Kagelmacher: „Die roten Stutzen sind eine Extra-Motivation“
AZ: Herr Kagelmacher, die 0:1-Pleite des TSV 1860 gegen den FSV Frankfurt haben Sie wegen einer Magen-Darm-Grippe verpasst. Wie geht’s?
GARY KAGELMACHER: Danke, gut. Die Nacht vor dem Spiel war schlimm. Ich habe quasi auf der Toilette geschlafen, musste um fünf Uhr morgens ins Krankenhaus. Eine Katastrophe! Jetzt bin ich fit.
Zuvor haben sie sämtliche Spiele absolviert. Wie schwer fiel die Zuschauer-Rolle?
Ich wollte unbedingt helfen, aber hatte keine Kraft. Ich denke, Manu (Kagelmacher-Ersatz Emanuel Taffertshofer, Anm. d. Red.) hat das gut gemacht und sein Bestes gegeben, aber das ganze Team war nicht präsent. Das war kein schönes Spiel.
Damit haben die Löwen die Hinrunde mit nur 14 Punkten beendet – so schlecht wie nie.
Dieser Klub hat viel Tradition. Nur zwei Siege in 17 Spielen? Das ist zu wenig. Es tut sehr weh, eine solche Geschichte zu schreiben.
Woran scheitert es denn?
Es ist einfach sehr, sehr schwer, permanent im Abstiegskampf zu sein: mental, nicht für die Beine. Wir haben viele Verletzte. Ich habe gelesen, was Sportchef Oliver Kreuzer sagte: Wir machen einen Schritt vor und zwei zurück. Aber: Wir müssen zwei Schritte vorwärts machen und – wenn überhaupt – nur einen zurück.
Zuletzt wirkte die Mannschaft mit acht Punkten aus vier Spielen relativ stabil.
Das ist unser Problem: Wir glauben, wir sind gut drauf, dann kriegen wir einen Schlag. Wir dürfen jetzt wanken, aber wir dürfen nicht umfallen. Wir haben noch drei Spiele vor der Winterpause, da müssen wir möglichst gut abschneiden. Und dann müssen Entscheidungen getroffen werden.
Verstärkungen meinen Sie?
Ich habe schon im Sommer nach der Rettung gesagt: Wir müssen uns schnell verstärken, eine gemeinsame Vorbereitung durchziehen und es diesmal besser machen. Das hat leider nicht geklappt. Jetzt könnten wir lange reden: Was ist passiert? Wieso so späte Transfers? Warum so viel Unruhe? Der Trainerwechsel. Aber das zählt nicht. Wir dürfen nicht in der Vergangenheit denken.
In der Gegenwart sagt Trainer Benno Möhlmann, die Mannschaft brauche Typen. Kagelmacher dürfte zustimmen.
Ich war auch mal 18 Jahre und weiß, dass es als junger Spieler nicht einfach ist, wenn du im Abstiegskampf steckst. Du kannst von diesen Spielern nicht immer 1A-Leistungen erwarten. Typen, mit Erfahrung, Körpersprache sind wichtig. Wenn man jeden Tag mit Spielern trainiert, die 200 Spiele auf dem Buckel haben, kann man sich was abschauen. Zwei, drei davon würden uns guttun.
Möhlmann sagte, dass Sie ihre Freude am Fußball wiedergefunden haben. War sie weg?
Ich glaube schon. Bei allen. Der Spaß kommt mit den Ergebnissen, die hatten wir lange nicht. Die zwei Siege gegen Duisburg und St. Pauli, die Siege im Pokal, das war sehr wichtig für uns. Ich möchte immer gewinnen, aber wenn die Ergebnisse ausbleiben, ist es auch für mich schwierig, positiv zu bleiben.
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Sie definieren sich über den Kampf. Was können Sie denn den unerfahrenen Spielern mitgeben?
Immer weitermachen, erst aufhören, wenn der Zweikampf gewonnen ist. Jeder Spieler hat seine Stärken und Schwächen. Bei einem beweglichen Spieler wie Marius Wolf, der in der Offensive wichtig ist, kommt es auf andere Dinge an.
Jetzt geht es im ersten Rückrundenspiel gegen Heidenheim. Welche Stutzen werden Sie diesmal anziehen?
Auf jeden Fall keine roten. Das war keine gute Aktion im Hinspiel und kann auch ein bisschen Extra-Motivation sein. Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber auch ich fühle die Rivalität zum FC Bayern, und kann den Ärger der Fans nachvollziehen.