neu-Torjäger Joel Zwarts, bereitete der Wirbelwind über seine linke Seite vor.
Der Matchplan des TSV 1860 in Sandhausen geht nicht auf: Hätte, hätte, Fahrradkette...
Hätte Jacobacci seinen pfeilschnellen Linksaußen also mal drin gelassen, ist die naheliegende Erkenntnis. Schließlich hat der Mann auch Sechzigs Premierentor geschossen, beim 12:0-Kantersieg gegen den FC Tittling.
Oder, ungleich wichtiger als diese Randnotiz: beim 2:0-Auftaktsieg gegen den SV Waldhof Mannheim einen Assist beigesteuert und insgesamt bisher gut funktioniert. Jedenfalls: Er scheint früh bei 1860 angekommen zu sein. Ob der TSV das Spiel beim SVS mit ihm dann also nicht verloren, oder sogar gewonnen hätte? Hätte, könnte, wäre...

Jacobacci entschied sich jedenfalls für eine Formation mit zwei Sechsern, neben Niklas Tarnat durfte auch Hoffnungsträger Marlon Frey, der schon gegen Lübeck für Guttau ins Spiel gekommen war, auflaufen.
Spielmacher Albion Vrenezi, der im Vergleich mit Guttau "mehr Speed" habe, sollte mehr über die Außenbahn kommen. Ein Plan, der auch wegen Frey und Vrenezi schief ging: Der eine agierte noch nicht so, wie es sich Jacobacci ("Er ist ein wichtiger Spieler und Sprachrohr auf dem Platz") vorstellte, der andere verlor vor dem 0:1 den Ball.
TSV 1860: Julian Guttau hat den Wink von Coach Maurizio Jacobacci verstanden
Ganz generell ließ Jacobacci mit einer mehr als klaren Ansage aufhorchen. "Wir können uns keinen Spieler leisten, der weniger leistet als die anderen. Das habe ich dem Team nochmal klar kommuniziert", so der gebürtige Berner: "Wenn einer das jetzt nicht verstanden hat, bekommt er keine dritte Chance mehr." Guttau hat seine Sandhausen-Chance jedenfalls genutzt und dürfte im anstehenden Heimspiel am Samstag um 16.30 Uhr gegen Erzgebirge Aue (und Ex-Löwe Marcel Bär) wieder gesetzt sein.
Übrigens: Auf dem anderen Flügel musste auch Neuzugang Tarsis Bonga spüren, was der Trainer meint. Nach unglücklichem Joker-Einsatz gegen Lübeck wurde er in Sandhausen gar nicht erst in den Kader berufen.