Kai holt die Löwen (wieder) aus der Kiste

Relegationsretter Bülow trifft für 1860 in den letzten Sekunden zum Sieg. "Besser geht es nicht", freut sich der Interimskapitän. Zu Belohnung gibt’s von Trainer Vitor Pereira nun zweieinhalb freie Tage.
von  Matthias Eicher
Glückwünsche von Maximilian Wittek: Kai Bülow war der Matchwinner für die Löwen.
Glückwünsche von Maximilian Wittek: Kai Bülow war der Matchwinner für die Löwen. © Matthias Balk/dpa

München - Da war er wieder. Der Augenblick, der langsam aber sicher den Namen Kai-Bülow-Moment tragen müsste. Heimspiel des TSV 1860, Nachspielzeit. Ein Tor fehlt zum Sieg! Die Fans beten, die Spieler werfen alles nach vorne – und als keiner mehr zu hoffen wagt, sorgt Bülow auf Rasen und Rängen für kollektive Erlösung.

"Vom Zeitablauf erinnert das Tor an Kiel, aber insgesamt war der Druck vor dem Spiel ein bisschen geringer. Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Drei Punkte gegen den direkten Konkurrenten – besser geht es nicht", sagte der Matchwinner nach dem 2:1 am 20. Spieltag gegen den Karlsruher SC.

Sein Siegtreffer hatte die Löwen im Relegations-Rückspiel Anfang Juni 2015 gegen Holstein Kiel vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahrt, sein Siegtreffer am Samstag in der 95. Minute ebnete den Weg zu einem weitaus weniger wichtigen, dennoch nicht unbedeutenden Dreier. Im Falle einer Pleite wäre ein Abrutschen auf jenen Rang 16 zu befürchten gewesen, der am Saisonende die besagte "Verlängerung" im Abstiegskampf nach sich zieht.

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Doch durch Bülow hat sich der TSV vor 18 100 Zuschauern und einem sichtlich erfreuten Investor Hasan Ismaik den vierten Erfolg in sechs Heimspielen geschnappt und in einem "unglaublich wichtigen sechs-Punkte-Spiel" (Ivica Olic) mit nun 22 Punkten Luft verschafft. Vier-Zähler-Polster auf den KSC und Bielefeld, Aue (17) und St. Pauli (15) rangieren noch dahinter. "Auch wenn der Treffer spät fiel, war er doch verdient. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt", urteilte Trainer Vitor Pereira über den Last-Minute-Sieg.

Duell der 1860-Rückkehrer

Das Duell mit den 1860-Rückkehrern Oliver Kreuzer (KSC-Sportchef) und Moritz Stoppelkamp, in dem Figueras die glückliche Gästeführung schoss (48.) und Olic auf kuriose Weise den Ausgleich erzielte (57), könnte nach dem blamablen Achtelfinal-Aus im Pokal bei Drittligist Lotte als Wiedergutmachung in die Annalen eingehen. Und zwar deshalb, weil ein 30-jähriger, fast schon ausrangierter Kämpfer sein Revival als Retter erlebte.

Auf der Bank? Die vermeintliche Bestbesetzung Olic, Stefan Aigner, Michael Liendl, Daniel Adlung, Jan Zimmermann. Plötzlich in der Startelf: der unter Ex-Trainer Kosta Runjaic schon aussortierte Bülow, auch in Pereiras Planungen bisher kaum berücksichtigt. "Der Trainer hat viel durchgewechselt. Es weiß jeder, dass es im Fußball schnell geht", sagt Bülow gewohnt zurückhaltend, dabei nahm er eine Schlüsselrolle ein: Abräumer in der Zentrale und, mangels anderer Führungsspieler, zum zweiten Mal gar Kapitän. "Das erste Mal war daheim gegen Frankfurt, wir haben auch mit 2:1 gewonnen – von daher vielleicht ein gutes Omen, getroffen habe ich damals aber nicht."

Zwei Tage frei für die Löwen

Dafür köpfte er jetzt eine Hereingabe von Neuzugang Amilton, einmal mehr durch seine unnachahmlichen Dribblings auffälligster Löwe und von Bülow als "Waffe" bezeichnet, an den Innenpfosten – und hinein ins Glück. "Ich spekuliere auf die Flanke, die Amilton hervorragend reinbringt. Und dass ich mal per Kopf treffen kann, das ist ja bekannt", beschreibt er.

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Der Rest war Jubel. Nur beim Matchwinner selbst nicht – der fiel um. "Mir ist nicht viel durch den Kopf gegangen: Ich wollte eher versuchen, die Krämpfe wieder raus zu bekommen", schildert Bülow. Nun hat Pereira, der einen Abstecher zur Familie nach Porto unternimmt, zweieinhalb Tage frei gegeben – dank des Mannes der besonderen Momente.

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