Kann sich der TSV 1860 seine Talentschmiede noch leisten?

Nach dem Rücktritt von U19-Trainer Helmut Luksch spricht Sportchef Günther Gorenzel von "unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Ausrichtung" von Sechzigs Talentschmiede. Nun liegt es an den Löwen-Bossen und Investor Ismaik.
von  Matthias Eicher
Gibt Auskunft über den ins Stocken geratenen Wechsel von Michael Görlitz: Günther Gorenzel, neuer Sportlicher Leiter des TSV 1860.
Gibt Auskunft über den ins Stocken geratenen Wechsel von Michael Görlitz: Günther Gorenzel, neuer Sportlicher Leiter des TSV 1860. © sampics/Augenklick

München - Nach dem Rücktritt von Sechzigs U19-Cheftrainer Helmut Luksch (die AZ berichtete) kürzlich nach dem 4:4 bei Tabellenführer SSV Jahn Regensburg am Samstag hat sich Sportchef Günther Gorenzel zur Lage in Sechzigs Nachwuchsleistungszentrum geäußert und erklärt, dass die preisgekrönte Talentschmiede der Sechzger vor einer ungewissen Zukunft steht.

NLZ-Boss Märkle übernimmt anstelle von Luksch

"Es war sehr überraschend für uns, dass er hingeworfen hat", erklärte Sportchef Günther Gorenzel auf Nachfrage der AZ über Lukschs Rücktritt, den Gorenzel mit "unterschidlichen Auffassungen über die künftige Ausrichtung" begründet.

Dieter Märkle, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, werde demnach zunächst als Interimstrainer fungieren, bevor ab Winter eine Dauerlösung folgen solle. Diese hänge jedoch ganz davon ab, welchen Weg man mit dem NLZ weiter verfolgen wolle.

Günther Gorenzel: Zukunft des NLZ unklar

Gorenzel dazu: "Es ist kein Geheimnis, dass sich ein Drittligist schwer tut, die Dinge zu finanzieren. Es ist nicht einfach, sehr viel ins NLZ zu investieren und einen schlagkräftigen Profi-Kader zu haben. Wir haben mehrere Varianten erarbeitet, wie das NLZ künftig ausgerichtet wird. Das ist nun Entscheidung der Gesellschafter."

Besagte Szenarien habe der Sportchef, der bald zum zweiten Geschäftsführer neben Michael Scharold ernannt werden soll, in Absprache mit Märkle und Profi-Scout Jürgen Jung entwickelt.

1860-Bosse um Reisinger und Investor Ismaik entscheiden

In anderen Worten: Die Vereinsbosse und Investor Hasan Ismaik müssen entscheiden, in welchem Umfang Sechzigs preisgekrönte Talentschmiede noch gefördert werden kann. Bisher fließen nach AZ-Informationen jährlich zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro vom Gesamtverein der Sechzger in das Nachwuchsleistungszentrum, das Spieler wie die Bender-Zwillinge, Kevin Volland oder Julian Weigl hervorgebracht hat und auch in der Zukunft möglichst viele Talente hervorbringen soll. Dazu kommt ein variierender Betrag von Geldgeber Ismaik.

Nun müssen die Sechzger-Bosse nicht nur über die künftige Strategie der Profi-Mannschaft von Daniel Bierofka tagen, sondern auch entscheiden, in welchem Umfang das NLZ noch gefördert werden kann.

Aufstieg für U19 und Bierofkas Profis Gold wert

Die U19 hatte im Abstiegsjahr der Profis den Gang aus der Junioren-Bundesliga in die Bayernliga antreten müssen. Der geplante Wiederaufstieg - wichtig im Wettbewerb mit anderen Leistungszentren um junge Talente - ist für die drittplatzierten Junglöwen mit 19 Punkten aus neun Spielen und damit schon sieben Zählern Rückstand auf Regensburg in Gefahr.

Über kurz oder lang müssen die Sechzger zum Erhalt der professionellen Strukturen ohnehin den Aufstieg der Profis in die Zweite Liga anstreben, wo alleine an TV-Geldern etwa das Zehnfache der jetzigen Summe von knapp einer Million Euro zu verdienen ist.

Ob der Atem von Sechzigs Vereinsbossen und Ismaik lange genug ist, falls man überhaupt auf einen gemeinsamen Nenner kommt? Eine Entscheidung darüber ist laut Gorenzel wohl im Winter zu erwarten.

Löwen-Vize Sitzberger kritisiert Ismaik - und hat eine Bitte

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